Grossrazzia in Olten
Die letzten Stunden des mutmasslichen Opfers

Seit dem 27. Juli ist die Zürcher-Langstrassenfigur D.K. (46) verschwunden. Eine heisse Spur führt nach Olten SO. Drehte sich die Mega-Razzia vom Freitag um ihn? Das waren seine letzten Stunden.
Publiziert: 21.08.2023 um 00:12 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2023 um 06:41 Uhr
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Roland Gisler (l.), der Wirt vom Neugasshof, und der vermisste D.K. sind eng befreundet. D.K. hat auch für Gisler gearbeitet.
Foto: Siggi Bucher
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Beat MichelReporter

Die Mega-Razzia im Industriequartier von Olten SO soll durch eine Entführung im Zürcher Drogen- und Prostituierten-Mileu ausgelöst worden sein, die schliesslich in einem Tötungsdelikt endete. Wie der SonntagsBlick aufdeckte, handelt es sich beim Opfer um den Montenegriner D.K.* (46), einer bekannten Figur im Langstrassen-Mileu. D.K. ist selber wegen Drogendelikten vorbestraft und war ein enger Mitarbeiter von Kreis-5-Wirt Roland Gisler (58). 

Der wurde schweizweit bekannt, weil im Hinterhof von seiner Kneipe Neugasshof Computer mit hochsensiblen Daten der Zürcher Justiz gelandet sind. Er erzählt im Blick, wie sich die wohl letzten Stunden seines Freundes und Knast-Kumpels abgespielt haben.

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Er hatte kein grosses Gepäck dabei

Es war am 27. Juli, Donnerstagnachmittag, als D.K. im Neugasshof zum letzten Mal gesehen wurde. «Er war an dem Tag mit seiner Freundin in seinem Zimmer im vierten Stock», erzählt Roland Gisler. Und weiter: «Er kam um 16.34 Uhr mit seiner Freundin die Treppe runter, hatte nur sein Handy und den grossen Schlüsselbund dabei.»

Laut Gisler hatte er also mit dem leichten Gepäck sicher keine Pläne, für längere Zeit zu verreisen. Dann habe er telefoniert, vermutlich mit seinem türkischen Freund E*. Gisler kann den Ablauf auf die Minute genau nachvollziehen, schliesslich hat er alles mit der Überwachungsanlage aufgezeichnet.

Um 16.43 Uhr war die letzte Aufnahme

Die Freundin schickte er danach per Uber nach Hause. Dann legte er seine Jacke in seinen Mercedes. Er schloss ab und nahm den einzigen existierenden Schlüssel des Autos mit. Dann ging er noch einmal ins Restaurant, anschliessend stieg er um 16.43 Uhr bei seinem türkischen Freund E. ins Auto.

Von unterwegs telefonierte D.K. um 18 Uhr noch einmal per Video-Anruf mit einer Freundin, «da waren er und E. zu sehen», sagt Roland Gisler. Später habe D.K. um 18 Uhr noch einmal den Bruder von Roland Gisler versucht zu erreichen, der nahm aber den Anruf nicht entgegen. «Als er zwei Stunden später zurückrief, war das Telefon abgestellt. Seither ist die Linie tot», so Gisler. Der Türke E. wurde seither auch nicht mehr gesehen, ist aber erreichbar. Im Milieu hat er erzählt, dass er D.K. in Olten hat aussteigen lassen. Mehr will er offenbar nicht verraten.

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Grosse Sorgen

Roland Gisler macht sich grosse Sorgen um seinen Freund. «So etwas hat er noch nie gemacht», sagt er. «Falls er ermordet wurde, will ich einfach nur wissen, wer es gewesen ist. Das Mindeste ist, dass die Familie anständig Abschied nehmen kann. Sie sollen uns sagen, wo wir ihn finden, damit wir ihn beerdigen können.»

Der verschwundene Montenegriner D.K. ist auch mit dem Milieu-Anwalt Valentin Landmann (73) befreundet. Der Kenner der Szene sagt besorgt zu Blick: «Ich befürchte, dass er mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr lebt.» Dass der Familienvater umgebracht worden sein soll, belastet ihn: «Er hatte nie ein Gewaltverbrechen begangen, er war mit allen freundschaftlich im Umgang.» Die Polizei habe konkret drei Männer im Verdacht. Valentin Landmann war Roland Gislers Anwalt und machte damals den Datenskandal publik. 

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