Vom Turm bis zur Villa Kunterbunt
Das sind die ausgefallensten Pfadiheime der Schweiz

Im Bundeslager in Goms VS zelten die Pfadis unter freiem Himmel. Dabei gibt es in der Schweiz zum Teil spektakuläre Pfadiheime – mit legendären Geschichten. Blick stellt vier davon vor.
Publiziert: 17.07.2022 um 14:48 Uhr
Vanessa Nyfeler

Pfadiheim Villa Kunterbunt in Schwanden GL

Das Pfadiheim Villa Kunterbunt steht 1111 m.ü.M auf dem Schwanderberg im Kanton Glarus.
Foto: Zvg

«Das gseht ja us wie d Villa Kunterbunt!», sagte ein rothaariges Pfadimeitli, als es nach dem Aufstieg von Schwanden das frisch renovierte Pfadiheim entdeckte. Seither trägt das Pfadiheim diesen Namen. Das Haus wurde 1903 durch die Sektion Winterthur des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) erbaut und bis 1940 als Lagerhaus für Sommerkolonien des SAC benutzt. Danach ging das Haus in den Besitz der Gemeinde Schwanden über. Ursprünglich war es für Klassenlager gedacht. Doch die Schwandner Schüler und Lehrer wollten nicht auf den eigenen Berg ins Klassenlager. So wurde das Haus noch einige Zeit vermietet, bis es dann so baufällig wurde, dass keine Lager mehr durchgeführt werden durften. Einige Jahre war das Haus an eine Privatperson vermietet, bis 1992 die Pfadi Sankt Georg aus Zürich es übernehmen und sanieren konnte. Es wurde ein Sanitärtrakt angebaut und renoviert. Ansonsten befindet sich das Haus weitgehend im Originalzustand. Das Heim bietet Platz für 50 Übernachtungsgäste. Eine ideale Grösse für Lager von Schulen, Pfadis und anderen Jugendgruppen.

Pfadiheim Turm in Kandersteg BE

Das Pfadiheim in Kandersteg BE besteht aus einem Turm inklusive zweistöckigem Aufenthaltsraum und einem Nebenhaus.
Foto: Zvg

Das abgelegene Pfadiheim in Kandersteg ist sehr beliebt. Das Nebenhaus hat mehrere Schlafplätze, während sich der Turm als zweistöckiger Aufenthaltsraum inklusive Cheminée und Leiterzimmer anbietet – eine Atmosphäre, die man sich schon vor Jahren zunutze gemacht habe. So hat einmal ein Kandersteger Hotelier in jungen Jahren ein Fenster eingedrückt und sich so Zutritt verschafft, um mit seiner Angebeteten eine stille Ecke zu finden. Heute sind die zwei Turteltauben glücklich verheiratet, mit Kind. Jetzt wird das Haus von Pfadigruppen, Jugendlichen, Schülern und Schülerinnen sowie Privatpersonen das ganze Jahr über genutzt. Wie alt das Heim genau ist, ist unklar. Es wird allerdings vermutet, dass der Turm seit den frühen 1920er-Jahren der Stiftung Pfadiheime Schweiz gehört. Klar ist ausserdem, das der Turm während des Baus des Lötschbergtunnels von 1907 bis 1913 als Pferdestall und Transformatorstation diente.

Pfadiheim Il Clüs in Zernez GR

Das Pfadiheim Il Clüs liegt 1600 m.ü.M inmitten eines kleinen Hochmoors in Zernez GR.
Foto: Zvg

Das Pfadiheim II Clüs in Zernez ist seit 1957 im Besitz der Stiftung Pfadiheime Schweiz. Es wurde umgebaut und dient seither Pfadigruppen als Lagerhaus. Früher gehörte es der Armee und war Unterkunft für Offiziere. Zum Pfadiheim gehört auch ein Zeltplatz. Die Pfadigruppen können mit den jüngeren Kids, die Wölfe genannt werden, im Haus logieren. Die älteren Kids, also die Pfadis, schlafen hingegen auf dem Zeltplatz. Das Pfadiheim zeichnet sich durch seine besondere Lage aus: Auf einer kleinen Hochebene gelegen, inmitten eines kleinen Hochmoors, thront es über den Blumenwiesen auf 1600 Metern über Meer. Abends kann man Steinböcke über die Wiesen rennen sehen, ein kleiner Bach mäandert über das Lagergelände, und es befindet sich gleich beim Schweizerischen Nationalpark. Das Haus bietet Platz für 30 Personen in vier Schlafräumen. Die häufigsten Mieter sind Pfadi-, Jugendverbands- und Schulgruppen.

Pfadiheim Haggen SG

Das Pfadiheim Haggen SG wurde von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aufgebaut.
Foto: Zvg

Auf das Pfadiheim Haggen ist die Pfadi St. Martin besonders stolz. Denn ein ehrenamtliches Projektteam – bestehend aus einem Architekten, der früher selbst aktives Pfadimitglied war, der gesamten Abteilung Pfadi St. Martin und handwerklich geschickten Pfadfindern und Pfadfinderinnen sowie deren Umfeld – baute das Haus ganz allein auf.

Alte Aufnahmen des Pfadiheims Haggen: Das Gebäude aus den 1960er-Jahren diente ursprünglich als Industriebaracke.
Foto: Zvg

Denn ihr altes Pfadiheim war baufällig. In den 1960er-Jahren diente es als Industriebaracke und ist dann ordentlich in die Jahre gekommen. Die Wände und Räume waren nicht isoliert, die nötigen Renovationen zu kostenintensiv. Einmal zerbrach einer Mieterin sogar ein Fenster, als sie dieses putzte. Es sei nicht das erste Glas gewesen, das kaputt ging, weshalb das alte Pfadiheim durch ein Neues ersetzt werden musste. Finanziert wurde der Bau durch Stiftungen, quartier- und pfadinahe Unternehmungen, öffentliche Institutionen in Form von Sachspenden, Arbeitsleitungen oder auch durch Sponsoring in Form finanzieller Zuwendungen. Das neue Pfadiheim wird im Sommer 2023 komplett fertiggestellt. Aktuell wird das Haus unter der Woche durch die Landeskirchen belebt, die dort Kinder- und Jugendarbeit anbieten und Quartierarbeit für alle Altersgruppen leisten. An den Abenden und Wochenenden kann das Heim gemietet werden.

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