Panne bei der Premiere des ersten Zürcher «Tatorts»: Während die Kritiken für den neuen Schweizer «Tatort»-Streifen «Züri brännt» eher verhalten ausfallen, sorgt der Krimi-Klassiker in Polizeikreisen für mächtig Gelächter. Der Grund: «Tatort»-Ermittlerin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) trägt das Schulterholster falsch herum.
«Das Holster wurde völlig verkehrt angezogen», sagt der Basler Ex-Kriminalkommissär und Polizeiexperte Markus Melzl zu BLICK. Laut Melzl gibt es nur zwei Arten, ein Schulterholster richtig zu tragen. «Bei der einen ist die Waffe vorne und geht unter dem Arm nach hinten. Bei der anderen ist der Griff ebenfalls nach vorne gerichtet, aber die Mündung der Waffe zeigt nach unten», sagt er.
«Polizeiarbeit in Krimis entspricht oft nicht der Realität»
Zudem spielt beim Tragen eines Schulterholsters auch die Schusshand eine Rolle. «Ein Rechtshänder muss die Waffe links tragen, um sie im Notfall schnell ziehen zu können», so Melzl.
Die Variante, die von den «Züri brännt»-Filmemachern gewählt wurde, ist also allemal falsch. «Wenn der Griff der Waffe nach hinten zeigt, ist das völliger Blödsinn. Da kann einfach einer hinter ihr durchlaufen, die Waffe aus dem Holster ziehen und schiessen», so der Polizeiexperte.
Melzl hat über 40 Jahre bei der Polizei gearbeitet und auch schon so manchen TV-Krimi gesehen. Er weiss: «Polizeiarbeit, wie sie in Krimis dargestellt wird, entspricht oft nicht der Realität.» So etwa würden Schulterholster bei der Polizei eher selten zum Einsatz kommen. «Ich habe während meiner gesamten Dienstzeit nie eines getragen.»
«Krimi-Leute sollten sich informieren, wie's bei der Polizei läuft»
Laut dem Basler Ex-Kriminalkommissär sei die Panne mit dem Schulterholster nur einer von vielen Fehlern, wie sie immer wieder in Krimis gemacht werden. Melzl schiesst scharf gegen die «Tatort»-Verantwortlichen: «Krimi-Leute sollten sich im Vorfeld informieren, wie's bei der Polizei tatsächlich läuft.»
Erstaunlicherweise haben die Schweizer «Tatort»-Macher genau das getan. Dabei hat die Zürcher Polizei laut Reto Scherrer, Kommunikationschef der Kantonspolizei Zürich, das «Tatort»-Produktionsteam betreffend richtige Terminologie, verhältnismässiges Vorgehen und korrekte polizeiliche Abläufe beraten.
Polizei war bei den «Tatort»-Dreharbeiten nicht vor Ort
Auf Anfrage von BLICK erklärt Patrick Céréda, Sprecher der Kapo Zürich: «Bei der Kantonspolizei Zürich sind keine Schulterholster im Sortiment. Zur Tragart können wir daher nichts sagen.» Zudem seien laut Céréda bei den Dreharbeiten keine Berater seitens der Polizei vor Ort gewesen seien.
Ob der nächste Zürcher «Tatort» ohne derartige Pannen auskommt und «Tatort»-Ermittlerin Grandjean dann das Schulterholster korrekt trägt, bleibt abzuwarten. Die Ausstrahlung von «Schoggiläbe» ist im Frühling 2021.