Thurgauer Arzt wurde Berufsausübung entzogen
Gravierende Fälle von Satanic Panic in der Psychiatrie

Satanische Verschwörungstheorien kursieren in der Psychiatrie. Ende 2021 hatten Medien gravierende Fälle im Thurgau aufgedeckt. Nun liegt ein neues Gutachten vor.
Publiziert: 08.09.2023 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2023 um 14:19 Uhr
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Ein Gutachen hatte Fälle von Satanic Panic in der Psychiatrie Littenheid. untersucht – nun wurden Konsequenzen gezogen.
Foto: Blick

In der Psychiatrie Littenheid im Kanton Thurgau hat ein Gutachten in mehr als der Hälfte von 422 untersuchten Krankenakten Hinweise auf Verschwörungserzählungen aufgezeigt. In 43 Fällen sind sie gemäss Mitteilung des Kantons Thurgau gravierend.

Das externe, unabhängige Gutachten wurde von der Privatklinik in Auftrag gegeben. Dabei wurden Patientenakten von Patientinnen und Patienten mit dissoziativer Identitätsstörung überprüft, wie der Kanton am Freitag in seiner Mitteilung schrieb.

Ende 2021 hatten Medien – darunter auch Blick.ch – berichtet, dass satanistische Verschwörungstheorien bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten in der Klinik eine Rolle gespielt hätten. Die Verschwörung ist auch unter dem Namen Satanic Panic bekannt. Dabei wird Patienten eingeredet, dass sie Opfer von rituellen Misshandlungen geworden sind. So würden Satanisten Babys und Kinder abschlachten und danach deren Blut trinken.

Arzt wurde Berufsausübung entzogen

Nach der Berichterstattung über Satanic Panic leitete der Kanton Thurgau im Frühling 2022 eine Administrativuntersuchung ein. Aufgrund der Erkenntnisse wurden schliesslich aufsichtsrechtliche Massnahmen angeordnet. Einem Arzt wurde die Berufsausübungsbewilligung entzogen, ein disziplinarischer Verweis und diverse Bussen ausgesprochen, hiess es damals in einer Mitteilung des Kantons. Auch seien Strafanzeigen eingereicht worden. Bei dem Beschuldigten soll es sich um den Oberarzt Matthias Kollmann von der Klinik Littenheid handeln. In einem Dokumentarfilm des SRF sagte Kollmann, er sei der festen Überzeugung, dass in der Schweiz rituelle Morde im Namen des Teufels praktiziert werden.

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Das Thurgauer Amt für Gesundheit überprüfte gemäss Mitteilung vom Freitag im Juli 2023 den Stand der Umsetzung der damals angeordneten Massnahmen. Dabei seien Anstrengungen seitens der Klinik festgestellt worden, personelle und konzeptionelle Konsequenzen aus den Missständen zu ziehen. «Die Wirksamkeit dieser und geplanter Massnahmen kann noch nicht abschliessend beurteilt werden, da diese erst nach einer gewissen Zeit messbar sind.»

Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen

Das Amt für Gesundheit begleite die von der Klinik getroffenen Kontroll- und Qualitätssicherungsmassnahmen weiterhin. Die Ergebnisse würden in einem Abschlussbericht festgehalten, der anschliessend nach einer Inspektion in der zweiten Jahreshälfte 2024 oder im Jahr 2025 publiziert werde. 

Die Klinik in Littenheid schrieb am Freitag in einer Mitteilung, dass es aufgrund eines neuen Therapiekonzeptes ab Januar 2024 wieder möglich sein werde, Patientinnen und Patienten mit einer dissoziativer Identitätsstörung stationär auf den beiden Traumatherapie-Stationen aufzunehmen.

«Wir haben in den letzten Monaten grosse Anstrengungen unternommen, die Ereignisse lückenlos aufzuarbeiten und entsprechende Konsequenzen zu ziehen.» Man werde alles daransetzen, den Menschen, die Hilfe suchen, die bestmögliche evidenzbasierte Therapie anzubieten. (SDA)

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