Nazlie Selimaj (34) aus Fislisbach AG wollte letzten Sonntag mit ihrer Familie einen schönen Tag im Freibad Bergholz in Wil SG verbringen. «Meine Schwester wohnt mit ihrer Familie dort in der Region und wir freuten uns riesig über den sonnigen Tag in der Badi», sagt die Kosovarin zu Blick. Doch dann kommt es am Nachmittag kurz vor 17 Uhr beim mittleren Schwimmbecken zu einem dramatischen Vorfall. Selimaj: «Dabei habe ich einem vierjährigen Afghanen das Leben gerettet.»
Wenige Minuten zuvor hat sie mit ihrem Ehemann (36) und ihren Buben (5 und 9) und der Familie der Schwester am Liegeplatz nahe der Schwimmbecken noch gemütlich ein Glace gegessen. «Da sah mein Mann, wie ein Vater zum mittleren Becken rannte, seinen Sohn aus dem Wasser zog und diesen danach ratlos in den Armen hielt», so Selimaj. «Der Bub war bewusstlos und der Vater überfordert.»
Selimaj handelt sofort
Sie ist sofort zu den beiden hingerannt, hat dem Vater das Kind abgenommen und Erste Hilfe geleistet. «Ich packte den Buben von hinten unter den Achseln und merkte, dass in seinem Körper das Wasser runterging», sagt Selimaj. Dann hat sie den Buben, «weil ich seinen Puls nicht fand», auf den Boden gelegt und mit einer Hand das Herz massiert.
Selimaj, die als Pflegeassistentin arbeitet, wusste, was sie tat. Der Bub kam wieder zu sich. «In dem Moment brach sein Vater zusammen.» Die Mutter des Buben sei auch da gewesen und der Vater kurz darauf wieder zu sich gekommen. «Ich habe ihnen dann ihr Kind wieder übergeben.»
Sauerstoffmangel im Blut
«Ich hatte noch ein mulmiges Gefühl. Der Bub war ganz bleich und seine Finger waren blau», sagt Selimaj. Sie blieb darum bei der Familie und hat dem dazukommenden Bademeister gesagt, dass man eine Ambulanz rufen müsse. Kurz darauf ist diese vor Ort.
Rettung St. Gallen bestätigt Blick den Einsatz. Der Patient sei «völlig stabil» ins Ostschweizer Kinderspital verlegt worden. «Da hatte ich keine Angst mehr um den Buben», sagt Selimaj. «Ich habe dann erfahren, dass er grossen Sauerstoffmangel im Blut gehabt haben soll.»
Die international bekannte ABC-Regel ist ein Massnahmenschema, nach dem in der Notfallmedizin bei einer Reanimation vorgegangen werden soll. Die Buchstaben besagen, was zu tun ist:
A («Airway»): Atemwege freimachen und offen halten.
B («Breathing»): Beatmen.
C («Circulation»): Durchführung einer Herzdruckmassage.
Die ABC-Regel ersetzte die frühere Eselsbrücke GABI (Gibt er Antwort? Atmet er? Blutet er? Ist der Puls in Ordnung?).
Die international bekannte ABC-Regel ist ein Massnahmenschema, nach dem in der Notfallmedizin bei einer Reanimation vorgegangen werden soll. Die Buchstaben besagen, was zu tun ist:
A («Airway»): Atemwege freimachen und offen halten.
B («Breathing»): Beatmen.
C («Circulation»): Durchführung einer Herzdruckmassage.
Die ABC-Regel ersetzte die frühere Eselsbrücke GABI (Gibt er Antwort? Atmet er? Blutet er? Ist der Puls in Ordnung?).
Inzwischen sei der 4-Jährige wieder daheim. Sein Vater möchte öffentlich nichts zum Vorfall sagen. Selimaj weiss: «Es geht dem Buben gut.» Sein Vater habe sich mehrfach bedankt und gesagt, dass ihr Bub eigentlich schwimmen könne und im Wasser wohl einen Schock erlitt. Offenbar hatte er mit seinem Bruder gespielt und war ins Becken gefallen. Ist die Retterin stolz auf ihr Handeln? «Schon, ja. Es ist ein schönes Gefühl», sagt sie. «In einer solchen Situation hilft man einfach.»