Spionage-Skandal aufgedeckt?
Zuger Firma soll Überwachung per SMS verkaufen

Der Mitgründer der Zuger Firma Mitto AG soll einen Dienst angeboten haben, um Kunden zu überwachen. So sollen Nutzer unwissentlich geortet worden sein.
Publiziert: 07.12.2021 um 05:23 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2021 um 06:23 Uhr
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Ein Mitgründer der Zuger-Firma Mitto AG soll einen Dienst angeboten haben, um Kunden auszuspionieren. Die Daten habe er verkauft.
Foto: imago images/photothek

Ilja G.*, Mitgründer und unter anderem Verwaltungsratsmitglied von der Mitto AG, soll die Überwachung von Nutzern ermöglicht und verkauft haben. Nutzer des Services von Mitto AG sind zahlreich auf der ganzen Welt. Denn die Firma versendet jene SMS zur Zwei-Faktor-Authentifizierung von Online-Accounts.

Die Zuger Firma hat sich seit 2013 als Anbieter von diesen automatisierten Textnachrichten, die zum Beispiel für Verkaufsaktionen, Sicherheitscodes oder Terminerinnerungen genutzt werden, etabliert.

Ilja G. habe über die Infrastruktur der Firma die Ortung beziehungsweise Überwachung von Mobilfunk-Nutzerinnern ermöglicht, das hat das «Bureau of Investigative Journalism» in Zusammenarbeit mit Bloomberg News aufgedeckt.

Nutzer heimlich über Mobiltelefone überwacht

«Eine Untersuchung ergab, dass der Mitgründer und Chief Operating Officer des Unternehmens, Ilja G., noch eine weitere Dienstleistung anbot: den Verkauf des Zugangs zu den Netzwerken von Mitto, um Menschen heimlich über ihre Mobiltelefone zu orten», so das Journalisten-Netzwerk.

Der Mitgründer verkaufte den Zugriff auf die Infrastruktur und Daten der Mitto AG an private Überwachungsunternehmen. Diese wiederum haben gar staatliche Sicherheitsbehörden als Kunden. Ihm wird vorgeworfen, den Zugang der Mitto AG zu weltweiten Mobilfunknetzen genutzt zu haben. So habe er Standortdaten von Natels und gar Anrufprotokolle erhalten können.

Google, Tiktok, Whatsapp und Co. sind Mitto-Kunden

Mitto hat grosse Technologieriesen als Kunden, darunter Google, Twitter, Whatsapp, Microsofts Linkedin, Telegram und TikTok. Das geht aus Dokumenten von Mitto und ehemaligen Mitarbeitern hervor.

Die Zuger Firma bestreitet die Vorwürfe auf Anfrage von «Bureau of Investigative Journalism». Mitto sei nicht an einem Überwachungsgeschäft beteiligt. Laut der Firma wurde eine interne Untersuchung eingeleitet, «um festzustellen, ob unsere Technologie und unser Geschäft kompromittiert wurden.»

Die Existenz des angebotenen Überwachungsdienstes sei nur einer kleinen Anzahl von Personen innerhalb des Unternehmens bekannt gewesen. Das behaupten mehrere ehemalige Mitarbeiter gegenüber dem Journalisten-Netzwerk. Welche Firmen die Überwachungsdienste kauften und welche nicht, ist aktuell unklar.

Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, wäre es ein zweites Schweizer Unternehmen, nach der Crypto AG, das in weltweiten Spionage-Skandal verwickelt ist.(euc)

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