Auf einen Blick
- Swiss-Maschine musste in Graz notlanden.
- Passagier kritisiert Crew-Verhalten
- Flugbegleiter verteidigt Besatzung
Die Notlandung einer Swiss-Maschine im österreichischen Graz wegen einer Rauchentwicklung macht landesweit Schlagzeilen. Während eine Augenzeugin gegenüber der «Kleinen Zeitung» von einer Explosion berichtete, hat sich auch bei Blick ein Passagier gemeldet. Er musste mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Spital.
Jetzt ist er hässig. «Die Cockpit-Besatzung hat absolut richtig und professionell gehandelt. Was da aber in der Kabine abging, war unterirdisch», kritisiert er. «Die Crew evakuierte? Richtig wäre eher, die Passagiere evakuierten die Crew!»
Passagiere sollen Notrutsche selbst geöffnet haben
Das Kabinenpersonal habe sich laut dem Leserreporter, der anonym bleiben möchte, «irgendwelche Schutzanzüge übergestreift» und sich anschliessend in Panik «selbst ausser Gefecht gesetzt». Einem vier Monate alten Kind sei jegliche Hilfestellung verweigert worden – trotz Nachfrage. «Die Crew verschanzte sich mit ihren Schutzanzügen in der Küche.»
Die Türe und die Notrutsche hätten Passagiere geöffnet, da die Crew offenbar nicht in der Lage war, in der Notsituation angemessen zu reagieren, behauptet der Schweizer. «Ich war hinten starkem Rauch ausgesetzt. Zum Glück ist ausser einer Reizung jetzt alles in Ordnung.».
Damit nicht genug, macht ihn der Umgang mit den Passagieren nach dem Vorfall wütend. Die Hotline der Swiss, die er aus dem Spital in Graz wählte, habe auch eineinhalb Stunden nach dem Vorfall nichts davon gewusst, klagt er an. Sein Fazit: «Man kann sich zu Null Prozent auf die Swiss verlassen. Sie sollte wirklich ihre Ausbildung überdenken.»
Das sagt die Swiss zu den Vorwürfen
Die Swiss äusserte sich auf Anfrage von Blick zu den Vorwürfen. Insgesamt hatten sich zwölf Passagiere in medizinische Behandlung begeben müssen. Sie alle konnten das Spital mittlerweile verlassen.
Zur genauen Situation könne man zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage machen. Sie sei Gegenstand von laufenden Untersuchungen, teilt Mediensprecherin Silvia Exer-Kuhn mit. «Wir verstehen, dass Evakuationen Ausnahmesituationen sind und zu extremen Emotionen führen können.»
Die Passagiere seien vom Kriseninterventionsteam vor Ort in Graz in Empfang genommen und bestmöglich betreut worden. «Für die verletzten Personen haben die Behörden vor Ort schnellstmöglich medizinische Versorgung organisiert. Den Betroffenen wurde vom Kriseninterventionsteam und danach auch vom Care Team von Swiss auch psychologische Hilfe angeboten», so Exer-Kuhn. Das Swiss-Team vor Ort stehe «mit sämtlichen Personen, die medizinische Hilfe benötigt haben, in Kontakt».
Flugbegleiter verteidigt Crew
Ein anderer Blick-Leser, und ebenfalls Flugbegleiter bei der Swiss, nimmt die Crew in Schutz. «Die Besatzung hat richtig gehandelt. Primär ist Rauch kein Zeichen, dass eine Evakuierung dringend notwendig ist», erklärt er. Weiter seien die Schutzanzüge, von denen die Passagiere sprechen, Pflicht für die Crew.
Auch normal sei es, dass die Notausgänge in der Kabine von den Passagieren und nicht von der Crew geöffnet werden. «Bei einem Airbus 220 gibt es sechs Notausgänge und drei Crewmitglieder», erklärt er. «Die können nicht überall gleichzeitig sein», sagt er. Die Notausgänge im vorderen und hinteren Bereich des Flugzeuges würden von der Crew geöffnet. Die über den Flügeln von den Passagieren, erklärt er weiter. Aus diesem Grund würden Passagiere, die an einem Notausgang sitzen, instruiert und gefragt, ob sie sich das Prozedere zutrauen. «Die Ausbildung bei der Swiss ist wirklich gut», betont er.