Seit mindestens 20 Jahren fährt die Abschlussklasse des Oberstufenzentrums Büelen in Nesslau SG am letzten Schultag mit bunt geschmückten Traktoren zur Schule. Eine Tradition, die zum Dorf gehört. Bis zum 7. Juli 2022, wie das «Tagblatt» berichtet. Denn an jenem Donnerstag Anfang Juli kam es zu insgesamt vier Anzeigen durch die St. Galler Kantonspolizei.
Bereits am Dorfeingang warteten zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei auf die zehn Traktoren. «Die Polizistinnen und Polizisten haben die Jugendlichen auf ihren geschmückten Fahrzeugen kontrolliert», sagt eine Mutter eines Jugendlichen gegenüber der Zeitung. «Wir Eltern sind schockiert und bestürzt. Wir fragen uns, wie es zu so einem Grossaufgebot kommen konnte.»
Die Antwort ist schnell gefunden: Auf Anfrage vom «Tagblatt» bestätigt die St. Galler Polizei, dass die Schulleitung der Oberstufe Nesslau um Kontrollen wegen nicht landwirtschaftlicher Fahrten gebeten hatte. «In den vergangenen Jahren ist es beim Schulabschluss der Oberstufe Nesslau immer wieder zu brenzligen Situationen mit landwirtschaftlichen Gefährten gekommen», sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei.
Schüler wurden im Voraus vor Kontrolle gewarnt
Während die Eltern verdutzt reagieren, scheinen die Schülerinnen und Schüler allerdings im Vorfeld über den Polizeieinsatz informiert worden sein. Dies bestätigt die Kantonspolizei St. Gallen. Demnach sei im Voraus mehrmals mündlich sowie schriftlich darauf aufmerksam gemacht worden, am Abschlusstag nicht mit landwirtschaftlichen Gefährten zur Schule zu fahren.
Gesagt, getan: Die St. Galler Polizei kontrollierte mit zwei Patrouillen den Verkehr. Dabei kam es zu vier Anzeigen wegen Ausführens einer nicht landwirtschaftlichen Fahrt. «Es gibt einen Rapport an die Jugendanwaltschaft. Ob dies dann Konsequenzen hat, entscheidet allein die Jugendanwaltschaft», wird Krüsi zitiert.
Dass nur vier von insgesamt zehn Fahrzeugen angezeigt wurden, hat einen simplen Grund: Die vordersten Traktoren haben den Rest der Kolonne per Whatsapp gewarnt – diese haben sich dann entweder bei Freunden in Sicherheit gebracht oder sind umgekehrt. (chs)