Sechs Jahre lang war Martin Senn (†59) der starke Mann an der Spitze der Zurich. Er lotste den Konzern als Finanzchef durch die Krise, wurde 2009 zum CEO ernannt.
Vor sechs Monaten folgte der tiefe Fall. Auf Druck von Investoren wurde der Basler vom Verwaltungsratspräsidenten Tom de Swaan (70) abgesägt. Der erlittene Macht- und Prestigeverlust habe ihn schwer getroffen, sagt ein Bekannter (BLICK berichtete).
«Kann aus Gefühl der Kränkung geschehen»
Am Freitag hat sich der Top-Manager in seiner Ferienwohnung in Klosters GR das Leben genommen. Wurde die Leere unaushaltbar, die sich nach dem Aus bei Zurich in seinem Leben ausbreitete?
Sicher ist, dass Spitzenmanager unter besonders grossem Druck stehen: «Schwäche zu zeigen passt nicht, die Scham über Fehler oder eigene Unsicherheiten zu sprechen ist extrem gross», sagt Götz Mundle, ärztlicher Geschäftsführer der auf Depressionen und Burn-Out spezialisierten deutschen Oberbergkliniken, gegenüber der «Handelszeitung».
Führungspositionen seien sehr einsame Positionen – oft fehle ein Ansprechspartner bei persönlichen Problemen, sagt Götz Mundle. «Selbstmordgefährdete Menschen ziehen sich zurück oder entwickeln eine unpersönliche perfekte Fassade. Die Menschen werden von dem Gefühl beherrscht Anforderungen an sich selbst und andere nicht mehr erfüllen zu können und daher nichts mehr wert zu sein.» Das könne sich so sehr zuspitzen, dass ein Mensch glaubt, er habe nicht mehr das Recht, weiter zu leben.
Senn ist bereits der zweite Zurich-Top-Manager, der Suizid begangen hat. Ende August 2013 nahm sich der damalige Finanzchef Pierre Wauthier im Alter von 53 Jahren das Leben. In einem Abschiedsbrief hatte er den damaligen Verwaltungsrat beschuldigt, übermässigen Druck ausgeübt zu haben.
Die Gründe für seinen Tod hat Senn mit ins Grab genommen – Psychiater Sebastian Haas sagt zu BLICK, dass nicht nur die berufliche Situation der Auslöser gewesen sein dürfte: «Man muss sehr vorsichtig sein. Die Umstände spielen eine Rolle. Es kann aus einem Gefühl der Kränkung heraus geschehen oder komplett andere, nicht berufliche Gründe haben.»
Innere Krise, die reaktiviert wurde?
Entscheidend sei die Vorlaufgeschichte, sagt Vladeta Ajdacic-Gross, Präsident vom Forum für Suizidprävention und Suizidforschung in Zürich. Es sei unwahrscheinlich, dass sich jemand, der noch nie an Suizid gedacht habe, mit 60 Jahren plötzlich das Leben nimmt. «Meist sind es innere Krisen, die reaktiviert werden. Dann braucht es nur noch wenig und das Fass läuft über.»
Entscheidend sei, ob der Betroffene sich in dieser scheinbar ausweglosen Situation Hilfe sucht. «Es geht darum, Wege und Mittel zu finden, um mit den inneren Krisen, die die meisten von uns irgendwann haben, fertigzuwerden», sagt Ajdacic. Ist der definitive Entschluss zum Suizid einmal gefallen, schreiten Sterbewillige laut Ajdacic oft schnell zur Tat, sagt Ajdacic. Die meisten würden ihr Vorhaben innerhalb weniger Stunden in die Tat umsetzen.
Auf Rat im persönlichen Umfeld hat Senn verzichtet: Der gefallene Manager habe in den vergangenen Wochen depressiv gewirkt und habe sich kaum mehr am gesellschaftlichen Leben beteiligt, so der Bekannte. Einladungen zum Essen oder Golfen habe er ausgeschlagen.
In der Schweiz widmet sich die «Dargebotene Hand» (Telefonnummer 143) der Suizidprävention.
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