Darum gehts
- Alex K. Fürer, Schlossherr und Philanthrop, verstirbt mit 93 Jahren
- Fürer war Unternehmer, Politiker und engagierte sich für Gossau SG
- 28 Jahre lang präsidierte er die Ortsbürgergemeinde und wurde 2010 Ehrenbürger
Schlossretter, Tiefkühlpionier, Philanthrop, Ehrenbürger. Alex K. Fürers (†93) Biografie ist einzigartig. Jahrzehntelang setzte er sich für seine Heimatgemeinde Gossau SG ein, politisierte eifrig, ermöglichte fast im Alleingang Bauprojekte und bekleidete unzählige Ehrenämter. Zu spätem – und streitbarem – Ruhm gelangte er in den vergangenen zwölf Jahren, weil er den Bau eines Alterszentrums in Gossau mit mehreren Einsprachen verzögerte – ganz zum Missfallen vieler in der Ostschweizer Gemeinde. Doch auch hier: Fürer handelte aus seiner Sicht ganz im Sinne seiner Heimatgemeinde.
Am Samstag ist Fürer verstorben. Ein Nachruf auf einen engagierten Bürger, wie man ihn heute nur noch sehr selten findet.
Alex K. Fürer kommt 1931 als einer von drei Brüdern im Haus seiner Familie auf die Welt. Sein Vater, Jacques Fürer, ist zu diesem Zeitpunkt Gemeindeammann in Gossau. Wie prägend der kleine Alex für das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde werden sollte, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch keiner.
Einzigartige Biografie
1958 übernimmt Fürer sein erstes Ehrenamt im OK eines Festspiels in Gossau. Drei Jahre später organisiert er das erste «Henessenfest» und sammelt damit Geld für den Bau eines neuen Pfadiheims. 1968 wird dieses eingeweiht. Doch dabei bleibt es nicht: 1971 wird er Präsident der damaligen Verkehrskommission, mit dem Ziel, das Gossauer Wahrzeichen «Schloss Oberberg» zu modernisieren. Fürer sammelt dank Stiftungen und privaten Spenden rund 750’000 Franken unter anderem für einen Aussenlift und überführt die damalige Genossenschaft in den noch heute tätigen «Förderverein Schloss Oberberg».
Von 1973 an präsidiert Fürer die Ortsbürgergemeinde fast 28 Jahre lang. Er politisiert für die CVP (heute: Die Mitte) und nimmt weitere Ehrenämter an, sei es beim Tennisclub oder in der Stadtmusik. Bevor er sich 2008 von allen seinen Ämtern zurückzieht, gelingt ihm noch ein weiterer Coup: 2006 verhindert er die Auflösung der Ortsbürgergemeinde in Gossau.
2001 erhält er den «Gossauer Preis», 2010 wird er zum Ehrenbürger ernannt, damals als eine von nur acht Personen in der Geschichte der Gemeinde.
Erfolgreicher Unternehmer
Weil man von Ehrenämtern alleine aber nicht leben kann, legt Fürer parallel dazu eine steile Karriere in der Wirtschaft hin: Er arbeitet für Food-Giganten wie Nestlé oder Frisco in Leitungspositionen und wird Generaldirektor von Hero Schweiz. 1981 macht er sich gemeinsam mit seiner Ehefrau selbständig und gründet die Delico AG. Mit importierten Tiefkühlprodukten wie Apfelküchlein und Windbeuteln macht sich die Firma einen Namen weit über die Landesgrenzen hinaus. Schon kurz nach der Firmengründung, ab 1982, amtet Fürer fast 14 Jahre lang als persönlicher Berater des Discounter-Pioniers und Denner-Besitzers Karl Schweri.
Daneben bleibt Fürer stets Philanthrop. Er war im Präsidium der Caritas Schweiz tätig und engagierte sich auch noch im fortgeschrittenen Alter für die Stiftung Symphasis.
Sein letzter politischer Kampf
Während er sich sein ganzes Leben hindurch als «Ermöglicher» auszeichnete, galt sein letzter politischer Kampf überraschenderweise der «Verhinderung» eines Bauprojektes. Nach einer Volksabstimmung im Jahr 2013, verzögert er den Bau eines geplanten Alterszentrums mit seinen Einsprachen bis heute. Auch wenn ihm das den Unmut der Gossauer Politik einbrachte, betonte er in unzähligen Interviews, dass er im Sinne seiner Heimatgemeinde handle.
Mitten in seinem Kampf gegen das Alterszentrum ist Fürer am vergangenen Samstag verstorben. Sein Kampf dagegen wird den umtriebigen Gossauer aber wohl noch lange überdauern. Wie die Gemeinde Gossau auf Anfrage bestätigt, war er nämlich nicht der einzige Einsprecher. Mit der familiengeführten Immobilienfirma KFK Immobilien AG, hat auch eine sogenannte juristische Person Beschwerde eingelegt. «Da hat Herr Fürer alles richtig gemacht», sagt Nicolai Brugger, ein auf Baurecht spezialisierter Anwalt der Kanzlei Notter Advokatur & Notariat AG gegenüber Blick, «die Beschwerde wird so quasi mit den Aktien an den Rechtsnachfolger vererbt. Die AG verliert damit ihre Parteistellung nicht.»
So oder so, wird sein Leben noch lange nach seinem Tod in Gossau nachhallen.