Es ist nicht der Hunger. Es ist die Blutrunst, die ihn treibt. Dreimal hintereinander schlägt der Wolf in der Leventina im Tessin zu. Er reisst viel mehr, als er fressen kann.
Vier Schafe fallen in der Nacht auf den 25. Januar dem Räuber zum Opfer. 16 Tiere folgen vier Tage später – viele von ihnen sind hochträchtig (BLICK berichtete).
Dann in der Nacht auf vergangenen Montag zerbeisst er weitere neun Schafe. Ob Einzelwolf oder Rudel, ist bislang noch nicht geklärt.
Im Misox stieg der Wolf in die Ebene hinab
Auch im Misox richtete der Wolf vorgestern einen immensen Schaden an. Im Morgengrauen schleicht er sich auf den Hof von Mariano Cominelli (23) aus Cama GR, springt ins Gehege mitten in die Herde des Bauern und hinterlässt ein wahres Massaker.
Sieben Lämmer und Muttertiere sterben an den Bissen. Weitere neun Schafe werden schwer verletzt, müssen später erschossen werden. «Der Wolf ist einfach über den Elektrozaun gesprungen», sagt der junge Landwirt.
Sein Revier ist nahe bei Wohngebieten
Vier Angriffe, 45 Risse auf drei Höfen – in nur 15 Tagen. Nicht nur die Bilanz des Killers verstört. Auch das Revier macht Angst. Es befindet sich nahe bei bewohnten Gebieten. Die ersten drei Attacken passieren gleich oberhalb von Faido TI. Einen Steinwurf von Tengia und Cavanago entfernt – die Weiler befinden sich auf einer Höhe von knapp über 1000 Metern.
Der jüngste Angriff in Cama ist der gerissenste. Der Wolf steigt bis in die Ebene hinab und pirscht sich direkt auf den Hof. Vor den Augen zweier Wachhunde reisst er in Sichtweite des Südbündner, 529 Einwohner zählenden Dorfes die halbe Herde.
«Wir wissen nicht, ob der Wolf aus der Leventina auch in Cama zuschlug», sagt Giorgio Leoni vom kantonalen Amt für Jagd und Fischerei. Es könne auch ein Bündner Jungwolf gewesen sein, so der Tessiner. Aber: «Wir sind mit den Bündner Kollegen in ständigem Kontakt.»
Die Tage des Wolfes scheinen gezählt
Die Tage des Killer-Wolfes von der Leventina scheinen gezählt. «Er hat mit den vielen Rissen seine rote Linie bereits überschritten», sagt Giorgio Leoni. Er warnt: «Wenn die DNA-Resultate den Wolf identifizieren und sich bestätigt, dass die Schafe in Faido vorschriftsgemäss untergebracht waren, dann kann der Räuber zum Abschuss freigegeben werden.» Bereits in der kommenden Woche wird entschieden.
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