Am Dienstag hat der Stadtrat St. Gallen einen Bericht mit dem Namen «Hat die Stadt im Notfall Wasser?» veröffentlicht. Die kurze Antwort: nein. Aus dem Dokument geht hervor, dass die Stadt nur knapp 20 Stunden lang Trinkwasser hätte, wenn kein Seewasser mehr aufbereitet und nach St. Gallen hinaufgepumpt werden könnte. Der Grund dafür: das Fussballstadion des FC St. Gallen und ein Einkaufszentrum, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet.
Fungizid im Wasser stammt aus Stadion
Seit dem Bau des Stadions und des Shopping-Centers im Breitfeld darf wegen des Siedlungsdrucks und der Verschmutzung kein Grundwasser mehr gepumpt werden.
So wurde im Grundwasser in St. Gallen das Fungizid Chlorothalonil nachgewiesen, viel mehr als gesetzlich erlaubt ist. Das Wasser gilt somit nicht mehr als Trinkwasser. Das Chlorothalonil stammt wohl aus dem Fussballstadion des FC St. Gallen, wo man den Rasen damit behandelt.
Kontamination oder Stromausfall grosses Problem
Die 80'000 Einwohnerinnen und Einwohner von St. Gallen werden hauptsächlich durch ein Seewasserwerk in Frasnacht TG mit Wasser versorgt. Von dort aus kann ebenfalls Wasser aus den Werken in Arbon TG und Rorschach SG nach St. Gallen hinaufgepumpt werden.
Wenn der Bodensee aber kontaminiert wäre oder der Strom ausfallen würde, hätte die Ostschweizer Stadt ein Problem, da die Versorgung mit Grundwasser in der Stadt ausfällt. Doch es gibt bereits erste Lösungsansätze.
Neues Seewasserwerk als Lösung
Zur Debatte steht ein neues Seewasserwerk. Mit der heutigen Technologie könnte dieses auch bei einer Kontamination das Wasser im Bodensee trinkbar machen. So könnte man auch allfälligen Veränderungen des Wassers, zum Beispiel wegen des Klimawandels, begegnen.
Um die Wasserversorgung auch bei einem Stromausfall zu gewährleisten, wird im Seewasserwerk in Frasnacht eine leistungsfähige Notstromanlage eingebaut. So erhielte die Stadt St. Gallen trotz Blackout ihr Trinkwasser.
Gemeinden entscheiden über neues Werk
Ein neues Seewasserwerk mit Leitungen und Filterhallen würde rund 40 Millionen Franken kosten. Ziel ist es, das Werk bis 2027 fertiggestellt zu haben. Zuerst müssen aber die Aktionäre des Wasserwerkbetreibers, die Regionale Wasserversorgung St. Gallen AG (RWSG), darüber abstimmen.
Nicht alle zwölf St. Galler Gemeinden, die den Aktionärskreis der RWSG bilden, sind gleich stark auf ein neues Seewasserwerk angewiesen. Einige von ihnen können auch auf Wasser von Quellen oder Grundwasserspeichern zurückgreifen.
Gebaut werden soll das neue Wasserwerk in Goldach SG. Die Stadt St. Gallen besitzt dort bereits ein Stück Land am See, das sich in der richtigen Bauzone für ein Seewasserwerk befindet. (obf)