Marcel T.* (†21) war ein topfitter Athlet. Ein beliebter, intelligenter junger Mann, der verantwortungsvoll und bedacht gewesen sei. Die Armee war seine Passion. Das erzählt sein Vater Hubert T.* (62) BLICK am Sonntag vor dem Haus der Familie in Le Locle NE. Draussen sind Blumen aufgestellt.
Die Rekruten absolvierten einen 6,5 Kilometer langen Marsch. Das Ziel für die jungen Männer: diese Distanz in kürzestmöglicher Zeit zurücklegen. Die Grenadier-Rekruten sind alleine unterwegs. Doch am Ziel kommen nicht alle an. Einer wird vermisst. Es ist Marcel T. Nach einer kurzen Suchaktion wird er gefunden, der junge Romand liegt tot neben der Strecke.
Vater Hubert versucht, seine Traurigkeit in Worte zu fassen. Sein einziger Trost: «Mein Sohn starb bei einer Tätigkeit, die er unbedingt machen wollte. Er war motiviert, die Grenadier-RS zu absolvieren.» Marcels grösster Wunsch sei gewesen, anschliessend als Grenzwächter arbeiten zu können, sagt der Vater. «Er hatte diese Elite-Truppe gewählt, um es sich selbst zu beweisen, dass er es schaffen würde. Und er machte mich stolz.»
«Motor für seine Kameraden»
In der noch jungen RS-Zeit sei sein Sohn ein Motivator für die anderen Rekruten gewesen, erzählt sein Vater. «Er war ein Motor für seine Kameraden.» Und Marcel sei ein junger Mann voller Leben gewesen. «Er war fleissig. Er begann eine Ingenieurschule.»
Doch sein Sohn habe gemerkt, dass Büroarbeit nichts für ihn sei. «Er wollte draussen sein bei der Arbeit. Und er war ein sportlicher Typ. Man kann sich nicht vorstellen, so ein Kind zu verlieren – in der Blüte seines Lebens. Marcel war wunderbar.» Der junge Mann sei auch kerngesund gewesen, sagt der Vater. «Und er hatte Freunde, hatte es gut mit ihnen, ging mit ihnen aus. Er hatte auch eine Freundin.»
Doch dann kommt der Tag, an dem Marcel aus dem Leben gerissen wird. Der Vater berichtet: «Ich war zu Hause am Kochen. Wir hatten Gäste. Dann hat die Neuenburger Kantonspolizei an der Tür geklingelt. Sie sagten uns, dass Marcel gestorben sei. Sie wussten nicht, warum und wie.»
«Bedanke mich bei Armee für Unterstützung»
Kurz darauf landen Vertreter der Armee selbst mit dem Helikopter in La Chaux-de-Fonds. «Sie kamen gegen 14 Uhr zu uns – um uns zu unterstützen. Zwei Obersten, ein Psychologe, ein Militärgeistlicher und ein Chauffeur.»
Der Vater schätzt es, dass Vertreter der Armee persönlich vorbeigekommen seien. Und er betont: «Ich bin überzeugt, dass die Armee keine Schuld am Tod meines Sohnes trifft. Ich bedanke mich bei der Armee für die Unterstützung in den letzten Tagen.»
Die Militärjustiz hat zur Klärung von Marcels Todesumständen eine Untersuchung aufgenommen.
Würde jemand in Bezug auf den tragischen Vorfall mit Marcel Vorwürfe gegen die Armee erheben, werde er das Militär in Schutz nehmen und verteidigen, sagt der Vater. Warum sein Sohn verstarb, will er aber auf jeden Fall wissen. «Aber selbst dann werde ich nichts gegen die Armee sagen, sondern es akzeptieren.»
* Namen geändert