Verschollener D.K. (46) sollte in Zürich vor Gericht antraben
Entführt, vermutlich ermordet – und auch noch angeklagt!

D.K. wurde vermutlich schon vor mehr als einem Monat ermordet. Und trotz Mega-Razzia in Olten SO bleibt die Zürcher Milieu-Figur verschollen. Trotzdem sollte K. nun als Angeklagter vor Gericht erscheinen.
Publiziert: 06.10.2023 um 22:00 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2023 um 22:15 Uhr
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D.K. (r.) wurde vermutlich schon vor einem Monat ermordet. Er war ein enger Vertrauter von Milieu-Beizer Roland Gisler. Der brachte jüngst den Zürcher Datenskandal ins Rollen.
Foto: Siggi Bucher

Er wurde entführt, vermutlich ermordet – und sollte jetzt trotzdem als Angeklagter vor Gericht antraben. Bereits über einen Monat ist es her, seit ein Grossaufgebot der Polizei ein Gebäude in einem Industriegebiet von Olten SO stürmte. Schnell war klar: Die Beamten sind wegen einer Milieu-Abrechnung ausgerückt. Der 46-jährige Montenegriner D.K.*, eine bekannte Figur in der Zürcher Rotlicht-Szene, ist vermutlich entführt und ermordet worden, machte der SonntagsBlick publik. Die Zürcher Staatsanwaltschaft I, zuständig für schwere Gewaltkriminalität, nahm sich des Falles an. Doch D.K. bleibt verschollen. Und um den Fall wurde es ruhig.

Jetzt ist D.K. wieder aufgetaucht, wenn auch nur auf dem Papier. Gleich zweimal hätte er als Angeklagter vor Gericht erscheinen müssen. Das geht aus dem Terminkalender der Zürcher Gerichte hervor.

Bei der Pressestelle hiess es auf Anfrage von Blick, solange nicht eindeutig klar ist, dass D.K. tot sei, bleibe er Angeklagter: «Abgesehen von den Spekulationen in den Medien haben wir keine Kenntnis über den Verbleib des Beschuldigten. Nach aktuellem Stand kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass er zur Verhandlung erscheinen wird.»

Verschollener verstiess gegen Corona-Regeln

Am 29. September wurde D.K. vor der 10. Abteilung des Bezirksgerichts erwartet, wegen Widerhandlung gegen die Covid-19-Verordnung. Dies, weil im Neugasshof, wo K. mit dem berühmt-berüchtigten Beizer Roland Gisler (58) arbeitete, die Corona-Regeln nicht umgesetzt wurden.

Am 10. Oktober muss der mutmassliche Tote dann vor dem Obergericht erscheinen, diesmal wegen mehrfacher qualifizierter Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz. Haben die Zürcher Gerichte nichts von der Mega-Razzia in Olten mitbekommen? 

«Völlig absurd»

Der Bezirksrichter fragte laut «Tagesanzeiger» kurz vor der Verhandlung am 29. September bei dessen Verteidiger nach, ob D.K. auftauchen werde. «Nein, er kommt nicht, weil er wahrscheinlich tot ist», entgegnete der Anwalt verärgert. 

Die Verhandlung am Bezirksgericht begann ohne D.K. Der Richter entschied, den Osteuropäer erneut vorzuladen – inklusive öffentlicher Bekanntmachung. 

D.K.s Strafverteidiger reagierte darauf mit Empörung. «Ihre Erwägungen, dass er noch am Leben sein könnte, halte ich für völlig absurd.» Er glaubt an eine «Auseinandersetzung im Milieu» und weiss von einem Verfahren gegen seinen Mandanten wegen schwerer Gewaltkriminalität. Sein Klient sei «wahrscheinlich irgendwo verscharrt».

Für Valentin Landmann (73), Milieu-Anwalt und Freund von D.K., war längst klar, dass D.K. nicht erscheinen würde. «Ich befürchte, dass er mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr lebt», sagte er bereits kurz nach dem Polizeieinsatz in Olten. Seither hat auch Landmann keine Neuigkeiten zum Fall mehr vernommen, wie er gegenüber Blick sagt. Das Obergericht hat die im Oktober angesetzte Verhandlung gegen D.K. wegen Drogendelikten bis auf Weiteres abgesagt.

* Name bekannt 

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