Im Garten des Weissen Hauses in Washington, D.C., steht sie noch heute. Eine Hufeisenanlage. US-Präsident Harry Truman (1884-1972) persönlich liess sie in den 40er-Jahren bauen und Präsident George Bush Senior (1924-2018) war ein passionierter Spieler. Die Rede ist vom amerikanischen Sport des Hufeisenwerfens. Ein schlichtes Spiel, in dem es einzig darum geht, ein Hufeisen so nah wie möglich an einen Stock, der im Sand steckt, zu werfen.
In der Schweiz kann das spezielle Wurfspiel nicht im Ansatz mit der Beliebtheit von ähnlichen Spielen wie Boule oder Boccia mithalten. Trotzdem gibt es eingefleischte Fans – Profis in ihrem Sport, wenn man so will. Tatsächlich gibt es hierzulande vier Hufeisen-Vereine, der mitgliederstärkste davon befindet sich in der Ostschweiz – und er muss ums Überleben kämpfen.
Es geht nur um ein paar Quadratmeter
Der Hufeisen-Klub 86 St. Gallen wurde, wie der Name es vermuten lässt, 1986 nahe der Stadt St. Gallen gegründet und zählt heuer 22 Aktiv- und 33 Passivmitglieder. Ihr Trainingsplatz liegt seit Jahren in Oberuzwil SG.
Doch nicht mehr lange, erzählt Klubpräsident Werner Helfenberger (60): «Die Gemeinde will hier einen Werkhof bauen, deshalb müssen wir das Areal räumen.» Acht Jahre lang durfte der Traditionsverein hier trainieren. Jetzt sucht er händeringend einen neuen Ort.
Gesucht sind simple 15 auf 15 Meter und im Idealfall noch 20 bis 30 Meter mehr, damit ein Container für die Hufeisen und Gerätschaften Platz finden und allenfalls ein Zelt für Meisterschaften und Veranstaltungen aufgebaut werden kann. «Wir haben schon Inserate geschaltet und führten Gespräche. Bislang hat sich aber noch nichts ergeben», sagt Helfenberger.
«Ein erhabenes Gefühl»
Die «Hufiseler», viele davon bereits pensioniert, haben keine grossen Anforderungen an einen geeigneten Platz. «Wichtig wäre Strom und ein WC», sagt Helfenberger. Für den Klub käme ein Trainingsplatz im Einzugsgebiet zwischen St. Gallen und Wil infrage. Mithilfe eines neuen Zuhauses und der Medienpräsenz will der Klub auch das Problem des Mitgliedermangels ein bisschen entschärfen: «Wir finden fast keine jungen Leute mehr», sagt Helfenberger enttäuscht.
Klubmitglied und Ehrenpräsident Hans Engler (67) ist seit 35 Jahren dabei. Für ihn würde eine Welt zusammenbrechen, wenn kein neuer Platz gefunden würde: «Das wäre ein Drama.» Nicht das Hufeisenwerfen selber sei so wichtig, sondern die Geselligkeit und die Freundschaft, die die Mitglieder untereinander pflegen. Das Hufeisenwerfen selber habe einen einmaligen Reiz: «Drei Punkte zu werfen, ist ein erhabenes Gefühl», sagt Engler und grinst, während es hinter ihm im Kasten klingelt. Drei Punkte.