Zwei BMW-Sportwagen driften am helllichten Tag um einen Kreisel vor einer Autobahneinfahrt. Schaulustige sehen dem Spektakel zu, filmen die Szene und gehen damit in den sozialen Medien viral. So geschehen vor einigen Tagen in Abtwil SG.
Auch der Tiktok-Kanal von FM1 Today hat den Fall aufgegriffen. In einem Video kritisieren die Macher die Fahrer einerseits für die Gefährdung anderer Personen, andererseits machen sie sich über die Lenker der Sportwagen lustig. Denn: In einem der Videos ist die Autonummer des einen BMW klar erkennbar. «Boah, ist das dämlich», kommentiert der Moderator des Videos.
«Hatte keinerlei Risiken»
Jetzt konnte Blick den Fahrer des besagten Wagens ausfindig machen: Es handelt sich um den Waadtländer Noah B.* (21). «Das Video von FM1 ist reine Polemik», sagt er zu Blick. Ihm gehört der BMW, er sass auch beim Kreisel-Drift am Steuer. «Wir waren für ein Treffen von Autofans in Abtwil.» Dabei kam es zum umstrittenen Manöver beim Kreisel. «Klar kann das Driften gefährlich sein. Aber ich habe die Strasse davor gut kontrolliert, es hatte keinerlei Risiken. Kein Auto weit und breit.»
Ausserdem sei er erprobt im Driften. In Frankreich gebe es abgesperrte Rennplätze, auf denen er seine Fähigkeiten mit seinem 100'000-Franken-Wagen trainieren kann. «Da treffen wir uns mit Freunden und driften ein paar Runden. Doch in der Schweiz gibt es so etwas leider nicht.» Dabei wäre es laut B. gut, denn die Drifting-Community sei gross.
Kommentierende unterstützen Fahrer
Das zeigen auch die Kommentare unter dem Tiktok-Video: «Was ein geiler Drift» oder «Jeder Rentner ist gefährlicher» gehören zu den beliebtesten Kommentaren. Viele loben die Lenker für ihre Fähigkeiten und verteidigen sie. «Ihr seid doch nur eifersüchtig», schreiben mehrere Nutzer als Reaktion auf die Kritik. Doch es kommt auch Gegenwind auf.
Einige Kommentierende finden die Aktion total daneben. «Hoffentlich müssen sie den Führerausweis abgeben und bekommen ihn nie mehr zurück», schreibt ein Mann. Andere wiederum fragen sich, ob Driften überhaupt strafbar sei. Denn die Fahrer seien nicht schneller als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit unterwegs.
Fahrern droht Führerausweisentzug
Bei dieser Argumentation kann die Polizei nur schmunzeln. Roman Kohler von der Stadtpolizei St. Gallen stellt klar: «Driften auf öffentlichem Grund erfüllt einen Verstoss gegen das Strassenverkehrsgesetz, weswegen wir von uns aus Ermittlungen aufnehmen, wenn wir Kenntnis davon haben.» Die Strafe kann dabei von einer Busse bis zum Führerausweisentzug reichen.
Dem Waadtländer Lenker ist das scheinbar egal. Unter dem Video kommentiert er: «Ihr könnt mich auf dem Post markieren. Ich habe ja niemanden umgebracht.» Die Stadtpolizei hat bereits Ermittlungen gegen die Fahrer eingeleitet.
Sie greift bei ihren Ermittlungen auch auf das virale Video zurück. «In diesem Fall sind die Videoaufnahmen nach unserer Auffassung zulässig und können uns helfen.» Was genau den Lenkern vorgeworfen werden soll, sei Teil der laufenden Ermittlungen.
* Name geändert