Demonstranten aus der ganzen Schweiz angereist
Eritrea-Festival in Oberuzwil SG abgesagt

Trotz Warnungen der Behörden sollte in Oberuzwil ein Eritrea-Festival stattfinden. Nun wurde die Feier doch noch abgesagt. Demonstranten aus der ganzen Schweiz waren angereist und hatten die Polizei in Alarmbereitschaft versetzt.
Publiziert: 02.09.2023 um 19:25 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2023 um 19:28 Uhr
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Das Eritrea-Festival in Oberuzwil SG, welches am Samstagnachmittag hätte stattfinden sollen, wurde abgesagt.
Foto: KAPO ST. GALLEN

In Oberuzwil im Kanton St. Gallen hätte am Samstagnachmittag das Eritrea-Festival stattfinden sollen. Dafür versammelten sich Anhänger des Diktators Isayas Afewerkis (77), um an den Beginn des Unabhängigkeitskrieges zu gedenken.

Die Situation drohte allerdings zum Pulverfass zu werden. Denn das Festival kam nicht bei allen gut an. So sind mehrere Dutzend Menschen aus Eritrea aus der ganzen Schweiz angereist, um die Feier zu stören, zu unterbrechen und zu verhindern.

«Fest ist nicht durchführbar»

Im Hinblick auf drohende Gewaltexzesse hat der Veranstalter nun die Reissleine gezogen und die Feier abgesagt. «Die Veranstalter haben eingesehen, dass ihr Fest nicht durchführbar ist», sagt Marina Menzi, Mediensprecherin der Kantonspolizei St. Gallen.

Darüber, dass die Situation eskalieren könnte, war der Vermieter des Festivals von der Polizei bereits vor dem Fest gewarnt worden. Trotzdem beschloss dieser, wie geplant weiterzumachen. «Diese Leute kommen jedes Jahr. Da passiert schon nichts», sagt er gegenüber dem «Tagblatt».

Mitglieder der brutalen Eri-Blood-Gruppe gesichtet

Laut mehreren Augenzeugen ist zudem bekannt, dass auf dem Festgelände einige suspekte Gestalten anwesend sind. Darunter etwa Anhänger der regimetreuen Gruppe Eri Blood. 

Die Gruppierung vollzieht auf Geheiss der eritreischen Regierung überall in Europa kriminelle Handlungen und geht gegen Regime-Gegner vor. Unter Experten gilt die Gruppe deshalb als sehr gefährlich und lässt sich gar mit der russischen Söldner-Truppe Wagner vergleichen. Auch in der Schweiz gelangte Eri Blood schon mehrfach ins Visier der Behörden. 

Rund 500 Demonstranten vor Festivalgelände

Die Kantonspolizei St. Gallen war mit einem Grossaufgebot vor Ort präsent und führte an den Autobahnausfahrten Personenkontrollen durch. In Oberbüren etwa wurden ein Dutzend Fahrzeuge angehalten und die Insassen kontrolliert. Gegen alle Personen verhängte die Polizei im Anschluss ein 24-stündiges Rayonverbot.

Viele der angereisten Personen waren erbost über das Verhalten der Polizei. Viele wollten statt an der Autobahnausfahrt in Uzwil zu warten, direkt weiter zum Festival-Gelände fahren. «Wir glauben der Polizei nicht, dass das Festival abgesagt ist! Wir wollen das selber sehen», sagte eine junge Frau gegenüber dem «Tagblatt».

Trotz der Polizeikontrollen versammelten sich schlussendlich doch rund 500 Demonstranten in Oberuzwil. Mittels Hunden, Schlagstöcken und Schutzschildern schafften es die Beamten, die Menge zum Bahnhof umzuleiten.

Auch in Israel kam es zu wüsten Szenen

Es ist nicht das erste Mal, dass die umstrittenen Eritrea-Festivals für negative Schlagzeilen sorgen. Erst am Samstagmorgen war es in der israelischen Küstenstadt Tel Aviv zu schweren Zusammenstössen zwischen der Polizei und Migranten aus Eritrea gekommen. Dabei wurden mindestens 150 Menschen verletzt. Hunderte Eritreer protestierten am Samstag vor der Botschaft ihres Landes gegen die dortige Regierung und durchbrachen dabei auch Absperrungen der Polizei, wie israelische Medien berichteten. 

In der Botschaft sollte Medien zufolge am Samstagnachmittag eine Veranstaltung stattfinden. Die Demonstranten hätten die Polizei zuvor darum gebeten, diese abzusagen und andernfalls vor Gewalt gewarnt. Die Regierungsgegner randalierten demnach auch im Saal der Botschaft, in dem die Veranstaltung stattfinden sollte. Es habe zudem Konfrontationen zwischen Anhängern und Gegnern der eritreischen Regierung gegeben.

Laut Polizei waren unter den Verletzten auch mindestens 27 Beamte. Sicherheitskräfte hätten 39 Demonstranten verhaftet. Am späten Nachmittag beruhigte sich die Lage wieder. (ced)

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