Zermatter Gemeindepräsident zum Verbotswahn
«Gäste in den 5-Sterne-Hotels wollen schlafen»

Ab Mitternacht soll auf den Strassen kein Alkohol mehr getrunken werden, und Jugendliche dürfen sich dann erst gar nicht mehr draussen aufhalten. Zermatt wirft mit Verboten nur so um sich. Das sei dringend nötig, sagt Gemeindepräsident Christoph Bürgin.
Publiziert: 20.11.2015 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 21:30 Uhr
Neue Vorschriften für eine heile Bergwelt: Zermatt treibt es mit den Verboten auf sie Spitze.
Von Jasmin Gruber

Teenies unter 16 gehören nach 23 Uhr nicht mehr auf die Strasse, ab Mitternacht gibts draussen nicht mal mehr Bier. Strassengastronomie, Betteln und wildes Campen sollen verboten werden (BLICK berichtete). Was ist bloss los in Zermatt? Wird das Matterhorn-Dorf zur spassfreien Zone?

Feiern im Club, nicht auf der Strasse

Christoph Bürgin, Gemeindepräsident von Zermatt.
Foto: ZVG

«Es tönt dramatischer, als es ist», wiegelt Gemeindepräsident Christoph Bürgin (58) ab. «Aber diese Verbote sind nötig, da wir oft Reklamationen wegen der gestörten Nachtruhe haben. Wir wollen den Jugendlichen nicht die Partys vermiesen, aber sie sollen in einer Bar oder in einem Club feiern und nicht auf der Strasse», sagt er zu BLICK.

«Vor allem im Sommer sind die Jugendlichen bis spät in die Nacht draussen am Feiern und stören so unsere Gäste in den Fünf-Sterne-Hotels an der Bahnhofstrasse. Die wollen in Ruhe schlafen.» Auch das Gemeindebild werde gestört, denn: «Hinzu kommt das Problem mit Flaschen und Gläsern, weil diese dann einfach auf der Strasse entsorgt werden.»

Auch soll die Strassenprostitution auf fast dem gesamten öffentlichen Grund untersagt sein. «Wir haben kein Problem mit Prostituierten hier. Dieses Verbot besteht schon lange, es wird jetzt nur neu im Polizeireglement verankert.»

«Touristen schätzen die Ruhe»

Zermatt treibt den Verbotswahn auf die Spitze. Schreckt das die Touristen nicht eher ab? «Das ist möglich», sagt Bürgin. «Aber wir haben in der Vergangenheit auch oft Reklamationen von Gästen erhalten. In Zermatt ist es eigentlich sehr ruhig, das schätzen die Touristen. Und das soll auch so bleiben.»

Es gebe auch in Zermatt Touristen, die gern mal über die Stränge schlagen. Aber: «Wenn sich Feriengäste ins Nachtleben stürzen, dann machen sie das nicht auf der Strasse. Es sind die Einheimischen, die draussen Lärm verursachen.»

Bussen von 300 Franken

Noch ist das letzte Wort zu den neuen Verboten nicht gesprochen. Die Zermatter stimmen am 1. Dezember über das neue Polizeireglement ab.

Sollte es angenommen werden, will Bürgin aber nicht gleich mit Bussen um sich werfen. «Wenn wir unter 16-Jährige nach 23 Uhr auf der Strasse antreffen, schicken wir sie sofort nach Hause und informieren allenfalls ihre Eltern.» Erwachsene werden verwarnt, und die Getränke werden ihnen abgenommen. Sollten sie sich widersetzen, gibts eine happige Busse von 300 Franken. Ein teures Bier.

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