Ausgerissene Bäume, zerdrückte Campingwagen und eingeschlagene Scheiben – das Unwetter hat im Tessin eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Mehrere Campingplätze am Lago Maggiore wurden am Montagnachmittag vom heftigen Sturm getroffen.
Zahlreiche Blick-Leser meldeten sich aus Tenero. Darunter auch vom Campingplatz Tamaro. Einer von ihnen ist Timo Öcalan (54) aus Tagelswangen in der Gemeinde Lindau ZH. Sein Luxuswohnmobil hat nach dem Sturm Totalschaden. Ein Baum war darauf gestürzt. «Das Dach ist eingedrückt.» Der Sachschaden belaufe sich auf satte 200'000 Franken, schätzt der Zürcher. Er selbst hat nur leichte Blessuren: «Ich habe Schürfungen und Holzsplitter vom Baum hinten am Kopf. Ich hatte Glück, dass der Baum nicht auf mich fiel.»
«Der Sturm richtete schwere Schäden an»
Auch bei den Betreibern des Campingplatzes sitzt der Schock noch tief. «Der gestrige Sturm kam völlig unerwartet und innerhalb weniger Minuten. Fünf Minuten lang herrschte Panik und in diesen wenigen Minuten richtete der Sturm schwere Schäden an», sagt Karin Zanolini zu Blick.
Der Sachschaden wiege schwer. «Zelte wurden zerstört, Wohnwagen schwer beschädigt, grosse Bäume fielen um, aber vor allem hatten wir grosse Angst», sagt die Frau.
Derzeit seien die Mitarbeiter dabei, alle Bäume und gefährlichen Äste zu sichern und den gesamten Campingplatz aufzuräumen. «Zusätzlich zu unserem eigenen Wartungsteam mussten wir eine Spezialfirma hinzuziehen.» Ab Dienstagabend würden alle Stellplätze wieder zugänglich sein, verspricht sie.
Insgesamt sechs Verletzte im Tessin
Auf dem benachbarten Campingplatz Lido Mappo wurden insgesamt fünf Personen verletzt, schreibt die Kantonspolizei Tessin in einer Mitteilung. Eine Bernerin (36) erlitt gar schwere Beinverletzungen, nachdem ein Baum auf ihren Wohnwagen krachte. Am Dienstag ist ihr Zustand unverändert, sagt eine Polizeisprecherin auf Anfrage.
Allerdings ist die Gesamtzahl der beim Sturm verletzten Camper im Tessin nun auf sechs Personen angestiegen. «Auf einem anderen Campingplatz, ebenfalls in Tenero, wurde eine Person verletzt», bestätigt die Sprecherin Blick.
Der entstandene Schaden könne noch nicht beziffert werden, auch ob die Aufräumarbeiten auf dem schwer getroffenen Campingplatz Mappo bereits abgeschlossen werden konnten, ist unklar.
Campingplatz in Locarno verwüstet
Die Einsatzkräfte sind aber nicht nur in Tenero unterwegs. Auch der Campingplatz Delta in Locarno, rund neun Kilometer von Tenero entfernt, blieb vom Unwetter nicht verschont. Bilder eines Blick-Lesers zeigen umgestürzte Bäume bei den Tischtennis-Tischen und direkt am Ufer. Mehrere Bereiche sind bereits grossräumig mit einem Band und Gittern abgesperrt. Auf den Strassen liegen Äste und Laub.
«Wir waren gerade im Vorzelt, als es Vollgas hat angefangen zu regnen und zu hageln. Wir haben rausgeschaut und alles war komplett weiss», erzählt Janis Vontobel (17). Der Teenager aus Dallenwil NW weilt gerade mit seiner Familie im Tessin. Der Sturm habe zunächst nur rund eine halbe Minute gedauert, sagt Vontobel. «Wir wollten schon wieder raus, dann hat es plötzlich erneut angefangen zu regnen und zu hageln. Es war schon eine unheimliche Stimmung.»
«Wie eine Welle aus Wasser und Eis»
Ein Mitarbeiter des Campingplatzes sagt zu Blick: «Es hat richtig heftig geschüttelt und gehagelt. Es sah aus wie eine einzige Welle aus Wasser und Eis! Der Sturm dauerte nur wenige Minuten, war kurz, aber heftig.»
Glücklicherweise sei niemand verletzt worden. «Auf dem Platz sind die Bäume nicht umgestürzt. Sie werden auch regelmässig gewartet und kontrolliert», betont er.
Das bestätigt auch Janis Vontobel. «Unser Zelt und unser Wohnmobil wurden nicht beschädigt. Der gesamte Platz, dort wo die Camper sind, hat den Sturm relativ unbeschadet überstanden. Da hatten wir wohl grosses Glück gehabt.»
Aufräumarbeiten im Gange
Am Strand und beim Park sah es etwas anders aus. «Da sind Bäume umgestürzt und ein Teil der Liegewiese am Ufer ist abgesperrt», erzählt Vontobel. Nun gilt es, die Sturmspuren zu beseitigen.
«Sofort nach dem Sturm gingen die Aufräumarbeiten los. Heute machen wir weiter und sollten spätestens am Freitag fertig sein», sagt der Campingmitarbeiter. Immerhin sind derzeit keine weiteren Gewitter im Anmarsch.
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