Für die Stiftung Pro Juventute ist klar: Die Sorgen der Jugendlichen sind mit der Corona-Krise gewachsen. «Wir merken es auf allen unseren Kanälen», sagt Marco Mettler, Bereichsleiter Programme, zu Blick TV. Beispielsweise hätten die Beratungen über die Hotline 147 stark zugenommen. Weil Jugendliche heutzutage lieber chatten als telefonieren, seien die Onlineberatungen sogar um 200 Prozent gestiegen. «Über alle Kanäle hinweg kann man sagen, dass wir rund 6,7 Prozent mehr Beratungen haben», sagt Mettler.
Themen, die die Jugendlichen beschäftigen, seien vor allem die Einsamkeit, Fragen zur eigenen Familie sowie das Finden und Verlieren von Freunden in diesen schwierigen Zeiten. Aber auch die Angst vor der Zukunft belaste junge Menschen stark. Wegen Corona befürchten viele, dass sie keinen Job finden werden, sagt Mettler.
Mehr Anmeldungen in den Jugendpsychiatrien
Auch Psychologe Allan Guggenbühl weiss, wie stark die Jungen unter der Krise leiden: «Es gibt viel mehr Jugendliche, die verzweifelt sind.» Und: Es gebe mehr Anmeldungen bei den Kinder- und Jugendpsychiatrischen Diensten (KJPD), sagt er. «Ein grosses Problem sind für sie etwa all die Einschränkungen.» Denn eigentlich wollten Jugendliche rebellisch sein und Regeln brechen, stattdessen müssten sie nun noch mehr Vorschriften einhalten, sagt er.
Ein grosses Problem ist laut Guggenbühl auch der Umstand, dass sie nun öfter zu Hause sind als sonst. «Die Jugend zeichnet sich dadurch aus, dass sie von zu Hause weggeht und ihre eigenen Orte hat, wo sie sich treffen kann.» Der Fernunterricht verschärft das Ganze zusätzlich. Guggenbühl: «Onlinekurse sind für viele Jugendliche schwer zu ertragen», sagt er.
«Hoffnung geben, dass es bald vorbei ist»
Wie Jugendliche auf die schwierige Situation reagieren, ist laut Guggenbühl ganz unterschiedlich: «Gewisse werden depressiv und hängen nur vor dem Computer rum, andere sind suizidgefährdet und sehen keinen Sinn mehr im Leben.» Einige Jugendliche würden den Frust auch im Alkohol ertränken. Durch diese Probleme komme es auch zu grossen Spannungen mit den Eltern – diese wüssten nämlich nicht immer, wie sie damit umgehen sollen.
Doch wie kann man helfen? «Man muss ihnen Hoffnung geben, dass die Krise bald vorbei ist», sagt Guggenbühl. Man müsse den Jugendlichen auch Tipps geben, wie sie den Tag gestalten können und schauen, dass sie trotzdem ab und zu einen Freund treffen können. «Wichtig ist, dass sie verstehen, dass sie mit anderen darüber reden sollen», sagt er. (bra)
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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