«Für uns war klar, dass es ein Fake-Anruf ist»
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DJ entlarvt Telefonbetrug:«Für uns war klar, dass es ein Fake-Anruf ist»

Schlauer Rentner Hanspeter Tobler zeichnet Schockanruf auf
«Ich habe mich dumm gestellt und mitgemacht»

50'000 Franken wollten unbekannte Betrüger dem St. Galler Rentner Hanspeter Tobler (74) am Telefon abknöpfen. Er zeichnete das Gespräch heimlich auf.
Publiziert: 20.04.2023 um 11:39 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2023 um 09:31 Uhr
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Hanspeter Tobler (74), bekannt als DJ Johnny Lopez, wurde Opfer eines Schock-Anrufs.
Foto: STEFAN BOHRER

Hanspeter Tobler ist vieles, aber nicht alt. Der 74-Jährige ist zwar Pensionär und geht keiner Arbeit mehr nach, trotzdem ist er noch heute über die Stadtgrenzen bekannt als DJ Johnny Lopez. Seit den 70er-Jahren prägt er die elektronische Musik in St. Gallen grundlegend mit.

Kürzlich erhielt Tobler einen sogenannten Schockanruf. Mit dieser perfiden Masche versuchen Betrüger, ihre Opfer zu verunsichern und ihnen viel Geld aus der Tasche zu ziehen.

Gespräch heimlich mitgeschnitten

Rückblende: Toblers Telefon klingelt an einem Mittwochmittag. Die Nummer ist unterdrückt. «Ich war neugierig, darum habe ich abgenommen», sagt er. Am anderen Ende der Leitung meldet sich eine Frau. Sie spricht Hochdeutsch und gibt sich als Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft aus. «Ihre Tochter war in einen Autounfall verwickelt», sagt die Frau. Sie wirkt professionell. Der Tonfall ist freundlich, aber bestimmt. Die Nachricht soll Tobler schockieren – tut sie aber nicht.

Mit diesem Anruf sollte Johnny Lopez hereingelegt werden
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Das Gespräch in voller Länge:Mit diesem Anruf sollte er reingelegt werden

Denn Tobler weiss sofort: Diese Geschichte stimmt nicht. «Ich fand das ziemlich lustig, denn ich habe gar keine Tochter.» Doch die Frau lässt nicht locker. Toblers angebliche Tochter habe eine Frau umgefahren, Fahrerflucht begangen, sitze jetzt im Gefängnis und komme nur gegen eine Kaution von 50'000 Franken wieder frei.

Als er merkt, dass vermutlich eine Betrügerin am anderen Ende der Leitung sitzt, holt Tobler seine Frau Myriam (51) ins Zimmer und bedeutet ihr lautlos, das Gespräch aufzuzeichnen. «Ich habe mich dumm gestellt und mitgemacht», sagt der 74-Jährige.

Nach ungefähr fünf Minuten Telefongespräch will die Betrügerin, dass er ihr das Geld überweist. Er macht mit, sagt aber, dass er nur 20'000 Franken zur Verfügung habe. Die Frau willigt – wenig überraschend – ein.

Betrügerin: «Was wir machen, ist auch Arbeit!»

Als es um die Übergabe des Geldes geht, wird die Betrügerin plötzlich misstrauisch. «Sie rufen doch als Nächstes die Polizei an, nicht?», fragt sie ungehalten. Tobler verneint, doch die Frau hat die Lunte gerochen. Schliesslich geben Tobler und seine Frau Myriam auf und stellen die Betrügerin zur Rede. «Wir gehen einer ehrlichen Arbeit nach», kritisiert Myriam Tobler die Frau. Diese entgegnet: «Was wir machen, ist auch Arbeit! Wir holen uns langsam das zurück, was uns zusteht. Das hat man uns gestohlen», versucht sie ihr Handeln zu rechtfertigen.

Wer ihr denn etwas gestohlen habe, möchten die Toblers wissen. Und jetzt wird es bizarr: «Na, Hitler! Hitler! Kennen Sie Hitler?», schreit die Frau am Telefon. Als das Ehepaar nachfragt, was sie beide mit Hitler zu tun hätten, legt die Frau kommentarlos auf.

«Einfach nur wütend»

«Es war eine extrem spannende Situation, die ich so noch nie erlebt habe», sagt Hanspeter Tobler im Rückblick. Seine Frau sieht es anders: «Ich bin einfach nur wütend.» Bekannte von ihr seien in den vergangenen Wochen mit der gleichen Masche um mehrere 10'000 Franken erleichtert worden.

Sie vermutet, dass die Dunkelziffer der Geschädigten sehr hoch ist. «Vielen Leuten, die auf diese Masche hereingefallen sind, ist das extrem peinlich.» Deswegen würden wohl viele auf eine Anzeige verzichten. Hanspeter und Myriam Tobler erhoffen sich von der Veröffentlichung der Aufnahme, viele Leute sensibilisieren zu können. «Das ist eine Schweinerei, die wir stoppen möchten.»

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