Vogelgrippevirus wird zum Artenkiller
Seltene Wildvogelarten in Gefahr

Jetzt tobt die Vogelgrippe auch in der Schweiz. Dabei spielt die Ansteckung durch Wandervögel aus dem Ausland nur noch eine Nebenrolle. Alles deutet auf eine Seuchensituation.
Publiziert: 13.03.2023 um 08:26 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2023 um 10:46 Uhr
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Fast alle Regionen der Schweiz haben aktuell tote Wildvögel positiv auf das Vogelgrippevirus getestet. Hier ein toter Höckerschwan. Das IVI sagt, dass die rasende Ausbreitung auf eine Seuchensituation hindeute.
Foto: Keystone
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Beat MichelReporter

Die Fallzahlen der Vogelgrippe bei Vögeln sind auch in der Schweiz so stark angestiegen, wie noch nie zuvor zu dieser Jahreszeit. Laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) deutet das auf eine neue Seuchensituation hin. Die jetzt auftretenden Fälle sind nicht mehr hauptsächlich auf die Einschleppung von Zugvögeln aus dem Ausland zurückzuführen, sondern auf die Verbreitung des Virus unter einheimischen Wildvögeln.

Das Institut für Virologie und Immunologie (IVI) macht für die Ausbrüche Viren der gleichen Untergruppe hochpathogener Vogelgrippeviren verantwortlich. Innerhalb dieser Untergruppe, die seit Ende 2020 global zirkuliert, gibt es kleine Unterschiede, die man mittels Sequenzieren feststellen kann.

Noch keine Gefahr für Menschen

Für den Menschen besteht laut IVI noch keine Gefahr für eine erneute Pandemie. Es gab weltweit nur wenige Übertragungen von Vögeln auf Menschen, und schon gar keine nachgewiesenen von Mensch zu Mensch. Weiter schreibt das IVI auf Anfrage, dass die Mehrzahl der Infizierten nur unter milden Symptomen gelitten hätten. Die Experten des Instituts warnen aber: «Influenzaviren verändern sich fortlaufend, und es ist schwer voraussehbar, in welche Richtung sie sich entwickeln.» Ein Vogelgrippevirus der aktuell zirkulierenden Untergruppe, das von Mensch zu Mensch hochansteckend und stark krankmachend ist, gäbe es aber noch nicht einmal im Labor.

Nerze, Frettchen und Marder

Als besorgniserregend stuft das IVI den Ausbruch in einer Nerzfarm in Spanien ein. Der Fall habe gezeigt, dass sich dieses Vogelgrippevirus in Säugetieren vermehren kann, besonders in Massentierhaltungen. Und dass Nerze, und auch andere Marderartige wie Frettchen, sehr empfänglich sind für die Krankheit. «Um das Risiko einer weiteren Ausbreitung auszuschliessen, sind alle 50'000 Tiere gekeult worden. So wie es aussieht, wurde das Virus nicht auf andere Tiere oder Menschen übertragen», schreibt das Institut.

Schlimmer aber sehe die Lage global für die Wildvögel aus: Die Seuche bringt bereits bedrohte Wildvogelarten in stark betroffenen Regionen in Europa und in Südamerika an den Rand der Ausrottung.

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