Rauw Alejandro ist im Musik-Mainstream hierzulande noch relativ unbekannt. Ist man kein Latino-Fan, sagt einem der 30-jährige Musiker aus Puerto Rico nichts. Und das, obwohl er auf dem Musikdienst Spotify über 40 Millionen Hörerinnen und Hörer anzieht – pro Monat.
Besonders gerne singt der Romantiker über Frauen. «Loyal wie ein Hund» wolle er den Damen gegenüber sein, heisst es in einem Song. Stefy C. * aus dem Kanton Zürich kann das so nicht unterschreiben.
Zollprobleme sorgen für Absage
Sie wurde vom Musiker, respektive dem Veranstalter des Latino-Stars, veräppelt. «Ich habe 200 Franken verloren», sagt sie.
Alejandros Konzert Ende September im Zürcher Hallenstadion wurde kurzfristig abgesagt. In einer E-Mail des Veranstalters, die ein Tag vor dem Konzert versendet wurde und Blick vorliegt, steht: «Das Produktionsequipment wird aufgrund von Problemen mit den Zollabfertigungsdokumenten nicht rechtzeitig eintreffen.»
«Es sollte ein Ersatzdatum geben», sagt Stefy C. Doch auch dieses fiel schliesslich ins Wasser. Die Information, nach denen das Konzert definitiv abgesagt war, kam Mitte November. Dass ein Künstler seinen Auftritt absagt, ist ärgerlich, kann aber vorkommen. Doch was im Anschluss geschah, verärgert die 32-Jährige. Denn ihrem Geld kann sie höchstwahrscheinlich adiós! sagen.
Veranstalter und Künstler schweigen eisern
Old Music Live hat sich auf Latino-Musik spezialisiert und organisiert seit über zehn Jahren Konzerte in der Schweiz. Im Absage-E-Mail schreiben die Veranstalter aus Niedergösgen SO, dass sie den Agenten von Alejandros Welttournee eine sehr hohe Summe gezahlt hätten, um das Konzert in Zürich durchführen zu können. «Die haben wir nun nicht in unseren Händen und unsere Firma gerät dadurch in finanzielle Schwierigkeiten.»
Bezüglich Rückerstattung bleiben die Veranstalter vage. Geld gibt es in naher Zukunft aber keines zurück: «Es tut uns leid, euch mitteilen zu müssen, dass wir derzeit nicht in der Lage sind, euch die Tickets zurückzuerstatten, bis wir die finanzielle Angelegenheit mit unserer Rechtsabteilung geklärt haben.» Wie lange das dauern wird, steht nicht.
Wütende Kommentare auf Instagram und Google
Auf Instagram und bei den Google-Bewertungen ist die Unzufriedenheit spürbar. Unter dem Absage-Post haben die Veranstalter die Kommentare kurzerhand gesperrt. Auf Google wird negativen Kommentarschreiberinnen und -schreibern mit rechtlichen Schritten gedroht.
Auf der Instagram-Seite des Hallenstadions steht der Post noch. Die Kommentare sind entnervt, frustriert und wütend: «Ehh kolleg aber sofort verlang ich mini 200.-!», schreibt jemand. «Sehr schlechter Service und total enttäuschend, da Hotel etc. für das Konzert schon gebucht waren», schreibt jemand als Bewertung auf Google.
«Ich fühle mich verarscht!»
Für Stefy C. unverständlich: «Ich fühle mich übers Ohr gehauen!» Die dreifache Mutter sucht nun Leute, denen dasselbe passiert ist. Gemäss Recherchen von Blick bleiben über 5000 Fans des Latino-Musikers auf den Kosten für ihre Tickets sitzen. «Entweder Rauw Alejandro kommt für ein Konzert in die Schweiz, oder ich bekomme mein Geld zurück!»
Stefy C. vermutet, dass das Hallenstadion nicht erwartungsgemäss gefüllt wurde und es dem Künstler «zu blöd» wurde. «Für mich ist klar: Der Veranstalter hat das Geld einkassiert und jetzt stehe ich da, ohne Konzert und ohne Geld.»
Blick versuchte mehrfach, den Konzertveranstalter per E-Mail und per Telefon zu erreichen. Das Management des Künstlers in London sagte am Telefon: «Sie müssen ihm auf Instagram schreiben, da gibt er am ehesten Antwort.» Für Blick war auch der Künstler nicht zu sprechen.
*Name bekannt