«Man ist diesen Wassermassen hilflos ausgeliefert»
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Grosse Schäden im Dorfladen:«Man ist diesen Wassermassen hilflos ausgeliefert»

Unwetter-Schock im Klettgau SH – der Tag danach
«Diesen Wassermassen bist du ausgeliefert»

Einen Tag nach den Überschwemmungen in der Region Schaffhausen herrscht immer noch Ausnahmezustand. Anwohner, Gewerbler und die Feuerwehr berichten.
Publiziert: 03.08.2024 um 17:19 Uhr
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Aktualisiert: 04.08.2024 um 13:32 Uhr
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Judith Landes, Geschäftsführerin des Dorfladens von Oberhallau, sagt, mehrere Kühlschränke und Lagerartikel seien kaputt.
Foto: Matthias Kempf

Erst Hagel, dann Regen und plötzlich kam die Flutwelle: Die verheerenden Unwetter im Klettgau SH von Freitag hinterlassen einen tiefen Schock bei Anwohnern und Gewerblern. Auch einen Tag danach herrscht in den Dörfern Ausnahmesituation. Die Wasserpumpen laufen auf Hochtouren, Keller strotzen vor Schlamm, kaputte Kühlschränke und Waschmaschinen werden ausgeräumt. Die Schadenhöhe: noch unklar. 

«Es war furchtbar, wir konnten nichts mehr machen. Diesen Wassermassen bist du ausgeliefert», sagt Judith Landes, Geschäftsführerin des Genossenschafts-Dorfladens Prima Oberhallau, zu Blick. Innert zweieinhalb Stunden fiel teils mehr als 100 Millimeter Regen in der Region. Meteo Schweiz verzeichnet an der Messstation den fünfthöchsten Wert seit Messbeginn von 1886. Die 63-jährige Ladenbesitzerin steht im Zentrum von Oberhallau und schildert den Moment, als die Wassermassen das Dorf überrollten: «Die Flutwelle war mindestens einen halben Meter hoch, höher als der Dorfbrunnen.» 

Landes zeigt: Von dort hinten rollte die Flutwelle ins Dorfzentrum

Weinbauer rechnet mit Totalausfall

Immense Schäden dürften die Überschwemmungen auch in der Kelterei von Martin Beugger (48) angerichtet haben. «Im Innenbereich stand das Wasser einen Meter hoch.» Bitter: Das Gebäude beherbergt mehrere elektronische Geräte für die Weinproduktion, die in wenigen Wochen startet. Ob diese nach den Aufräumarbeiten noch funktionstüchtig sind, bezweifelt der 48-Jährige.

Beugger ist auch Bauer. Was ihn auf den Feldern erwartet, weiss er noch nicht. Er geht aber von «relativ schlimmen» Bildern aus. Im Weinbau rechnet er mit «100-prozentigen» Schäden. «Und das ist nicht pessimistisch, sondern realistisch betrachtet», sagt Beugger zu Blick. Eindrücklich beschreibt der Landwirt, mit welcher Kraft die Wassermassen durchs Dorf zogen. «Sie hoben zwei Weinbehälter mit 9000 Liter Inhalt an und rissen diese mit.» Neun Tonnen Getreide hielt er zudem an Lager. «Das ist nicht mehr da, es wurde mitgeschwemmt und ist spurlos verschwunden.»

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Rimuss-Produktionsstätte steht immer noch unter Wasser

Die Feuerwehren sind seit Freitagnachmittag 15 Uhr nonstop im Einsatz. Über 150 Einsätze mussten sie bisher bewältigen. Blick trifft Andreas Brechbühl, den Feuerwehrkommandanten des Feuerwehrverbands Hallau, Oberhallau und Trasadingen, vor der Rimuss-Produktionsstätte im Industriegebiet von Hallau. 24 Stunden nach dem Unwetter stehen die Kellerräume immer noch unter Wasser. Ein Drittel bis knapp die Hälfte habe man bisher rauspumpen können. Brechbühl rechnet vor: «Die ganze Firmenfläche ist unterkellert und gut sechseinhalb Meter tief am tiefsten Punkt, das gibt grob gesagt rund 20'000 Kubik Wasser, die reinliefen.» 

Weder die Einsatzkräfte noch Micha Davaz, CEO der Rimuss & Strada Wein AG, konnten die Kellerräumlichkeiten bisher betreten. Eine erste Schätzung zu Schäden sei deshalb unmöglich. Davaz zu Blick: «Voraussichtlich morgen oder am Montag ist eine erste Begehung möglich.» Das Wichtigste sei, dass keine Personen zu Schaden gekommen seien. «Es war natürlich ein Schock, aber mittlerweile sind wir wieder etwas gefasster.» Man arbeite eng mit den Einsatzkräften zusammen. Diese haben noch viel Arbeit vor sich. Am Samstagabend folgt die nächste Lagebesprechung. Bis mindestens 1 Uhr nachts stehen die Feuerwehren im Einsatz. Oder sogar länger.

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