Rätsel um Tod in Solduno TI: Polizei schliesst Mord nicht aus
Junger Argentinier hatte tiefe Schnittwunde im Gesicht

Auch vier Tage nach dem Fund der Leiche in einem Mehrfamilienhaus im Tessin tappt die Polizei im Dunkeln. Wurde der 24-Jährige Opfer eines Gewaltverbrechen?
Publiziert: 26.06.2022 um 18:22 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2022 um 18:23 Uhr
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Kurz nach 15 Uhr rückten vergangenen Donnerstag Polizei und Ambulanz zum Fundort der Leiche in Locarno-Solduno TI an. Sie waren vom Bruder des Opfers alarmiert worden. Noch ist nicht klar, wie der junge Argentinier zu der schweren Schnittverletzung im Gesicht kam.
Foto: © Ti-Press / Ti-Press

Im Treppenhaus des vierstöckigen Wohnblocks an der Via Muro della Rossa in Solduno TI herrscht wieder Stille. Stufen und Boden sind frisch gewischt. Es riecht nach Putzmitteln. Sonnenstrahlen wärmen die Fliesen. Der Alltag der Mieter verschwindet wieder hinter verschlossenen Türen. Nur die Polizeisiegel an einer Wohnung im Gebäude erinnern, was am Donnerstagnachmittag geschah.

Es ist 14.52 Uhr. Bei der Polizei in Locarno TI geht ein Notruf ein. Streifenwagen und Ambulanz rücken in Solduno an. Die Tür der Wohnung von Angel B.* (†24) ist angelehnt. Im Flur liegt seine Leiche. Im Gesicht klafft eine tiefe Wunde, aus der noch ein Messer ragt, berichtet Ticinonews.

Der jüngere Bruder fand die Leiche

Gefunden hat ihn sein jüngerer Bruder Juan B.*(19). Er lebt mit seiner Mutter ebenfalls in Solduno. Weil die Mutter seit dem 17. Juni keine Nachricht mehr von Angel erhielt, hatte sie den Jüngsten losgeschickt, nach seinem Bruder zu schauen. Da war Angel bereits seit Tagen tot.

Gerochen habe es schon komisch im Treppenhaus, sagen die Nachbarn gegenüber Tessiner Medien. Niemand jedoch ahnt, welches Grauen sich gleich nebenan abgespielt hat. Seit fast vier Jahren wohnte Angel B. in Solduno. «Aus der Wohnung kamen nie Geräusche», sagt eine Nachbarin, die auf dem gleiche Stockwerk wohnt, gegenüber Blick, «der junge Mann lebte sehr zurückgezogen. Man sah und hörte ihn kaum». Einen engen Kontakt hat Angel B. eigentlich nur zu Mutter und Bruder.

Kripo ermittelt in alle Richtungen

Das berichten auch andere im Haus. Angel B. habe selten die Wohnung verlassen, bestellte sich über den Lieferdienst Essen ins Haus, berichtet «Il Quotidiano». Oft sei der Briefkasten mit Post übergequollen.

Die Tessiner Kripo ermittelt in alle Richtungen. Wurde Angel Opfer eines Mordes oder Totschlags? War der Tod ein schrecklicher Unfall? Oder hat sich der menschenscheue Einzelgänger die schwere Schnittverletzung im Gesicht selbst zugezogen? Erst die Autopsie wird die genaue Todesursache klären. Und vielleicht lässt sich dann rekonstruieren, wie es zur Tragödie in Solduno kam.

*Name geändert

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