Der Schweiz steht ein Horror-Winter bevor. Kein Licht, kein Wasser, kein Strom. Gar von einer Hungersnot ist die Rede. Die Regierung bereite sich gerade darauf vor. Davon ist die Russin Viktoria Petrowa, die in Lausanne leben soll, fest überzeugt und berichtet darüber gegenüber dem russischen Nachrichtenportal Life, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
Zum Beweis hält die Russin eine Broschüre der Schweizer Behörden in die Kamera. Diese trägt den Titel: «Kluger Rat – Notvorrat». Herausgegeben vom Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL). Darin würde genau erklärt werden, wie man sich auf den Winter vorbereiten müsse. Dementsprechend dramatisch klingt auch der Titel des Videos, in dem Petrowa zu sehen ist. «Russin aus der Schweiz zeigt die Anleitung zum Überleben im Winter, die der Staat den Bewohnern schickt.»
Die Broschüre gibt es wirklich. Allerdings ist sie schon mehrere Jahre alt und wird keineswegs an alle Schweizer Haushalte geschickt, wie das BWL gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erklärt. Eine gross angelegte Kampagne vom Bund gebe es auf keinen Fall. Wer möchte, der könne sich die Broschüre schicken lassen. Zudem könne man die Informationen auch auf der Internetseite des BWL finden.
«Ich sollte erklären, was darin steht»
Wieso also stellt Petrowa die Broschüre als aktuellen Beweis für die Angst der Schweizer dar? Das alles sein ein Missverständnis. Gegen den Vorwurf, Propaganda zu betreiben, wehrt sich die Russin auf Anfrage von Blick. Ein Kollege aus Russland habe sie gefragt, ob sie diese Broschüre erhalten habe. «Ich sollte erklären, was darin steht. Und genau das habe ich getan», sagt sie zu Blick. Es sei eine gute Sache, dass sich die Regierung auf ein solches Szenario vorbereite. So seien ihre Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen. Sie habe nicht bewusst einen Beitrag für das russische Medium gemacht und glaube auch nicht, dass der Schweiz ein harter Winter bevorstehe.
Petrowa hat ukrainisch-russische Wurzeln. Ihr Vater ist Russe, ihre Mutter Ukrainerin. Sie verbrachte ihre Jugend in der Ukraine, studierte Journalismus in Kiew, arbeitete in Moskau und ging schliesslich ins Ausland, nach Grossbritannien. Sie habe über kulturelle Themen berichtet und nicht über Russland oder die Politik.
Der Vorwurf, sie betreibe Propaganda für den Kreml, mache sie traurig. Ihre Eltern seien jetzt in Moskau, darum sei sie vorsichtig mit Kritik. Aber Propaganda würde sie unter keinen Umständen verbreiten. Sie kenne sogar den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44), als dieser noch als Comedian unterwegs war. «Es war eine andere Zeit». Sie träume und hoffe jeden Tag, dass dieser Krieg endet. Sie sei glücklich darüber, mit ihrer Tochter in der Schweiz zu leben. (jmh)