Wegen Banken und Sanktionen
Schweizer Spendengelder kommen nicht in der Ukraine an

Spendengelder aus der Schweiz erreichen die Ukraine oft erst mit Verspätung – oder gar nicht. Immer wieder bleibt das Geld bei den Banken hängen. Denn die Sanktionen verkomplizieren die Sache immens.
Publiziert: 07.08.2022 um 15:21 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2022 um 09:44 Uhr
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Herr und Frau Schweizer spenden fleissig für die Ukraine – doch fliesst das Geld auch wirklich?
Foto: STEFAN BOHRER

Die Solidarität für die Menschen in der Ukraine, die unter dem Angriffskrieg von Wladimir Putin (69) leiden, ist riesig. Auch in der Schweiz wollen Tausende helfen. Einige von ihnen nehmen Flüchtlinge auf, andere schicken Spendengelder ins Kriegsland.

Auch viele Ortsgruppen des ukrainischen Vereins in der Schweiz wollen seit Juni via Postfinance Spendengelder an die Ukraine senden. Das Geld kam bislang allerdings nie an, wie «20 Minuten» berichtet. «Seit Juni sind die Gelder blockiert und nicht überwiesen worden», sagt Vereinspräsident Andrej Lushnycky zum Portal.

Der Verein besteht seit 77 Jahren und macht sich für gute Beziehungen mit der Schweiz stark. Was derzeit aber passiere, sei laut Lushnycky noch nie vorgekommen. «Die ganze Schweiz hilft der Ukraine mit Hilfsgeldern. Die Postfinance jedoch stellt nur Steine in den Weg. Das ist ein Skandal und eine Beleidigung für alle, die dem ukrainischen Volk helfen wollen.»

«Erhöhter Aufwand»

Rinaldo Tibolla von Postfinance verteidigt sich auf Anfrage von «20 Minuten» gegen die Vorwürfe. «Unter Berücksichtigung der rechtlichen und regulatorischen Vorschriften beurteilen wir fortlaufend, wie wir Zahlungen in Verbindung mit diesem Konflikt handhaben.» Die Bank sei angesichts der täglichen bestürzenden Geschehnisse bestrebt, Zahlungen in die Ukraine auszuführen.

Doch das Problem mit den Ukraine-Zahlungen besteht nicht nur bei der Postfinance. Auch UBS, Credit Suisse und Co. sind davon betroffen. Verantwortlich dafür seien allerdings die Sanktionen. «Es entsteht ein erhöhter Aufwand bei der Prüfung aufgrund der verhängten Sanktionen», sagt Nathalie Hertig von der Valiant Bank zu «20 Minuten».

Die Sanktionen machen Überweisungen für Banken aufwendiger und zeitintensiver. Robert Reinecke von der Schweizerischen Bankiervereinigung erklärt im Artikel: «Dies, beispielsweise weil Finanzdienstleistungen in Gebieten auf ukrainischem Territorium erbracht werden sollen, die gemäss der SECO-Verordnung sanktioniert sind.»

Auch in der Politik macht sich wegen der verspäteten Überweisungen Unmut breit. Die Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (58) und der Mitte-Nationalrat Nik Gugger (52) fordern einen pragmatischeren Umgang mit den Geldern – ähnlich wie beim Schutzstatus S. «Mit dem Schutzstatus S ging man pragmatisch um. Ein pragmatischer Umgang bei den Hilfsgeldern wäre ebenfalls hilfreich. Gerade, was den Geldtransfer betrifft», wird Schneider-Schneiter zitiert. (chs/obf)

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