Blick testet 625-PS-Boliden auf nasser Bahn
4:14
Blick testet 625-PS-Boliden:Schon bei 18 km/h bricht das Heck aus

Junglenker schrotten immer wieder ihre Boliden – Sportwagen-Profi über die Gründe
«Das eigentliche Problem sitzt hinter dem Lenkrad»

Hochmotorisierte PS-Boliden in unerfahrenen Händen: Am Wochenende schrotteten wieder einmal Junglenker performancestarke Fahrzeuge. Doch wieso passiert so etwas? Der Zürcher Sportwagen-Profi Oliver Glaninger spricht mit Blick über die Gründe für solche Unfälle.
Publiziert: 25.03.2025 um 11:25 Uhr
|
Aktualisiert: 25.03.2025 um 15:01 Uhr
1/6
«Das Fahrzeug selbst ist nicht das Problem. Das eigentliche Problem sitzt hinter dem Lenkrad», sagt Sportwagen-Profi Oliver Glaninger zu Blick.
Foto: Ralph Donghi

Darum gehts

  • Junglenker verursachen Unfälle mit hochmotorisierten Autos, Experte erklärt Gründe
  • Selbstüberschätzung und Machtgehabe sind häufige Ursachen für Unfälle
  • Experte schlägt vor, PS-Leistung bei Junglenkern zu drosseln
Die Blick KI ist noch am lernen und kann Fehler machen. Fragen zum Sport und Wetter können noch nicht beantwortet werden.
Sandra_Marschner_Praktikantin News_Ringier Blick_1-Bearbeitet.jpg
Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Sieht man sich die Verkehrsunfall-Nachrichten der letzten Tage an, so zeigt sich eine Gemeinsamkeit: Die Verursacher sind oft Junglenker, die Unfallfahrzeuge hochmotorisierte Boliden.

Im Zürcher Kreis 2 beschleunigte am frühen Sonntagmorgen ein Neulenker (18) einen über 500 PS starken BMW M3 auf dem Mythenquai stadteinwärts stark und verlor die Kontrolle. Die Raserei endete schliesslich an einem Baum.

Bereits am Samstagabend verlor ein 20-Jähriger auf der Autobahn A7 in Fahrtrichtung Konstanz (D) die Kontrolle über seinen hochmotorisierten BMW. Im Gisbergtunnel prallte der Junglenker gegen die Mittelleitplanke und überschlug sich mehrfach. Der Lenker erlitt mittelschwere Verletzungen. 

Zuvor schrottete am Mittwochabend ein 18-jähriger Autofahrer einen 510 PS starken BMW auf der Oldisstrasse in Chur in Richtung Klettergarten. Das Auto geriet ins Schleudern, donnerte in einen Erdwall und überschlug sich dabei. 

Blick hat mit dem Zürcher Sportwagen-Profi Oliver Glaninger (48) gesprochen – über Selbstüberschätzung, Machtgehabe und mangelnde Verantwortung von Junglenkern. 27 Jahre lang war der ehemalige Rennfahrer auf internationalen Rundstrecken unterwegs. Nun bietet er Fahrsicherheitstrainings an und referiert zur Prävention im Verkehrskunde-Unterricht.

Selbstüberschätzung und mangelnde Erfahrung

Auf die Frage, warum gehäuft hochmotorisierte Boliden in schwere Unfälle geraten, sagt Oliver Glaninger zu Blick: «Das Fahrzeug selbst ist nicht das Problem. Auch die Marke nicht. Die Fahrzeuge sind technisch sicher. Das eigentliche Problem sitzt hinter dem Lenkrad: die Fahrer selbst.» 

Die Fahrzeuge sind mit Fahrsicherheitssystemen ausgestattet. Nach jedem Neustart des Fahrzeugs würden sich die Systeme selbst wieder aktivieren und müssten explizit deaktiviert werden. Oftmals würden Junglenker die Fahrsicherheitssysteme deaktivieren, um die fahrphysikalischen Grenzen weiter hinaus zu schieben, erklärt Glaninger.

«Die 500 PS sind ab der ersten Sekunde der Beschleunigung sofort da. Wer unerfahren ist, unterschätzt die enorme Kraft. Es braucht dann nur eine kleine Schocksekunde und die Kontrolle ist komplett weg», betont der Experte. Heckausbrüche seien die häufigste Gefahr. 

Machtgehabe

Dass es aktuell so viele Junglenker-Unfälle gibt, könne man sich auch mit den «Frühlingsgefühlen» junger Männer erklären, so Glaninger: «Sie sagen sich selbst: ‹Ich beherrsche das.› Oft wollen sie dann jungen Frauen beweisen, was für ein geiler Siech sie sind.» Auch der Gruppenzwang unter Kollegen sei stark. Nach Angaben der Beratungsstelle für Unfallverhütung haben schwere Unfälle bei Junglenkern in den letzten vier Jahren zugenommen. Durchschnittlich verletzen sich pro Jahr 602 Jugendliche und junge Erwachsene bei Verkehrsunfällen schwer. 

Glaninger betont: «Niemand erwartet von einem 18-Jährigen, dass er sofort ein 500-PS-Fahrzeug mit Heckantrieb lenken kann.» Auch im Rennsport starte man nicht sofort mit den hochmotorisierten Boliden, sondern arbeite sich in jeder Kategorie mit allmählich steigender Leistung der Fahrzeuge hinauf. Er verdeutlicht: «Nur so bekommt man die Erfahrungswerte und das Feeling für die Beschleunigung und lernt, richtig zu reagieren.»

Mangelnde Verantwortung

Oft sind die hochmotorisierten Unfallfahrzeuge der Junglenker geleast. Oliver Glaninger erklärt, dass die Leasing-Verträge häufig von älteren Verwandten für die Familie abgeschlossen werden. Das Fahrzeug selbst werde dann jedoch dem jüngsten Sohn zum Fahren überlassen. «An der Stelle sollte mehr Verantwortung übernommen werden, dass genau differenziert wird, wer für das Fahrzeug eingetragen ist und wer es tatsächlich fährt», erklärt der Experte. 

Glaninger beschreibt einen Ansatz, den er als sinnvoll erachten würde: «Wenn man bei Junglenkern in der ersten Zeit die Leistung des Fahrzeugs drosseln würde, also statt 500 PS beispielsweise 100 PS, könnten sie erstmals Erfahrungen aufbauen, ohne direkt überfordert zu sein.» Nach einer bestimmten Zeit ohne Eintrag könnte die Leistung aufgehoben werden. 

Beim Töff-Führerschein zeige dieses Verfahren bereits gute Wirkung. Grundsätzlich wäre ein solcher Ansatz technisch möglich. Glaninger betont jedoch, dass im Hinblick auf Persönlichkeitsrechte eine solche Umsetzung schwierig wäre. Er resümiert: «Zwar können Unfälle nie gänzlich vermieden werden, eine für Anfänger leichter zu kontrollierende PS-Leistung könnte jedoch Schäden begrenzen.»

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.
Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.

Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.

So gehts:

  • App holen: App-Store oder im Google Play Store
  • Push aktivieren – keine Show verpassen

  • Jetzt downloaden und loslegen!

  • Live mitquizzen und gewinnen

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?