Auf einen Blick
- Treibjagden sorgen für Empörung in Tierschutzkreisen
- Video zeigt, wie Hunde ein Baby-Wildschwein hetzen und beissen
- Strafanzeige gegen unbekannt und Drohungen gegen Tierschützer
Zwischen dem 1. Oktober und Ende Dezember dürfen in vielen Kantonen der Schweiz sogenannte Treibjagden oder auch Revierjagden durchgeführt werden. Darunter versteht man, dass das Wild den Jägern zugetrieben wird. Das geschieht gemeinsam mit anderen Jagenden oder mit Jagdhunden.
In Muttenz sorgte eine solche Treibjagd jüngst für grosse Empörung in Tierschutzkreisen. Olivier Bieli (40) arbeitet als Polizist und ist Tierschützer. Er und seine von ihm gegründete Anti-Jagd-Bewegung Hunt Watch begleiten seit drei Jahren Treibjagden, um diese zu beobachten, zu dokumentieren und Missstände zur Anzeige zu bringen, wie er erklärt.
Tiere sterben qualvoll im Wald
Die Bewegung fordert das umgehende Verbot der Jagd. «Wir kritisieren vor allem, dass Leute einfach so zum Spass jagen und Tiere töten», so Bieli. «Bei einer Treibjagd werden die Tiere durchs Unterholz gehetzt, was es besonders schwer macht, sie zu treffen und auch zu töten. Viele werden angeschossen und verenden elendiglich, weil sie von den Jagenden nicht mehr aufgefunden werden», sagt Bieli. Er sagt auch, dass das auf fast jeder Treibjagd passiere.
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Was er und sein Team mache, sei alles legal, versichert er. «Wir stören die Jagd nicht. Das wäre verboten. Wir dokumentieren lediglich die Gewalt gegen die Tiere und die illegalen Vergehen.»
«Jäger haben ihre Pflicht nicht erfüllt»
Bei der Treibjagd in Muttenz kam es laut Bieli ganz klar zu einem solchen Vergehen. Das Video, das Blick vorliegt, ist knapp acht Minuten lang. Auf den Bildern ist zu sehen, wie zwei Jagdhunde ein junges Wildschwein jagen und immer wieder beissen. Der Vorwurf von Bieli: «Die Jäger haben Freude daran, wenn ihre Hunde zubeissen und Wildtiere quälen.»
Dass sie nicht eingegriffen haben, zählt für ihn als massive Vernachlässigung ihrer Pflichten. «Die Jagdgesellschaft hielt es für wichtiger, mich einzuschüchtern, als das arme Säuli, das um sein Leben kämpfte, zu erlösen. Das Tier ist dem Jäger egal und darum ist das als Tierquälerei einzustufen», sagt Bieli.
Einschüchterungsversuche kennen er und sein Team zur Genüge. «Sie beschimpfen und bedrohen uns, zerstechen unsere Reifen und verunmöglichen Fotos und Videos», sagt Bieli. «Sie wollen konkret etwas verstecken, weil die Bilder nun mal nicht schön sind. Das ist das wahre Gesicht der Jagd. Es ist Gewalt gegen Tiere und das in Formen, die nicht legal sind», so Bieli.
Von Strafanzeige bis zum Entzug der Jagdlizenz
Bei dem Fall in Muttenz sehe man, wie wichtig oder unwichtig den Jagenden Tiere sind. «Auch ihre Eigenen», sagt Bieli und meint damit die beiden Hunde, die auf die kleine Wildsau losgehen. «Die beiden Terrier tragen keine Schutzweste. Wenn die Bache kommt, also die Muttersau, würde sie die beiden Hunde mit ihren Hauern aufschlitzen und töten», erklärt er.
In einem Fall wie dem Aktuellen werde Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Gegen unbekannt, weil man nicht genau sagen könne, wer für diese Szene und die Hunde verantwortlich ist. «Um das herauszufinden, muss der Jagdleiter einvernommen werden», erklärt Bieli.
Im besten Fall werde ein Strafbefehl wegen Tierquälerei ausgestellt. «Wenn das Geschehene als Tierquälerei eingestuft wird, müsste in dem Fall der Person der Jagdschein entzogen werden». Von der Organisation gehen aber auch Anzeigen wegen Nötigung und Verleumdung raus.
Das sagt die Dachorganisation Jagd Baselland
Auf Blick-Anfrage gibt Jagd Baselland an, dass die gefilmte Szene aus dem Zusammenhang gerissen sei. «Die Sequenz wird isoliert betrachtet und es wird impliziert, dass sie repräsentativ für die lauten Jagden im Kanton ist», sagt Vorstandsmitglied Daniel Wenk zum Video. Die Sequenzen seien «persönlich stark gefärbt» und mit vielen Emotionen aufgeladen.
Zudem würden die Aussagen teilweise fachliche Mängel aufweisen. «Das Ziel von Hunt Watch besteht darin, die gesetzlich legitimierte Jagd abzuschaffen. Ihnen ist dabei jedes Mittel recht, um dieses Ziel zu erreichen», wehrt sich Wenk.
Wenk betont, dass die Jägerinnen und Jäger im Kanton ihre Aufgabe mit viel Engagement und nach gesetzlich klaren Vorgaben ausüben. «Sowohl die Ausbildung, als auch die Ausführung und staatliche Überwachung der Jagd ist im Kanton Basel-Landschaft professionell aufgebaut.»
Aufgrund einer einzigen Videoaufnahme sei es nicht möglich, festzustellen, ob die Jagenden ihre Pflicht verletzt hätten oder nicht. «Das wäre grob fahrlässig», sagt Jagd Baselland.