Riesenlärm im beschaulichen Meggen LU: Einheimische protestierten gestern mit Kuhglocken gegen die Schliessung der Schweinezucht von Bauer Kaspar Hofer (58). Der Landwirt bangt um seine Existenz, weil sein Biohof zu nahe bei der Wohnzone liegt. Er muss seinen Betrieb bis zum 31. Mai 2020 einstellen (BLICK berichtete).
Seit 300 Jahren züchten die Hofers Schweine. Ihr Wissen über die Tiere vererbten sie von Generation zu Generation. Nun aber droht der Familie der finanzielle Ruin. Wegen eines Streits mit dem neuen Nachbarn. Dieser baute 2016 nebenan eine Villa mit grossem Umschwung an bester Lage.
Das Wohnglück schien perfekt. Dumm nur, dass sich der Zuzüger am Geruch der Schweine stört. Er klagte – mit Erfolg. Der Mindestabstand vom Stall zur Wohnzone ist von Gesetzes wegen zu klein. Die Bio-Schweine sind 38 Meter zu nahe an der Villa. Für die Behörden ist der Fall klar: Die Tiere müssen weg.
«Man schaut zu denen, die mehr Geld haben»
Allerdings denken einige Einheimische anders. Auch Pascale Duff-Egli (48) aus Meggen macht beim Protest mit. «Mich stören diese unfairen Gesetze», sagt sie zu BLICK. «Damit werden Konflikte geschürt, und am Ende schaut man zu denen, die mehr Geld haben.» Sie spricht Klartext: «Der Nachbar wusste ja, wo er hinzieht. Der Stall ist schon länger da als er! Ich will mich dafür einsetzen, dass die Schweine bleiben dürfen.»
Genauso denkt der ehemalige Landwirt Theo Koch (64). «Die ganze Geschichte schmerzt mich sehr», sagt er. «Diese Familie hat einen tollen Zusammenhalt, was heute leider selten ist.» So eine Existenz müsse man erhalten: «Das sind 20 Bio-Schweine, die auf eine grüne Weide dürfen. Die Tiere sind glücklich und bekommen keine Antibiotika.» Der Ex-Landwirt schimpft: «Leider schaut der Staat hier nicht zum kleinen Bauern, sondern zum grossen Millionär.»
Zurückhaltender gibt sich Patrick Rohrer (40), der den Marsch zusammen mit der Trychler-Gruppe organisierte. «Wir möchten keinen Schuldigen suchen», sagt er. «Sondern unsere Solidarität mit der Familie Hofer zeigen. Vielleicht generieren wir so Spenden, damit ein neuer Schweinestall an einem anderen Ort gebaut werden kann.»
Spende in Aussicht gestellt
Etwas Geld beisteuern will auch Marco Leuenberger (34). Der Verwaltungssekretär reiste extra von Schaffhausen nach Meggen. «Es ist schrecklich, wie hier an traditionellen Werten gerüttelt wird», sagt er. «Heute gibt es kaum noch Platz für die Bauern. Dabei wurde die Schweiz dank der Landwirtschaft gross.»
Bauer Hofer verteilte nach dem Protestmarsch Most, Speck und Brot an die Teilnehmer. Er ist beeindruckt: «Es tut gut zu sehen, dass man Leute im Rücken hat.» Nächste Woche will er sich mit der Gemeinde treffen und eine Lösung suchen. Dennoch bleibt er skeptisch: «Wegen dem Geruch geht auf meinem Hof wohl auch keine Hühner- oder Kuhhaltung.»