Der Dialog klingt nach Polizeikontrolle: «Wissen Sie, warum ich Sie angehalten habe?», fragt ein strenger Mann mit Funkgerät. «Weil ich zu schnell war», antwortet ein Teenager kleinlaut, während er seine «Papiere» sucht. Er kommt heute mit einer Verwarnung davon. Trotzdem werden seine Personalien notiert.
Aufgenommen wurde das Gespräch, das den Weg ins Internet fand, nicht auf der Strasse. Sondern auf einer Skipiste im US-Wintersport-Mekka Vail (Colorado). Dort hat man spezielle Langsam-Pisten geschaffen – und setzt die Geschwindigkeitsbegrenzung rigoros um. Vom Konzept, das sich in Nordamerika etabliert hat, könnte sich die Schweiz in Anbetracht steigender Unfallzahlen eine Scheibe abschneiden, meinen Betroffene von Skiunfällen. Doch die meisten Skigebiete winken ab.
Schaffhauserin in üblen Pistenunfall verwickelt
Werber Michael Schmid (51) und seine Ehefrau Wei-An Huang (38) aus Schaffhausen sind passionierte Skifahrer. Die Pianistin aus Taiwan fährt gerne etwas langsamer, da sie nicht schon von Kindesbeinen an auf Ski steht. Deshalb haben die beiden ihren Silvester-Trip ins kanadische Whistler besonders genossen. Ein Teil des Skigebiets ist «Slow Zone» – wo langsam gefahren werden muss.
Dass in der Schweiz ein anderes Tempo vorherrscht, musste Huang Ende Januar im Skigebiet Lenzerheide GR schmerzlich feststellen. Die Frau fährt langsam den Hang hinunter, als sich ein Teenager von hinten mit hoher Geschwindigkeit nähert – und sie über den Haufen fährt. Das Opfer: «Ich spürte noch den Aufprall. Was dann passierte, weiss ich nicht mehr so genau.»
Verdacht auf Halswirbelverletzung
Huang bleibt im Schnee liegen – Verdacht auf Verletzung der Halswirbel! «Ich hatte eine Riesenangst, dass sie im Rollstuhl landet», erinnert sich der Ehemann. Die Skifahrerin wird mit dem Helikopter vom Berg geholt, kommt zum Glück mit einer Gehirnerschütterung davon. Aber: Skifahren ist für sie nicht mehr dasselbe: «Wenn ich einen Skifahrer hinter mir höre, erschrecke ich jedes Mal.»
Dass die Schaffhauserin mit dem schlechten Gefühl nicht alleine ist, hat sich in den letzten Wochen gezeigt. Ski-Legende Art Furrer (82) schrieb im SonntagsBlick von «Krieg auf den Skipisten». Er schlägt vor, Familien und vernünftige Fahrer von den Rasern zu trennen. Jährlich verunglücken Zehntausende Wintersportler auf Schweizer Pisten. Wegen des schönen Wetters gab es letztes Jahr nochmals eine deutliche Zunahme.
In der Schweiz haben verschiedene Skigebiete 2010 ein Pilotprojekt gestartet und Langsam-Zonen eingeführt. «So richtig gut angekommen ist das aber nicht», wie man sich beim Verband Seilbahnen Schweiz erinnert. Zu sehr klinge das Konzept nach Pistenpolizei und Spielverderber. Obwohl laut einer Umfrage damals 75 Prozent der Gäste die Langsam-Pisten als nützliches Angebot bezeichneten.
Schweizweit nur wenige Langsam-Pisten
Dennoch gibt es Langsam-Pisten in der Schweiz. Wenn auch nicht so streng kontrolliert wie in Nordamerika. In Zermatt VS gibt es vier «Slow Slopes» – und auch in Grindelwald BE und Verbier VS hat eine Langsam-Piste überdauert. Um das Angebot auszubauen, sei die Nachfrage aber nicht gross genug, heisst es von den Skigebieten. Man habe schlicht nicht die Kapazitäten, um zu kontrollieren.
Michael Schmid (51) und seine Frau Wei-An Huang sind überzeugt, dass eine Nachfrage bestehen würde. Gut möglich, dass sie demnächst auf einer Zermatter Piste talwärts fahren – ganz langsam natürlich.
In Nordamerika wurden Langsam-Pisten vor Jahrzehnten eingeführt. Schon 1999 titelte die «New York Times»: «Rücksichtslose Skifahrer werden ausgebremst!» Nach einer Welle tödlicher Unfälle seien die Massnahmen in verschiedenen US-Skigebieten eingeführt worden.
Das Konzept ist jedoch personalintensiv. Permanent sind Helfer auf den Langsam-Pisten stationiert, die Raser verwarnen. Die Wintersportler sind dank ihrer Tickets identifizierbar. So ist für alle «Pisten-Polizisten» erkennbar, wer bereits verwarnt wurde. Im Wiederholungsfall werden die Tickets eingezogen. Mancherorts müssen fehlbare Fahrer Sicherheitskurse besuchen, um ihr Ticket wieder zu bekommen.
Er gibt aber immer wieder Diskussionen darüber, ab wann ein Wintersportler als «Raser» gelten soll. Im Netz haben sich einige Skigebiete wegen zu harschen Auftretens der Kontrolleure negative Kommentare eingehandelt.
Trotzdem hat sich das System offenbar bewährt. Ein Blick auf den Pistenplan von Whistler in Kanada zeigt: Ein grosser Teil des Skigebiets ist «Langsam-Zone», darunter praktisch alle Talabfahrten.
In der Schweiz setzt man auf Präventionsmodelle. So bietet die Suva aktuell eine App an, welche die Belastung beim Skifahren misst. Und so verhindern soll, dass die Sportler über ihre Leistungsgrenzen hinausgehen. Michael Sahli
In Nordamerika wurden Langsam-Pisten vor Jahrzehnten eingeführt. Schon 1999 titelte die «New York Times»: «Rücksichtslose Skifahrer werden ausgebremst!» Nach einer Welle tödlicher Unfälle seien die Massnahmen in verschiedenen US-Skigebieten eingeführt worden.
Das Konzept ist jedoch personalintensiv. Permanent sind Helfer auf den Langsam-Pisten stationiert, die Raser verwarnen. Die Wintersportler sind dank ihrer Tickets identifizierbar. So ist für alle «Pisten-Polizisten» erkennbar, wer bereits verwarnt wurde. Im Wiederholungsfall werden die Tickets eingezogen. Mancherorts müssen fehlbare Fahrer Sicherheitskurse besuchen, um ihr Ticket wieder zu bekommen.
Er gibt aber immer wieder Diskussionen darüber, ab wann ein Wintersportler als «Raser» gelten soll. Im Netz haben sich einige Skigebiete wegen zu harschen Auftretens der Kontrolleure negative Kommentare eingehandelt.
Trotzdem hat sich das System offenbar bewährt. Ein Blick auf den Pistenplan von Whistler in Kanada zeigt: Ein grosser Teil des Skigebiets ist «Langsam-Zone», darunter praktisch alle Talabfahrten.
In der Schweiz setzt man auf Präventionsmodelle. So bietet die Suva aktuell eine App an, welche die Belastung beim Skifahren misst. Und so verhindern soll, dass die Sportler über ihre Leistungsgrenzen hinausgehen. Michael Sahli
Die aktuellen Unfallzahlen der Suva zeigen: Wer sich auf Ski wagt, setzt sich Gefahren aus. Im Vergleich zum Jahr 2018 verzeichnet die Suva fürs letzte Jahr ein Unfall-Plus von fast sieben Prozent. Besonders schlimm: der Februar. In diesem Monat passierten die meisten Unfälle – gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von über 25 Prozent. Aber warum? «Wir hatten einen sehr guten und sonnigen Winter mit viel Schnee, der lange liegen blieb», erklärt Peter Andermatt, Statistiker bei der Suva. Für ihn ist klar: «Ist es an den Wochenenden schön, sind mehr Menschen auf der Piste, die verunfallen können.» Damit es gar nicht so weit kommt, empfiehlt die Beratungsstelle für Unfallverhütung: Geschwindigkeit anpassen und Helm tragen. Johannes Hillig
Die aktuellen Unfallzahlen der Suva zeigen: Wer sich auf Ski wagt, setzt sich Gefahren aus. Im Vergleich zum Jahr 2018 verzeichnet die Suva fürs letzte Jahr ein Unfall-Plus von fast sieben Prozent. Besonders schlimm: der Februar. In diesem Monat passierten die meisten Unfälle – gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von über 25 Prozent. Aber warum? «Wir hatten einen sehr guten und sonnigen Winter mit viel Schnee, der lange liegen blieb», erklärt Peter Andermatt, Statistiker bei der Suva. Für ihn ist klar: «Ist es an den Wochenenden schön, sind mehr Menschen auf der Piste, die verunfallen können.» Damit es gar nicht so weit kommt, empfiehlt die Beratungsstelle für Unfallverhütung: Geschwindigkeit anpassen und Helm tragen. Johannes Hillig
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