Das Grauen passt nicht in die romantische Kulisse der Leventina. Doch die Schafskadaver entlang der Strasse auf den verschneiten Wiesen und in den Gärten der Walserhäuser sind nicht zu übersehen. Ein Wolfsrudel richtete am Wochenende im Weiler Tengia TI ein regelrechtes Massaker an. Das Drama passierte nur vier Kilometer von der 1991 Einwohner-Ortschaft Faido TI entfernt.
Insgesamt sechzehn Tiere wurden gerissen, zwei weitere Schafe verschleppt. Bei allen Kadavern sind Kehlen und Unterleib zerfetzt. Der Schnee ist blutgetränkt.
Schon vor einer Woche räubert der Wolf
Schon vor einer Woche räubert der Wolf, reisst vier Schafe von Bauer Daniele Gada-Barenco (44). Am Wochenende geht der Horror von neuem los.
Für den Tessiner steht fest: «Das war nie und nimmer ein Einzeltier, sondern ein ganzes Rudel.» Am Sonntagmorgen gegen 6.30 Uhr bemerkte der Bauer das Drama. Er ist in Angst, weil schon vor Tagen der Wolf bei seinem Hof wilderte: «Unten an der Strasse entdeckte ich das erste tote Schaf. Mir schwante nichts Gutes. Als ich das Blutbad sah, kochte die Wut in mir hoch.»
Vier Schafe überleben schwerverletzt
Der Schafbauer ist geschockt: «Alle Tiere waren hochträchtig. Die Lämmchen sollten in ein paar Wochen geboren werden. Der Schaden ist mit Geld allein nicht wiedergutzumachen.»
Der Landwirt hatte alle seine 118 Tiere auf fünf Pferche verteilt, geschützt durch einen 1,20 Meter hohen Elektrozaun. «Die Wölfe sind einfach darüber gesprungen, haben Panik in der Herde ausgelöst, sodass die Schafe den Zaun umrissen, um zu fliehen.» Nur vier Schafe überleben schwerverletzt.
Die Wölfe machen Existenz kaputt
Die Muttertiere werden in alle Himmelsrichtungen gehetzt. «Es lagen Kadaver im Umkreis von einem Kilometer», sagt Bauer Gada-Barenco. Auch das sei ein Indiz für ein Rudel. Er ballt die Faust: «Die Wölfe machen meine Existenz kaputt.»