Darum gehts
- Immer mehr Menschen leiden unter Pollenallergie, Tendenz steigend
- Klimawandel und Hygiene-Hypothese als mögliche Ursachen für Zunahme
- Heute sind 20 bis 25 Prozent der Schweizer Bevölkerung betroffen
Wenn die Natur aufblüht, beginnt für viele Schweizerinnen und Schweizer eine Leidenszeit: Niesreiz, laufende Nase, juckende Augen. Immer mehr Menschen kämpfen mit einer Pollenallergie. «Heuschnupfen scheint sich epidemieartig auszubreiten. 1900 litt gerade mal ein Prozent der Schweizer Bevölkerung darunter, heute sind es 30 Prozent», wird Thomas Kündig, Professor für Dermatologie und Allergologie sowie Direktor der Dermatologischen Klinik USZ, in einem Beitrag des Universitätsspitals Zürich zitiert.
Auf Nachfrage von Blick präzisiert Kündig: Werde medizinisch von einer «Pollenallergie» gesprochen, seien aktuell 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung betroffen. Mit Sensibilisierungen liege die Zahl höher. Der Experte meint Personen, die schon Antikörper gegen Pollen aufweisen, aber noch keine Symptome zeigen.
Die Zahlen dürften in Zukunft weiter steigen. Heuschnupfen und andere Allergien sind weltweit auf dem Vormarsch. Dazu Kündig: «Ich gehe auf jeden Fall von einer weiteren Zunahme aus, die Kurve zeigt steil nach oben.»
Experten sehen mehrere Ursachen für die Ausbreitung.
Umweltfaktoren
Steigende Temperaturen lassen Pflanzen früher blühen und länger Pollen verbreiten. Bäume, Sträucher oder Gräser setzen mehr Pollen frei. Der Klimawandel begünstigt auch die Ausbreitung stark allergener invasiver Pflanzen wie Ambrosia. Zudem verstärkt Luftverschmutzung die Aggressivität der Pollen und damit die allergischen Reaktionen.
Hygiene-Hypothese
Ein zu sauberes Umfeld in der Kindheit kann das Immunsystem unterfordern. Wer in der Stadt aufwächst, hat tendenziell ein höheres Allergierisiko. Der Grund: Stadtkinder sind oft weniger im direkten Kontakt mit der Natur, Tieren und anderen Quellen von sogenannten Mikroben, die das Immunsystem trainieren.
Heisst: Harmlose Stoffe wie Pollen werden fälschlicherweise als Bedrohung eingestuft. Gleichzeitig reizen Feinstaub und Abgase die Atemwege und verstärken die Symptome. Studien zeigen: Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, leiden seltener an Allergien.
Genetische Faktoren
Kinder von Allergikern haben ein höheres Risiko, selbst eine Allergie zu entwickeln. Sind beide Eltern betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit auf über 60 Prozent, dass das Kind ebenfalls erkrankt.
Übrigens können auch gewisse Nahrungsmittel Heuschnupfen verstärken. Es handelt sich um sogenannte Kreuzallergien. Der Grund: Manche Pollen enthalten Eiweisse, die bestimmten Eiweissen in Lebensmitteln ähneln. Dadurch kann das Immunsystem auch auf diese reagieren – insbesondere in der Pollensaison, wenn das Immunsystem ohnehin stärker gefordert ist.
Wenn du unter Heuschnupfen leidest, kann es hilfreich sein, folgende Nahrungsmittel zu meiden.