«Ich dachte zuerst, es sei Nebel»
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Wisi Guntli aus Vilters GR:«Ich dachte zuerst, es sei Nebel»

Hausbewohner Wisi Guntli (76) in Vilters SG während Mittagsschläfchen von Feuer überrascht
«Anziehen und sofort raus! Das hat grusig gebrannt»

In Vilters SG brannte am Mittwochnachmittag ein Wohnhaus mitsamt Restaurant lichterloh. Die Bewohnerinnen und Bewohner können von Glück reden, dass allesamt unverletzt blieben. Einer davon, Wisi Guntli (76), hielt noch ein Schläfchen, als er merkte: Es brennt!
Publiziert: 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 20:41 Uhr
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Das Haus in Vilters SG brannte lichterloh.
Foto: Leserreporter

Auf einen Blick

  • Brand in Vilters SG: Alois Guntli (76) überlebt Hausbrand
  • Guntli erlebte bereits 1968 einen Hausbrand, niemand wurde verletzt
  • Früherer Aeuli-Wirt wurde 2017 in Sargans erschossen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandro ZulianReporter News

Am Mittwochnachmittag um 15.15 Uhr steht in Vilters SG ein Mehrfamilienhaus in Vollbrand. Der Rauch ist weitherum zu sehen, die Flammen schlagen aus dem obersten Stockwerk. Die Feuerwehr rückt mit einem Grossaufgebot aus, kann die Flammen unter Kontrolle bringen. Zu diesem Zeitpunkt schläft Alois «Wisi» Guntli (76) noch seelenruhig. «Ich habe ein Nachmittagsschläfchen gemacht», sagt der Rentner zu Blick. 

Als über ihm das Dach des Hauses lodert, denkt Guntli erst, es sei starker Nebel. «Um 15.30 Uhr schaute ich raus und sah, wie es brannte. Das hat grausig gebrannt, wie verrückt! Es war grauenhaft. So etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen.» Blick trifft den Bewohner des Hauses, in dem sich auch das Restaurant Aeuli befindet, am Tag darauf. Ungläubig schaut Guntli auf die Ruine, die über 20 Jahre lang sein Zuhause war. 

«Ich musste mich ganz schnell anziehen und nur noch raus aus dem Haus!», sagt Guntli. Gefürchtet habe er sich aber nicht, sagt Guntli: «Angst bekomme ich nicht so schnell.»

Es ist schon der zweite Brand für Guntli

Guntli und seine Schwester, mit der er im Aeuli gewohnt hatte, kommen jetzt bei Freunden unter. Erneut lässt der Rentner sein kehliges Lachen ertönen, als er zu seiner Zukunft gefragt wird. «Wir müssen schauen. Es könnte sein, dass wir bald in einem Wohncontainer neben dem Haus leben können.»

Fast ein Vierteljahrhundert wohnte Guntli hier. Jetzt liegt alles in Schutt und Asche, das Dach des Hauses wurde entfernt – wegen Einsturzgefahr, so die Kantonspolizei in ihrer Mitteilung vom Mittwoch. Wisi Guntli kann es immer noch nicht ganz fassen: «Dann machst du jahrelang zur gleichen Zeit dein Mittagsschläfchen. Plötzlich erwachst du und siehst das. Na, danke vielmals.»

Denn Guntli ist ein gebranntes Kind – fast wörtlich: «1968, da brannten mein Haus und Stall. Und jetzt das!» Vor fast 50 Jahren kam Guntli als junger Mann nach Hause: «Da war das Haus schon am Boden.» Eine glückliche Konstante blieb aber: Damals wie heute wurde beim Brand niemand verletzt.

Die Tiefkühlbox macht Guntli Sorgen

Während Guntli mit Blick spricht, geht es im Hintergrund los: Weiss gekleidete Mitarbeiter der Forensik der Kantonspolizei St. Gallen betreten das abgesperrte Gelände rundum das abgebrannte Haus. «Ah, jetzt geht die Fahndung rein», sagt Guntli. «Die finden schon raus, was hier passiert ist.» 

Liebend gern würde Guntli nämlich ins Haus. «Die Kühltruhe ist noch im Keller.» 24 Stunden bleibe die zwar auch ohne Strom kalt, aber nachher habe er Angst, dass es auftaut. Der Grund: «Ich habe noch frisches Gamsfleisch drin, das wäre schade. Das wäre sehr schade.»

Geschichtsträchtig ist das Aeuli in Vilters auch ohne den Brand: Hier wirtete bis 2017 ein Italiener, der im gleichen Jahr in Sargans SG erschossen wurde. Später wurde klar: Das 40-jährige Opfer des Tötungsdelikts und der 28-jährige Täter hatten beide mutmasslich Verbindungen in die Welt der organisierten Kriminalität – zur italienischen Verbrecherbande 'Ndrangheta.

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