Problem-Masken an Bord
Hätte der Tod des Swiss-Crew-Mitglieds verhindert werden können?

Nach dem Tod eines Swiss-Crewmitglieds flammen Diskussionen um potenziell fehlerhafte Schutzausrüstung an Bord auf. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.
Publiziert: 31.12.2024 um 18:22 Uhr
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Wegen starker Rauchbildung in der Kabine und im Cockpit musste ein Swiss-Flieger kurz vor Weihnachten in Graz notlanden.
Foto: Leserreporter

Auf einen Blick

  • Swiss-Flug musste notlanden. Ein Crew-Mitglied starb nach dem Vorfall
  • Fehlerhafte Schutzausrüstung könnte eine Rolle gespielt haben
  • Swiss tauscht knapp 1000 Atemschutzmasken des betroffenen Typs aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christina BenzRedaktorin News

Am 23. Dezember musste der Swiss-Flieger LX1885 von Bukarest nach Zürich in Graz (A) notlanden. Grund waren Triebwerksprobleme und eine starke Rauchentwicklung im Cockpit und der Kabine. Ein Besatzungsmitglied wurde schwer verletzt und musste mit dem Heli ins Spital gebracht werden. Am Montag dann die traurige Nachricht: Das Crewmitglied ist verstorben.

Die Ermittlungen rund um den Fall laufen auf Hochtouren. Eine Passage aus einem Newsbrief von Swiss vom 26. Dezember lässt besonders aufhorchen. Neben den mechanischen Teilen des Flugzeugs werde auch «das sogenannte Protective Breathing Equipment (PBE)» untersucht – ein Teil der Schutzausrüstung, die der Besatzung zur Verfügung steht. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, stellte die Fluggesellschaft dort bereits 2023 Probleme fest.

«Teilweise fehlerhafte» Masken

«Swiss hat festgestellt, dass die Schutzausrüstung (Protective Breathing Equipment – PBE), welche die Besatzungen im unwahrscheinlichen Fall einer Rauchentwicklung an Bord vor Rauch und Dämpfen schützen soll, teilweise fehlerhaft ist», steht in einer Mitteilung vom 11. Oktober 2023. In zwei Fällen, in denen die Besatzung die Ausrüstung benutzte, wurde festgestellt, dass eines der beiden verwendeten Modelle Mängel aufwies.

Swiss gab daraufhin bekannt, das Modell des betroffenen Typs schrittweise auszutauschen. «Da Swiss in ihren Flugzeugen knapp 1000 Atemschutzmasken des betroffenen Typs eingebaut hat, dauert die Austauschaktion einige Monate», hiess es weiter. Zudem wurde zusätzlich ein Schulungsprogramm für alle Crewmitglieder initiiert.

Der Austausch läuft noch

Wie der «Tages-Anzeiger» am Freitag von Swiss-Mediensprecherin Meike Fuhlrott erfuhr, ist das Austauschprogramm noch nicht abgeschlossen: «Die Mehrheit der Swiss Flugzeuge ist mittlerweile mit den Schutzmasken des anderen Herstellers ausgerüstet. Der Austausch der betroffenen PBE-Modelle läuft noch.» Brisant: Die Schutzmasken an Bord der Maschine, die in Graz notlanden musste, waren noch die des Herstellers Collins – das fehlerhafte Modell.

Wie eine Leserreporterin zu Blick sagte, hätten die Crew-Mitglieder Schutzanzüge angezogen. Auch eine Amerikanerin erzählte der österreichischen «Kleinen Zeitung», dass die aufgeregt herumlaufenden Besatzungsmitglieder sich gelbe Hüte – die PBE-Masken – übergezogen hätten. Doch trotz Schutzmasken verlor eine junge Stewardess das Bewusstsein und ein anderes Crew-Mitglied verlor sein Leben. 

«Wir werden die Antworten finden»

Es ist unklar, ob die Schutzausrüstung für die gesundheitlichen Probleme und den Tod des Flugbegleiters verantwortlich ist. Ein Zusammenhang kann weder bestätigt noch ausgeschlossen werden. Die Staatsanwaltschaft in Österreich leitete ein Ermittlungsverfahren ein und ordnete eine gerichtsmedizinische Obduktion des verstorbenen Crewmitglieds an.

«Wir alle haben Fragen»
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CEO und COO der Swiss:«Wir alle haben Fragen»

Die Fluggesellschaft sprach in der Todesnachricht vom Montagabend von einem «schwarzen Tag». Man arbeite mit Hochdruck dran, die Gründe für den Zwischenfall zu finden. «Im Moment wissen wir nicht, was genau auf Flug LX1885 passiert ist», sagt Swiss-Betriebschef Oliver Buchhofer. «Wir werden die Antworten finden.»

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