Grengiols-Solar: Das klang nach Sommer. Nach dem grossen Wurf. Nach der Erlösung vom Problem des fehlenden Winterstroms. Nun zeigt sich: Der Solarpark im Walliser Bergtal wird massiv kleiner als angekündigt.
Im März hiess es noch, man könne am Hang des Saflischtals 910'000 Solarpanels verbauen. Zwei Monate später ist das Projekt deutlich geschrumpft. Die Träger von Grengiols-Solar planen nun mit 160'000 Kollektoren – rund sechsmal weniger. Ist das Projekt gescheitert?
Dessen Leiter Raoul Albrecht (56) verneint. Und betont, dies sei das übliche Vorgehen: «Im März ging es darum zu kommunizieren, was theoretisch möglich wäre.» Man habe lediglich eine Potenzialanalyse vorgelegt. Nun sei man weiter: «Inzwischen wissen wir, was aufgrund der rechtlichen Grundlagen praktisch umsetzbar ist.»
Albrecht verweist auf die Verordnung zur Solaroffensive, die seit dem 1. April in Kraft ist. Demnach müssen bis 2025 mindestens zehn Prozent des Stroms einer Solaranlage ins Netz eingespeist werden, sonst gibt es keine Bundesgelder. «Das beschränkt das Projekt», sagt Albrecht, fügt aber an: «Grengiols-Solar ist immer noch eine der grössten geplanten alpinen Solaranlagen.»
Der Walliser Mitte-Ständerat Beat Rieder (60) ist einer der Väter der Solaroffensive, die das Parlament im Herbst 2022 im Rekordtempo durchgepeitscht hatte, um den Bau von Kollektoranlagen in den Bergen zu erleichtern. Grengiols galt als Aushängeschild des Solar-Express – was sagt Rieder zu dessen Verkleinerung?
Der Mitte-Ständerat relativiert. «Grengiols ist nur eines von vielen Erfolg versprechenden Projekten», sagt er. «Wichtig ist, dass die Solarwende endlich Fahrt aufgenommen hat.» Der Bau solcher Anlagen sei nicht von heute auf morgen realisierbar. «Es wäre naiv zu glauben, dass diese Anlagen auf Knopfdruck stehen. Wir müssen der Branche jetzt Zeit geben, Projekte zu entwickeln.»
Gibt es noch Hoffnung?
Mühe bereitet ihm die Opposition vonseiten der Grünen und Landschaftsschützer. Diese haben im Wallis das Referendum gegen das kantonale Umsetzungsgesetz eingereicht. «Ich verstehe nicht, warum man das Projekt bereits wieder abschiessen will.»
Kurzfristig gebe es, um die Versorgungslücke im Winter zu schliessen, keine Alternative zu den alpinen Solaranlagen, zumindest keine gleichwertigen: «Neue Atomkraftwerke oder den Import von dreckigem Strom aus dem Ausland.» Das sei ja wohl kaum im Sinne der Gegner.
Ruedi Noser (62), Zürcher FDP-Ständerat und der zweite Teil des Solarduos, wählt deutlichere Worte als sein Kollege Rieder. «Die Verkleinerung von Grengiols-Solar tut mir weh, denn Grengiols war einzigartig», sagt er. Aber das sei wohl so in der Schweiz, meint Noser. «Der grosse Wurf gelingt selten.»
Ganz mag Noser seine Hoffnung für Grengiols nicht begraben. Zumal die Projektbetreiber einen Ausbau der Anlage offenlassen. Er würde eine Vergrösserung des Solarparks in Grengiols befürworten, sagt der FDP-Ständerat. «Ich bin überzeugt: Ein schrittweiser Ausbau ist möglich.» Doch das brauche seine Zeit.
Einig ist er sich mit Rieder darin: «Der Solar-Express steht und fällt nicht mit Grengiols.» Schweizweit stünden bereits mehr als 100 Projekte in den Startlöchern, sagt der Zürcher. «Damit kommen wir hoffentlich auf die angepeilten zwei Terawattstunden Solarstrom im Winter.»
Noser ist daher zuversichtlich: «Die Solarwende wird gelingen.»