Spezialeinheiten des Militärs fackeln versehentlich Ex-Bordell im Tessin ab
So heiss war es im Puff «Monna Lisa» noch nie

In der Nacht auf Mittwoch zerstört ein Grossbrand das ehemalige Lust-Motel am Monte Ceneri TI. Schuld ist offenbar eine Panne während einer militärischen Übung im Gebäude. Jetzt ermittelt auch die Militärpolizei.
Publiziert: 16.06.2021 um 16:59 Uhr
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Nur noch Schutt und Asche: Nach einer Übungspanne ist vom ehemaligen Bordell «Monna Lisa» nicht viel übrig geblieben.
Myrte Müller

Es zählte einst zu den traditionellen Etablissements des Tessin. Tanz-Schuppen, Bar, Zimmer für schnellen Sex. Wer über den Monte Ceneri fuhr, kannte das Motel «Monna Lisa» an der alten Passstrasse. Jetzt ist das Gebäude bis auf die Grundmauern abgebrannt – versehentlich abgefackelt vom Militär.

Es ist Dienstagabend. Eine Spezialeinheit führt im leeren Gebäude eine militärische Übung durch. Gegen 21.45 Uhr geht der Alarm los. Im Nordteil des Hauses brennt es. Schnell springen die Flammen auf weitere Räume über und sogar auf das angrenzende Waldstück. Die Soldaten können sich retten. Niemand wird verletzt. Doch der Sachschaden scheint beträchtlich.

Genaue Brandursache wird noch ermittelt

Um 22 Uhr wird die Strasse über den Monte Ceneri gesperrt. Vor Ort sind die Feuerwehren von Cadenazzo TI und Bellinzona TI mit insgesamt zwölf Löschfahrzeugen und 28 Mann. Auch die Feuerwehr der SBB hilft von einem Löschzug aus, das Grossfeuer zu bekämpfen.

Gegen 2 Uhr sind die Flammen unter Kontrolle. Auch Kapo, Stadtpolizei und die Militärpolizei rücken an. Der Unglücksort wird abgeriegelt und versiegelt. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, um die Brandursache zu klären.

Militärische Pannen sorgten für vier Grossbrände in sechs Jahren

Schon seit Jahren «verkehren» keine Prostituierten mehr im ehemaligen Bordell. Im Zuge einer rigorosen Politik gegen das Tessiner Rotlicht-Milieu gingen viele Freudenhäuser pleite. Auch das «Monna Lisa». Es wurde schliesslich 2012 zwangsversteigert und ging in den Besitz der Raiffeisen Bank über. Seitdem darf das Militär die Räumlichkeiten für Übungen nutzen. Damit dürfte es jetzt wohl vorbei sein.

Es ist nicht die erste Panne, die dem Militär am Monte Ceneri teuer zu stehen kommt. In den letzten Jahren sorgten Manöver immer wieder für Grossfeuer. Mitte April 2015 steht der Berg in Flammen, die Rauchsäule ist kilometerweit zu sehen. Der beissende Gestank reicht bis nach Taverne TI bei Lugano TI. Im März 2016 folgt der nächste Brand in unmittelbarer Nähe einer Kaserne. Der Wind treibt sofort die Flammen über das militärische Sperrgebiet, zerstört dabei auch Weideland. Im Dezember 2018 vernichtet ein erneutes Feuer über 27 Hektar Land. Und im Januar 2020 sorgt ein Raketenwurf für einen Grossbrand auf der Alpe del Tiglio in der Gemeinde von Isone TI.


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