Plötzlich gefangen im Auto – Familienausflug endet mit Schock
«Wir wollten nur noch so schnell wie möglich raus!»

Es hätte ein schöner Sonntag werden sollen – wenn nicht das Auto von Carlo Plozza einen Totalausfall gehabt hätte. Er, sein Sohn und dessen Kollege waren gefangen, bis die Polizei die Scheibe einschlug. Die Kinder hatten Albträume, auch der Vater ist aufgewühlt.
Publiziert: 24.04.2023 um 21:22 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2023 um 23:29 Uhr
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Nachdem die Polizei das Fenster eingeschlagen hatte, konnten Carlo Plozza und die beiden Buben befreit werden.
Foto: Carlo Plozza
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Fabian BabicRedaktor News

Ein Familienausflug zum Minigolfplatz wird plötzlich zum Horror, als die gesamte Elektronik des Autos ausfällt. Ein Mann und zwei Kinder waren im Wagen gefangen, bis die Polizei eintrifft und die Scheibe einschlägt. Der Schock sitzt noch tief.

Carlo Plozza (68) aus Winterthur wollte am Sonntag etwas Schönes mit seinem Sohn (12) und dessen Kollegen (12) unternehmen. Der Plan: Minigolf in Müllheim TG. Die Sonne schien, die Temperaturen waren angenehm.

Buben verängstigt

Angekommen am Ziel muss die dreiköpfige Truppe feststellen, dass die Anlage wegen eines Privatanlasses geschlossen ist. «Wir liessen uns davon nicht beirren und wollten uns anderswo nach einer Alternative umschauen», erzählt Plozza.

Als sie wieder im Auto waren, folgt der Schreck: «Das Auto springt nicht an, die Türen gehen nicht auf und die Scheiben fahren nicht herunter.» Alles ist blockiert – ein Totalausfall.

«Seit 50 Jahren fahre ich Auto, aber so etwas habe ich noch nie erlebt», sagt Plozza. Sein Wagen: ein schwarzer Skoda Rapid, Baujahr 2017. Das Auto habe bislang einwandfrei funktioniert. «Vor wenigen Wochen war das Auto noch im Service.»

Auf dem Parkplatz versucht der Familienvater auf sich aufmerksam zu machen. «Ich habe gehupt und gehupt, aber niemand war da.» Allmählich erwärmt sich das Auto. «Die Kinder sind in Panik geraten. Mir selbst war auch extrem unwohl, aber ich wollte mir nichts anmerken lassen und habe die Buben versucht zu beruhigen.»

Der Vater merkt rasch: «Wir haben keine Chance.» Er ruft die Polizei an. «Wir wollten nur noch so schnell wie möglich raus.»

Scheibe kaputt – Insassen frei

Eine Patrouille erreicht die Gefangenen auf dem Parkplatz. Es ist klar, was zu tun ist: Scheibe einschlagen. Die Insassen entfernen sich vom Fenster und bedecken ihre Gesichter. Ein lauter Knall, ein Haufen Scherben und: «Wir waren endlich draussen und konnten durchatmen.»

Michael Roth, Mediensprecher bei der Kantonspolizei Thurgau, bestätigt den Einsatz. «In solchen Fällen gibt es zwei Varianten: Entweder schlägt man mit dem Einsatzstock oder mit dem Nothammer die Scheibe ein.»

Wenn möglich, bespreche man das Vorgehen mit den Betroffenen. Vor dem Einschlagen ergreife man Sicherheitsmassnahmen: Abstand zur Scheibe und Gesichter bedecken.

Ein solcher Einsatz komme eher selten vor. Brenzliger könne es werden, wenn Kinder oder Tiere allein im Auto gefangen sind. Dann drohe Überhitzung. «Bei höheren Aussentemperaturen kann ein an der Sonne parkiertes Auto lebensgefährlich sein», warnt Roth.

Abklärung im Gang

Nach der Befreiung hat der Pannendienst das Auto abgeschleppt. Plozza fuhr mit den beiden Buben wieder nach Hause. Die Kinder waren aufgewühlt. «Sie konnten nicht gut einschlafen und hatten Alpträume.» Inzwischen erholen sie sich aber gut vom Schock. Der Vater hofft, dass die Kinder nun keine Angst entwickeln, in ein Auto zu steigen.

«Auch mir geht es nahe», sagt Plozza. «Ich will mir nicht vorstellen, was hätte passieren können, wenn der Motor noch angefangen hätte zu brennen.»

Der Wagen wird nun in die Werkstatt gebracht, um abzuklären, was vorgefallen ist. Plozza möchte wissen, wie so etwas möglich ist. «Ich erwarte von meiner Garage, dass sie dafür geradesteht.»

Dennoch ist der Vater dankbar, dass der Fall keinen schlimmeren Ausgang genommen hat. Künftig will er selbst für so eine unwahrscheinliche Situation vorbereitet sein: «Ich kaufe mir jetzt auch einen Nothammer, um die Scheibe allein einschlagen zu können.»

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