Bergsteiger Ueli Steck ist tot. Er soll heute Morgen um 10 Uhr Ortszeit (5 Uhr Schweizer Zeit) auf der Erkundungstour zu seinem Rekordversuch am Mount Everest ausgerutscht und 1000 Meter in die Tiefe gestürzt sein, wie «The Himalayan Times» unter Berufung von Bergsteigern im Camp I am Everest berichtet.
Eine sechsköpfige Rettungscrew habe seine Leiche am Berg Nuptse südwestlich des Mount Everest geborgen, schreibt die «Himalayan Times».
Steck ist gemäss der der Zeitung der erste Tote dieser Saison am Mount Everest.
Stecks Angehörige wurden bereits informiert
«Ueli Steck ist beim Versuch, den Mount Everest und den Lhotse zu besteigen, ums Leben gekommen», schreibt sein Sprecher Andreas Bantel heute in einer Mitteilung. «Seine Familie hat heute von seinem Tod Kenntnis erhalten. Die genauen Umstände sind derzeit noch unbekannt..» Die Angehörigen seien «unendlich traurig», so Bantel.
Die genauen Todesumstände sind derzeit noch unklar. Am Nachmittag werden die sterblichen Überreste für eine Obduktion nach Kathmandu gebracht. Untersucht wird sein Körper am Maharajganj Universitätsspital.
Beerdigung in Nepal
Ueli Steck soll seine letzte Ruhe in Nepal finden. Nach Angaben von Stecks Sprecher ist es der Wunsch seiner Familie, dass der verstorbene Extrembergsteiger im Himalaya-Land beerdigt wird. In der Schweiz soll es später eine Gedenkfeier geben.
Ueli Steck habe Nepal geliebt und bei den Sherpa und deren Familien viele Freunde gehabt, sagte Bantel. Die Familie wünsche sich deshalb, dass Steck in Nepal beerdigt werde. «Ueli soll in Nepal bleiben.»
Stecks Angehörige reisen laut Bantel schnellstmöglich nach Nepal. Die Beerdigung wird schon in den nächsten Tagen stattfinden - wie es im buddhistisch geprägten Land üblich ist. Zu einem späteren Zeitpunkt soll auch in der Schweiz des abgestürzten Bergsteigers gedacht werden.
Zwei Gipfel auf einer Tour
Der Extrem-Bergsteiger war Anfang April nach Kathmandu in Nepal aufgebrochen. Er wollte gleich zwei der höchsten Berge der Welt in einem Durchgang besteigen – und das innerhalb von 48 Stunden ohne Sauerstoffflaschen (BLICK berichtete). Zuerst wollte er den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest (8848 m), dann den Nach-Gipfel Lhotse (8561 m) erklimmen.
Um die Route noch schwerer zu gestalten, wollte Steck den Everest über eine Steilschlucht namens Hornbein-Couloir besteigen. Bisher ist dies nur einmal gelungen: Die Schweizer Mount-Everest/Lhotse-Expedition im Jahr 1956 dauerte mehrere Tage und konnte nur mit Sauerstoffmasken absolviert werden.
Die Route wollte er gemeinsam mit seinem Kletter-Freund Tenji Sherpa meistern. Die beiden waren ein gut aufeinander abgestimmtes Team, das seit 2012 den Mount Everest ohne Sauerstoffflaschen bestieg.
Rückkehr vier Jahre nach der Sherpa-Schlägerei
Steck kehrte für diesen Rekordversuch erstmals seit 2013 wieder an den Mount Everest zurück. Damals kam es zu einer wüsten Streit zwischen ihm und einigen Sherpas. Angeblich hatte Steck mit seinem Team einen Eisschlag ausgelöst und eine Gruppe von Sherpas in Gefahr gebracht. Es kam zu einer groben Auseinandersetzung. Dabei bekam der Bergsteiger einen Faustschlag ins Gesicht und musste in sein Zelt fliehen (BLICK berichtete)
«Der Vorfall mit den Sherpas war einfach eine blöde Situation. Wir werden eine sehr abgelegene Route klettern. Da werden wir keinen Menschen treffen, geschweige denn stören können», sagt Ueli Steck vor seiner Abreise im April dem BLICK.
Ein letztes Lebenszeichen gab Steck vor vier Tagen auf Facebook. Er teilte ein Bild von sich bei einer Akklimatisierungs-Tour mit der Nachricht: «Ich liebe es hier, es ist so ein schöner Ort.»