Er wollte nur helfen und kassierte dafür Prügel – und zwar mit einer Eisenstange. «Ich schlafe seit drei Nächten nicht mehr gut. Das Fenster, das ich stets für die Katze offen gelassen habe, schliesse ich nachts nun», sagt Kave K.* (40) nach der Attacke zu Blick. Sein Handgelenk ist geschwollen. Der Abdruck der Stange auf seiner Haut ist noch gut zu erkennen.
Am Donnerstagabend hatte er einen Mann auf frischer Tat ertappt. «Ich war auf dem Balkon am Rauchen, als ich sah, wie er von Auto zu Auto ging, um zu sehen, ob sie offen sind. Er wollte Dinge daraus stehlen.» K. rief dem Mann zu, was er da tue. «Nix!», habe dieser geantwortet und sofort das Weite gesucht.
Der Schaffhauser sprang von seinem Balkon im Erdgeschoss und sammelte ein, was der Kriminelle auf der Flucht verloren hatte. Keine fette Beute: Eine Kuscheldecke und ein paar gelbe Päckchen mit medizinischem Material drin, das er nicht genau identifizieren konnte.
«Ich ging mit den Gegenständen zurück in meine Wohnung und rief die Polizei an», berichtet K.. Noch während er mit der Einsatzzentrale am Telefon war, wollte der Schaffhauser wieder auf den Balkon zurück. Der Iraner zu Blick: «Da stand dieser Typ bereits auf meinem Balkon und schlug unvermittelt mit einer Eisenstange auf mich ein!»
«Er war sehr hässig»
K. wehrte den Schlag von der über einen Meter langen Stange mit der linken Hand ab und riss dem Angreifer die Tatwaffe aus den Händen. Der Dieb stürzte dabei vom Balkon und flüchtete anschliessend. Wenige Minuten später traf die Polizeipatrouille ein. «Leider konnten sie den Typen nicht mehr finden.»
Der Schaffhauser ist überzeugt, dass der Verbrecher sich an ihm rächen wollte, weil er bei seiner Diebestour gestört wurde. «Er war sehr hässig. Woher er so schnell eine Eisenstange herhatte, ist mir aber bis heute ein Rätsel. In der Nachbarschaft fehlt nirgends eine.»
«Ich würde es wieder ganz genau gleich machen!»
Die Schaffhauser Polizei bestätigt Blick den Einsatz vom Donnerstagabend um zirka 22 Uhr. Sie spricht allerdings von einem Alu-Rohr. Der Täter konnte bisher nicht geschnappt werden. «Es sind mehrere Patrouillen ausgerückt, doch die Nahbereichsfahndung hat nichts ergeben», sagt Pikettchef Philipp Maier.
Grundsätzlich sei es sehr ungewöhnlich, dass ein Einbrecher die Konfrontation suche. «Sie bereiten eigentlich Fluchtwege vor, um so schnell wie möglich abhauen zu können, wenn sie bemerkt werden.» Deshalb sei sich bemerkbar zu machen und die Polizei anzurufen das richtige Vorgehen gewesen, sagt Maier.
Dass K. Zivilcourage bewiesen hat, indem er den Dieb vertreiben wollte, bereut der Iraner trotz des Angriffs nicht. «Ich würde es wieder ganz genau gleich machen!» Dass ein Täter bewaffnet zurückkomme, sei ja in der Regel nicht zu erwarten. «Aber dennoch bin ich froh, bin ich ein Mann, der sich wehren konnte. Das hätte auch ganz anders ausgehen können.»
*Name der Redaktion bekannt