Auf einen Blick
- Schweizer Firma Oppidum warb mit Luxus-Bunkern
- Bunker sollten Apokalypse aushalten und mit Pools und Kinosälen ausgestattet sein
- Kosten sollen Millionen betragen
- Firma stellt Betrieb ohne Erklärung ein
Je teurer, desto sicherer? Bunker sollen in Katastrophenfällen das eigene Leben und das seiner Liebsten und Mitmenschen schützen. Ein einfacher Rückzugsort mit einigen Vorräten reicht den Superreichen schon lange nicht mehr.
Um die Schutzeinrichtungen mit dem gewünschten Luxus wie einem drehbaren Kamin, einer Bowlingbahn, einem Haifischbecken oder einem entflammbaren Burggraben auszustatten, braucht es ein gewisses Know-How. Auf der Seite der Auftraggeberinnen und Auftraggeber braucht es ein dickes Portemonnaie.
Bunkeranlage für Meta-Chef Zuckerberg
Meta-Multi-Milliardär Mark Zuckerberg soll sich auf Hawaii für den Weltuntergang gerüstet haben. Zu seinem 270 Millionen Dollar teuren Anwesen soll eine 5000 Quadratmeter grosse Bunkeranlage gehören.
Dass mit dem Bau von unterirdischen Prunk-Bunker viel Geld zu scheffeln ist, hatte auch die Schweizer Firma Oppidum erkannt. Online warb die Firma, Luxus-Bunker für bis zu 100 Millionen Dollar bauen zu können. In einem dramatischen Werbevideo auf Youtube präsentiert die Firma ihre Dienstleistungen. Bunkeranlagen, die sicher sind und gleichzeitig die Annehmlichkeiten eines Zuhauses bieten.
Diese sollten praktisch jede Apokalypse aushalten und teils grösser sein als 45 Fussballfelder. «Einer der grössten Luxus-Bunker liegt in Tschechien und ist 323'000 Quadratmeter gross. In der unterirdischen Festung der Schweizer Firma Oppidum mit Sitz in Luzern sollen Menschen bis zu zehn Jahre ohne externe Versorgung überleben können. Im Bunker gibt es Konferenzräume, Pools und Kinosäle», berichtete die NZZ im Oktober über das im Jahr 2020 gegründete Unternehmen.
Modernste Technik und purer Luxus unter der Erde
Fotos des angeblich gebauten Protz-Bunkers gibt es keine. Lediglich Visualisierungen, wie dieser aussehen soll. Diese Visualisierungen zeigte auch das Forbes-Magazin und schrieb über den tschechischen Gründer der Schweizer Firma Jakub Zamrazil: «Herr Zamrazil hat sich mit Spitzenfachleuten aus den Bereichen Sicherheit und Luxusentwicklung zusammengetan, um das Konzept der ultimativen Lebensversicherungslösung für das moderne Zeitalter zu entwickeln.»
Sicherheitsdirektor des Projekts ist ein ehemaliger Chef des militärischen Nachrichtendienstes der Tschechischen Republik im Rang eines Brigadegenerals. Zu dem Schutzbunker meinte dieser: «Die Einzigartigkeit des Bunkers liegt darin, dass er modernste Sicherheit mit Luxus und Komfort verbindet. Er ist die grösste bekannte Einrichtung dieser Art auf der Welt.»
Firma hat Betrieb eingestellt
Mehr über die Schweizer Firma und deren Luxusbunker und ob diese überhaupt in der Realität existieren, wollte auch das Newsportal «Watson» herausfinden. Trotz mehrerer Anfragen kam nie eine Reaktion.
Das Newsportal kontaktierte mehrere ehemalige und aktuelle Mitarbeitende, die sich jedoch nicht äussern wollten. Ende Oktober habe sich Firmengründer Jakub Zamrazil persönlich per Mail bei «Watson» gemeldet. Statt die offenen Fragen zu beantworten, soll sich Zamrazil auf einen Satz beschränkt haben: «Oppidum Bunkers hat seinen Betrieb Ende November eingestellt.»
Die Webseite des Unternehmens verkündet dieselbe Information. Die Visualisierungen und Modelle sind nur noch über eine Zeitmaschine abrufbar. Wie Blick-Recherchen zeigen, gibt es die GmbH aber nach wie vor. Der Firmensitz befindet sich in einem Business Center in Luzern, in dem man voll ausgestattete Büroräume mieten kann. Zuvor lag die Adresse bei einer Zürcher Anwaltskanzlei.