Am Mittwochabend brannte das Hotel Acker im toggenburgischen Wildhaus SG nieder. Das Hotel wurde einst «Perle des Toggenburgs» genannt, stand aber seit 2001 leer und zerfiel immer mehr. Jetzt bleibt nur ein Haufen Asche.
«Der Schaden dürfte eine Million Franken übersteigen», schrieb am Donnerstagnachmittag Florian Schneider, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen. Die Brandursache: noch völlig unklar. «Auch Brandstiftung können wir nicht ausschliessen», sagt Schneider zu Blick.
«Die Fasnacht beginnt morgen»
Ludwig Gubler (69), Eigentümer des Hotel Acker in Wildhaus, er empfängt Blick in seinem Landgasthof Werdenberg zwischen Buchs SG und Grabs SG.
«Am Mittwochabend war ich am Fernsehschlafen, als ich plötzlich einen Anruf bekam», erzählt Gubler vom Abend des Grossbrandes. «Du, das Hotel brennt!», soll ein Kollege am Telefon gesagt haben. «Die Fasnacht beginnt morgen, lass mich in Ruhe», habe Gubler entgegnet. Der Kollege wollte ihm Fotos schicken, «doch ich bin noch altmodisch und habe kein modernes Handy.» Irgendwann sei Gubler aber in Richtung Wildhaus losgefahren.
Auf der Strasse habe ihn die Polizei mit Blaulicht überholt. «Wenn die jetzt auch den Berg hochfahren, dann könnte es schon sein», dachte sich der Eigentümer. «Als ich dann nach Wildhaus hochkam, sah ich es: lichterloh», beschreibt er den Abend. Das Gefühl, das er hatte, als er realisierte, was geschehen war: «Ich kann es Ihnen heute noch nicht sagen. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich studiert habe, wie das geschehen konnte.»
Es scheiterte immer an der Finanzierung
Ludwig Gubler hatte stets vor, dem altehrwürdigen Hotel neues Leben einzuhauchen. «Sie glauben nicht, wie viele Sitzungen ich schon hatte. Ein neues Hotel, eine Krebsklinik oder Eigentumswohnungen sollten dort oben schon hin.» Doch es scheiterte jeweils an der Finanzierung.
In der Zwischenzeit versuchte er alles, um die Brache sicher zu halten: «Wir haben Türen zugeschraubt, Gitter hingemacht, Plakate aufgehängt. Aber trotzdem sind die Leute eingebrochen.» Er habe sich immer davor gefürchtet, einen Anruf zu kriegen, dass jemand verunfallt sei. «Ich hoffe, die Polizei weiss bald mehr.»
Der abgebrannte Teil des Hotels Acker in Wildhaus SG wurde 1934 und 1935 wegen der explodierenden Nachfrage an «Fremdenzimmern» in der Region und trotz Hotelbauverbot errichtet. «Dieser Neubau mit seinen sieben Stockwerken darf wohl als eine der schönsten neueren Holzbauten im Kanton St. Gallen angesprochen werden», schrieb damals die «Schweizerische Bauzeitung». Seit 2001 stand es aber leer und zerfiel immer mehr.
Wilde Gerüchte
Die aktuelle Entwicklung öffnet allerlei Spekulationen Tür und Tor. In den Kommentarspalten und an den Stammtischen taucht immer wieder der Begriff «warmer Abbruch» auf. Das Gemunkel geht an Ludwig Gubler nicht spurlos vorbei. «Mir Brandstiftung zu unterstellen, ist eine absolute Frechheit!», entgegnet er scharf, als Blick ihn mit den Gerüchten konfrontiert. «15 Jahre lang habe ich eine Lösung gesucht und jetzt zünde ich es an? Ein absoluter Blödsinn wäre das.»
Nicht nachvollziehbar sei das darüber hinaus. «Den Ärger, der jetzt auf mich zukommt, bräuchte ich bestimmt nicht.» Auch der Zeitpunkt des Brandes deute nicht auf geplante Brandstiftung hin: «Sie glauben doch nicht, dass jemand um 18.30 Uhr da hochgeht und ein Hotel anzündet.» Für ihn sei der Brand ebenso unerklärlich, wie für alle anderen. Die Polizei hat noch während der Löscharbeiten Brandermittler aufgeboten. Wann die Resultate zu erwarten sind, ist noch unklar.
