Landwirt Kaspar Hofer (58) ist ein stolzer Mann. Doch an diesem Mittag wirkt er niedergeschlagen. Mit zittrigen Händen wischt er sich die Tränen aus den Augen. «Das Schlimmste ist für mich, dass die Zukunft meiner Söhne auf dem Spiel steht», sagt der verzweifelte Vater zu BLICK. Gerne würde er den beiden seinen Hof überlassen. Doch die Existenz des Betriebs ist gefährdet.
Ein zugezogener Nachbar beschwert sich über den Gestank durch Hofers Schweinestall in Meggen LU. Die Behörden geben dem Nachbarn recht. Nun muss der Stall bis zum 31. Mai 2020 geräumt werden. Die «Luzerner Zeitung» berichtete diese Woche über den Fall. Seither bekommt der Bauer viele aufmunternde Worte. Viele Leute können den Entscheid nicht nachvollziehen.
Schweinezucht in der 8. Generation
Die Hofers leben in der 8. Generation am Dorfrand oberhalb von Meggen. Seit 300 Jahren betreibt die Familie hier eine Schweine- und Viehzucht. Nie gab es Probleme mit Anwohnern. Bis jetzt. 2016 ziehen nebenan neue Nachbarn ein. Sie bauen eine Villa mit Swimmingpool, Aussicht über den Vierwaldstättersee und massivem Umschwung. Das Wohnglück scheint perfekt. Nur, die Zuzüger stören sich am strengen Geruch der Schweine.
Der Nachbar klagt, weil der Mindestabstand vom Stall zur Wohnzone zu klein ist – was von Gesetzes wegen stimmt. Laut der eidgenössischen Luftreinhalte-Verordnung und der Richtlinie zu Mindestabständen von Tierhaltungsanlagen müsste der Stall 58 Meter von der Wohnzone entfernt sein. Es sind aber nur rund 20 Meter. Der vorgeschriebene Abstand richtet sich nach Grösse und Nutzung des Betriebs.
Das Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement des Kantons Luzern erklärt auf Anfrage, «dass die Bestimmung 2010 in Kraft getreten ist und dass die Wohnzone neben dem Stall seit 1977 besteht». Genau das will Kaspar Hofer nicht einleuchten: «Unser Stall steht schon x-mal so lange hier – und jetzt können uns die Behörden alles kaputtmachen?»
Vor Gericht geht er mit seinem Fall aber nicht. «Wir haben kein Geld für einen langjährigen, teuren Prozess», erklärt der Bauer. «Zudem ist unklar, ob wir den Streit gewinnen. Unsere Anwältin schätzt die Chancen als gering ein.» Damit dürfte sie recht haben, denn die Hofers sind kein Einzelfall. Auch andere Schweinebauern zogen vor Gericht den Kürzeren.
«Wir sammeln Geld für einen neuen Stall»
Doch es gibt eine Lösung: Die Hofers müssten weiter entfernt einen neuen Stall bauen. «Das haben wir auch seit längerem vor», so der Vater. Ihnen fehle aber noch das Geld. Die Frist bis Mai 2020 ist zu knapp. Ein neuer Stall für sämtliche Tiere kostet deutlich mehr als eine Million Franken.
Hofer erklärt die finanzielle Misslage: «Wir sind keine reichen Grossbauern. Wir leben vom Einkommen.» Zum Familienbetrieb gehören 30 Hektaren Land, 20 Mutterschweine und 24 Milchkühe. Deshalb suchen sie nach Darlehen und mittels Crowdfunding nach Spenden für den Stall. Insgesamt brauchen sie eine Million. Der Biobauer dazu: «Es ist viel, doch wir geben nicht auf.»
Nachbar sagt: «Der Gestank wird immer schlimmer»
BLICK konfrontierte Nachbar Daniel Wirth (54) mit dem Streit. «Ich verstehe, dass sie den Hof weiterführen wollen», sagt er. «Wir haben nichts gegen die Familie. Doch der Gestank wurde schlimmer.» Seine Kritik: «Hofer hatte früher zehn Schweine. Heute sind es dreimal so viele, was man riecht.» Er doppelt nach: «Früher waren die Schweine auch drinnen und dann baute er ohne Bewilligung einen Auslauf.»
Der Schweinebauer kontert: «Wir sind ein Biobetrieb. Die Tiere können seit 25 Jahren ins Freie.» Er stellt klar: «Schon immer waren es 20 Schweine. Das kann der Tierarzt, der jährlich kommt, bestätigen.» Nur eines räumt er ein: «Den Auslauf habe ich 2013 vergrössert und erst nachträglich das Gesuch eingereicht.» Dieses sei abgelehnt worden. Für ihn tut das aber nichts zur Sache: «Es heisst ja, der ganze Hof sei illegal.»
Die Leidtragenden sind hauptsächlich die Söhne Balz (25) und Jakob (21). Beide sind gelernte Landwirte. Sie hätten den Hof eigentlich übernehmen wollen. «Mein grösster Wunsch ist es, hier weiterzuarbeiten», sagt Balz. «Die Natur, die Tiere. Das alles gibt mir viel.» Sein Bruder stimmt zu: «Die Arbeit macht Freude.»
Immer wieder dicke Luft wegen saumässigem Gestank aus dem Stall. Der Schweinebauer aus Meggen LU ist kein Einzelfall. Auch in Deitingen SO hat ein Schweinestall wegen seines Geruchs schon für ordentlich Stunk gesorgt. Der Mindestabstand wurde nicht eingehalten: Statt 106 Meter Abstand zur Wohnzone waren es nur 18 Meter. Der Fall endete vor dem Bundesgericht. 2008 musste Ex-Schweinebauer Daniel Stüdi den Betrieb letztlich schliessen.
Schliesslich sattelte Stüdi von Schweinen auf Hühner um. Gestunken hat den Nachbarn auch das. Sie reichten Beschwerde ein, aber ohne Erfolg. Für die Haltung der rund 1400 Legehennen war der Abstand zur Wohnzone ausreichend.
Auch kein Schwein hat ein Bauer im Wahlkreis Entlebuch LU. Auch sein Saustall ist mit 90 statt 185 Metern Distanz laut Behörden zu nahe an der Wohnzone. Ein klarer Fall fürs Kantonsgericht. Dieses forderte im Oktober 2018 die Stilllegung seines Schweinebetriebs. Der Bauer kann den Fall noch vors Bundesgericht ziehen. Dominique Rais
Immer wieder dicke Luft wegen saumässigem Gestank aus dem Stall. Der Schweinebauer aus Meggen LU ist kein Einzelfall. Auch in Deitingen SO hat ein Schweinestall wegen seines Geruchs schon für ordentlich Stunk gesorgt. Der Mindestabstand wurde nicht eingehalten: Statt 106 Meter Abstand zur Wohnzone waren es nur 18 Meter. Der Fall endete vor dem Bundesgericht. 2008 musste Ex-Schweinebauer Daniel Stüdi den Betrieb letztlich schliessen.
Schliesslich sattelte Stüdi von Schweinen auf Hühner um. Gestunken hat den Nachbarn auch das. Sie reichten Beschwerde ein, aber ohne Erfolg. Für die Haltung der rund 1400 Legehennen war der Abstand zur Wohnzone ausreichend.
Auch kein Schwein hat ein Bauer im Wahlkreis Entlebuch LU. Auch sein Saustall ist mit 90 statt 185 Metern Distanz laut Behörden zu nahe an der Wohnzone. Ein klarer Fall fürs Kantonsgericht. Dieses forderte im Oktober 2018 die Stilllegung seines Schweinebetriebs. Der Bauer kann den Fall noch vors Bundesgericht ziehen. Dominique Rais