«Es ist wichtig, das Silodenken zu überwinden», sagte der Biodiversitätsforscher Markus Fischer von der Universität Bern und Mitverfasser des soeben erschienenen Faktenblatts der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) gemäss deren Mitteilung vom Dienstag.
Die Klimaerwärmung und der Verlust von Arten sind eng miteinander verflochten: Der Klimawandel ist derzeit die drittwichtigste Ursache für den Biodiversitätsverlust, ab 2050 sogar die wichtigste, wie es im Faktenblatt heisst. Demgegenüber schlucken Ökosysteme enorme Mengen an CO2 und bremsen so den menschengemachten Klimawandel. Klima- und Biodiverstitätsschutz wirken deshalb gegen beide Krisen, als nur ein Beispiel nennt die SCNAT den Schutz der Moore.
Nur: Es ergeben sich auch Zielkonflikte, wodurch gemäss den Forschenden das Risiko besteht, die Krisen noch zu verschärfen. Richtig umgesetzt sei aber eine «Win-Win-Situation» möglich: Bei der Umstellung auf erneuerbare Energien etwa sollen bereits genutzte Flächen stark priorisiert, Kleinwasserkraftwerke nur in Ausnahmefällen gefördert und der Bergbau nachhaltig ausgerichtet werden, so die SCNAT.
Am wirkungsvollsten seien Massnahmen gegen die grundsätzliche Ursache der Klima- und die Biodiversitätskrise, so die Autorinnen und Autoren: «Unsere nicht nachhaltige Lebensweise».
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Sie schlagen konkrete Ansätze vor, um zielführend Klimawandel- und Biodiversitätsverlust zu begrenzen. So nennen sie den Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft, Umweltvorgaben für den Finanzsektor, der Ab- und Umbau von klima- und biodiversitätsschädigenden Subventionen, eine radikale Reduktion des Treibhausgas-Emissionen, eine Senkung des Fleisch- und Milchproduktkonsums, mehr Mittel für den Naturschutz sowie die Überwindung von Landnutzungskonflikten.
Die Schweizer Bevölkerung trage pro Kopf im In- und Ausland überdurchschnittlich viel zu beiden Krisen bei - und leide auch stark unter den Folgen, schreiben die Forschenden. Seit Messbeginn 1864 sei es in der Schweiz zwei Grad wärmer geworden, die Hälfte aller Lebensraumtypen und ein Drittel der 10’350 bewerteten Arten seien bedroht. «Neben ihrer internationalen Verantwortung besteht für die Schweiz deshalb ein erhebliches Eigeninteresse, bei der Bekämpfung des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts eine Vorreiterin zu sein», heisst es im Faktenblatt.
Erst kürzlich diskutierten Fachleute des Weltklimarats (IPCC) und des Weltbiodiversitätsrats (IPBES) gemeinsam über Massnahmen, die sowohl dem Klima als auch dem Artenschutz zugutekommen. Es brauche demnach einen tiefgreifenden Wandel in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, weiter wie bisher ist keine Option, so die Autorinnen und Autoren des im Juni erschienen Berichts, an dessen Ausarbeitung auch Markus Fischer mitwirkte.
(SDA)