Dem venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro (56) werden grobe Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Der internationale Druck wächst: Wenn Maduro keine Neuwahlen ausruft, wollen auch europäische Staaten Oppositionsführer Juan Guaidó (35) als Staatsoberhaupt anerkennen. Der Soziologe und ehemalige Genfer SP-Nationalrat Jean Ziegler (84) kennt Diktator Maduro persönlich – und nimmt ihn in Schutz.
BLICK: Herr Ziegler, Sie haben das System in Venezuela immer gelobt. Was sagen Sie jetzt?
Jean Ziegler: Es ist haargenau die gleiche Strategie wie 1973 gegen das demokratische Chile: Die USA wollen mit einem mörderischen Wirtschaftskrieg die Regierung stürzen, um in Venezuela ans Erdöl zu gelangen. Maduro ist 2018 in fairen und von der Uno überwachten Wahlen zum Präsidenten gewählt worden. Gegen ihn läuft im Westen eine unglaubliche Diffamierungskampagne.
Eine Kampagne? Immerhin hat sich die EU, ja selbst die Schweiz, internationalen Sanktionen angeschlossen.
Das sind alles Lakaien der USA. Das Staatssekretariat für Wirtschaft in Bern ist vollständig Amerika-hörig.
In einem Bericht von 2018 schreibt die Uno von Folterungen, Vergewaltigungen und Mord an Oppositionellen. Glauben Sie wirklich an die Unschuld von Maduro?
Polizeiwillkür kommt vor und ist in jedem Fall vorbehaltlos zu verurteilen. Maduro würde bestimmt keine Folter legitimieren.
Was halten Sie von ihm?
Er ist ein Mann, der im Elend aufgewachsen ist und für Gerechtigkeit kämpft. Unter ihm und seinem Vorgänger Hugo Chávez hat eine soziale Revolution stattgefunden. Der Anteil der permanent Unterernährten von früher 28 Prozent konnte komplett eliminiert werden.
Warum fliehen denn so viele aus dem Land?
Weil es wegen den mörderischen Sanktionen an Nahrung und Medikamenten fehlt.
Stehen Sie mit Ihrer Meinung über Maduro nicht etwas im Abseits?
Als Intellektueller stehe ich hinter der Regierung, weil sie demokratisch gewählt worden ist und weil die Bolivarische Revolution neun Millionen Menschen aus dem extremen Elend befreit hat. Abgesehen davon ist mir ein Arbeiter und Gewerkschafter aus Venezuela viel sympathischer als ein Geldsack aus Zürich.
Das durch eine Finanzkrise bereits gebeutelte Venezuela befindet sich in einer Staatskrise: Juan Guaidó, der Präsident des entmachteten Parlaments, erklärte sich nach tagelangen Demonstrationen gegen den amtierenden Regierungschef Nicolás Maduro, am 23. Januar zum Übergangsstaatschef.
Maduros Wiederwahl in den vorgezogenen Wahlen letzten Jahres ist umstritten und viele westliche Länder anerkennen seine Regierung nicht, da die Wahl manipuliert gewesen sein soll. Seit seinem Amtstritt Anfang Januar gab es gewaltsame Unruhen und Proteste in Venezuela. Seit dem Putschversuch durch Guaidó herrscht ein erbitterter Machtkampf. BLICK erklärt die Hintergründe und wichtigsten Fragen zum Konflikt.
Das durch eine Finanzkrise bereits gebeutelte Venezuela befindet sich in einer Staatskrise: Juan Guaidó, der Präsident des entmachteten Parlaments, erklärte sich nach tagelangen Demonstrationen gegen den amtierenden Regierungschef Nicolás Maduro, am 23. Januar zum Übergangsstaatschef.
Maduros Wiederwahl in den vorgezogenen Wahlen letzten Jahres ist umstritten und viele westliche Länder anerkennen seine Regierung nicht, da die Wahl manipuliert gewesen sein soll. Seit seinem Amtstritt Anfang Januar gab es gewaltsame Unruhen und Proteste in Venezuela. Seit dem Putschversuch durch Guaidó herrscht ein erbitterter Machtkampf. BLICK erklärt die Hintergründe und wichtigsten Fragen zum Konflikt.