Sporthändler Reto Stamm (54) nimmts mit Otto’s auf
Bei ihm gehen die Preise in die Hocke

Der Ostschweizer Sporthändler Reto Stamm sagt, dass er die Preise von Otto's unterbietet. Das lässt sich der Warenpostenverkäufer nicht gefallen.
Publiziert: 07.11.2016 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2018 um 13:34 Uhr
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Der Chef in seinem Reich: Reto Stamm verkauft 90 Prozent seiner Ski übers Internet.
Foto: Philippe Rossier
Patrik Berger und Ulrich Rotzinger

Starker Franken, Einkaufstourismus und teure Einkaufspreise für Schweizer Händler machen den Betreibern Schweizer Wintersport-Läden zu schaffen. Der Konkurrenzkampf ist pickelhart.

Mit Billigpreisen mischen nun auch branchenfremde Anbieter wie Otto's mit, wie BLICK in den letzten Wochen berichtete. Die Branche ist in Aufruhr.

«Alle müssen sich warm anziehen»

Reto Stamm (54), Inhaber der Firma Sportliquidation.ch mit Sitz in Weinfelden TG, ist seit 1979 im Sporthandel tätig. «Unsere Branche ist eh schon im Umbruch», sagt er im Gespräch mit BLICK. «Und jetzt kommt auch noch der französische Gigant Decathlon in die Schweiz. Da müssen sich alle warm anziehen.»

Noch macht ihm aber vor allem Warenpostenverkäufer Otto's zu schaffen. Chef Mark Ineichen (45) versucht, den Skimarkt zu erobern. Mit Parallelimporten und massiven Rabatten.

Stamm fuchst es, dass sich Ineichen als grosser Billiganbieter aufspielt. «Dabei sind wir billiger als Otto's», behauptet er keck.

Stamm nennt ein paar Beispiele aus dem Ski-Bereich: Head Supershape i.Speed. Offizieller Preis für die Ski: 949 Franken. Bei Otto's kosten sie 679, bei Stamm 599 Franken. Oder der Atomic Redster Doubledeck 3.0 SL: 1099 Franken offiziell, bei Otto's 749 und bei ihm 699 Franken. Oder der Fischer RC4 Worldcup SC Powerrail: Statt 899 Franken verlangt er 599 Franken (Otto's 649 Fr.).

Kritik an die Adresse von Otto's-Chef

Was Stamm und weitere befragte Händler massiv stört, aber niemand Ineichen laut vorwerfen will: Der Otto's-Chef unterhält neben seinen 19 Sherpa-Läden auch zwei Outlets für diese Outdoormarke. Die Outlets hänge er aber nicht an die grosse Glocke. Und sowieso schliesse er für Sherpa bewusst Billigpreise aus.

Der Otto's-Chef weist die Kritik zurück: «Natürlich mache ich in den Regionen meiner Outlets Werbung für Sherpa. Und in meinen Warenpostenläden gibt es die Outdoor-Marke günstiger als in den Sherpa-Läden», sagt Ineichen.

Und was die Skipreise des Händlers anbelange, seien das einzelne Produkte, die ein paar Franken günstiger als bei ihm angeboten würden. «Über unser ganzes Wintersportsortiment gesehen, sind unsere Preise unschlagbar», sagt Ineichen.

1000 Paar Ski pro Jahr

Stamm behauptet, er verkaufe pro Jahr so viele Ski wie Otto’s mit einem seiner sechs Outlets. Wenn dem so ist, wären es gegen 1000 Paar Ski. Sein Geschäft wächst jährlich um 15 Prozent. 

Stamm deckt sich bei konkursiten Firmen in der Schweiz ein, kauft Restposten bei befreundeten Händlern. Namen will er keine nennen. Oder er bezieht gewisse Marken in Deutschland, Österreich, Italien oder im Osten. «Pro Paar kann ich so 90 Franken günstiger einkaufen», erklärt er. In der Schweiz zahle er «im Schnitt 20 Prozent mehr, als wenn ich meine Ski im Ausland beziehe», sagt er.

Kunden schauen nur auf den Preis

Denn: «Die Preise sind im Keller!» Kinderski führt Stamm deshalb gar keine mehr. Zumal die Margen ständig sinken würden. «Wer heute im Laden nicht 15 bis 20 Rabatt gewährt, bleibt auf seiner Ware sitzen», weiss er.

«Der Preisdruck ist enorm.» Von den Herstellern fordert er ein Entgegenkommen. «Sonst müssen in der Schweiz Dutzende Sporthändler ihr Geschäft aufgeben.»

Die Kunden seien in den letzten Jahren preissensitiver geworden. «Sie schauen nur noch auf den Preis. Und vergessen, dass auch Beratung, Service, Versicherung und ein Rückgaberecht im Sportgeschäft etwas kosten.»

Sportliquidation.ch setzt 90 Prozent online um. Zehn Prozent im Laden in Weinfelden. 300 bis 400 Paar Ski sind an Lager. Zwei Drittel davon aktuelle Ware, der Rest Artikel aus dem Vorjahr. Im Internet sind fast nur Ski und Snowboards erhältlich. «Da haben wir praktisch keine Retouren.»

«Wollen keinen Zalando-Effekt»

Auf den Onlineverkauf von Kleidern, Skibrillen oder Schuhen verzichtet Stamm bewusst. «Wir wollen keinen Zalando-Effekt. Bei Kleidern kommt über die Hälfte zurück. Das bereitet uns nur Aufwand und kostet Geld», sagt er.

Zudem würden der Branche zunehmend auch Discounter wie Aldi und Lidl Konkurrenz machen. «Sie bieten Skihosen und -jacken zu Preisen an, mit denen wir schlicht nicht mithalten können.» 

Trotz allem Ärger über Otto's und die Hersteller: Die Geschäfte laufen gut. «Im Oktober haben wir online 50 Prozent mehr verkauft als im Vorjahr.» 

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