«Man muss trittsicher und schwindelfrei sein»
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Chefin Alpinrettung Appenzell:«Man muss trittsicher und schwindelfrei sein»

Schon zwei Tote im Juni im Alpstein – Blick unterwegs mit Wanderern
«Ich habe den Weg unterschätzt!»

Gleich zwei Tote waren zuletzt im Alpstein auf dem beliebten Wanderweg zwischen Seealpsee und Restaurant Aescher zu beklagen. Für die zuständige Rettungschefin war viel Pech und Zufall im Spiel. Fakt ist aber auch, dass sich viele Berggänger überschätzen.
Publiziert: 21.06.2021 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2021 um 08:20 Uhr
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Im Alpstein verunglückten vor kurzem zwei Berggänger zwischen Seealpsee und Aescher tödlich. Für Rettungschefin Irène Inauen-Kern (52) aus Weissbad AI war bei den Unglücksfällen sehr viel Pech und Zufall im Spiel.
Foto: STEFAN BOHRER
Marco Latzer

Wundervolle Gebirgspanoramen, malerische Bergseen. Die Idylle im Ostschweizer Alpsteingebiet lockt die Touristen jeden Tag in Scharen an. Nachdem Appenzell-Innerrhoden schon 2020 als einziger Kanton seine Übernachtungszahlen steigern konnte, blüht dem kleinsten Schweizer Kanton nun ein weiteres Rekordjahr.

Bei aller Schönheit: Wer sich auf Wanderferien im eigenen Land einrichtet, geht auch Risiken ein. Allein auf dem Wanderweg, der die beliebten Destinationen Seealpsee und Bergrestaurant Aescher miteinander verbindet, waren zu Monatsbeginn zwei Tote zu beklagen.

«So etwas kann jedem passieren!»

Eine Deutsche (†57) und ein Berner (†41) stürzten an unterschiedlichen Stellen das teils sehr steile Gelände hinunter. Beide Berggänger konnten nur noch tot geborgen werden. «Da war sehr viel Pech im Spiel. Und dass es jetzt zwei Mal hier passiert ist, ist sicher auch etwas Zufall», ist Irène Inauen-Kern (52) überzeugt.

«Wenn Trittsicherheit oder Aufmerksamkeit fehlen, kann so etwas jedem passieren», sagt die Rettungschefin der Alpinen Rettung Appenzell. «Es gilt, sich der Eigenverantwortung bewusst zu sein und mögliche Risiken zu minimieren», sagt die ehrenamtlich engagierte Inauen-Kern.

Gute Vorbereitung ist die halbe Miete

Was sie damit meint: Gutes Schuhwerk mit ausreichendem Profil, genügend Wasser und Regenschutz im Gepäck sowie rechtzeitiges Einholen von Informationen zu Strecken- und Wetterbedingungen. Dazu gilt es, die eigenen Fähigkeiten samt Kondition richtig einzuschätzen.

Dass dies nicht allen gleich gut gelingt, zeigt ein Augenschein von Blick auf dem zuletzt schlagzeilenträchtigen Pfad zwischen Seealpsee und Aescher. «Es war strenger als gedacht, auch weil ich ausser Form bin», sagt Roberto Moruzzi (51) aus St. Gallen.

Touristen neigen zur Selbstüberschätzung

Der Familienvater ist mit seinen Buben Luca (7) und Matteo (10) unterwegs und gesteht sichtlich ausser Atem: «Es war unser Ziel, einmal den Aescher zu sehen. Dafür wollten wir die kürzestmögliche Strecke gehen, maximal drei Stunden. Ich habe den Weg unterschätzt.»

Natalia Hunziker (43) aus Buchs AG, zusammen mit Gatte Roger (58) und den Söhnen Dimitri (5) und Stephan (13), ergeht es ähnlich: «Ab und zu war es richtig streng und stellenweise hatte ich auch Angst um die Kinder. Trotzdem war es cool, spannend und auch ein bisschen extrem.»

Mit Flipflops an den Füssen zum Seealpsee

Gar mit Flipflops unterwegs ist Simon Braun (41) aus Romanshorn TG. Allerdings nur auf der steilen, aber mehrheitlich asphaltierten Strasse zum Seealpsee. Er sei schon mehrfach im Alpstein gewesen und habe sein Schuhwerk gezielt ausgesucht, so der gebürtige Deutsche. «Es funktioniert sehr gut, und ich kann es nur empfehlen, weil man so keine schwitzigen Füsse bekommt!»

Nicht immer lasse sich aus der Ferne sagen, ob die Ausrüstung angemessen sei, so Rettungschefin Irène Inauen-Kern. Wenn die Leute bereits am Berg stünden, sei es ohnehin schon zu spät, um einzugreifen.

«Ich achte am Weg mehr auf Leute, die so aussehen, als würden sie Tipps benötigen. Und mache sie auf Risiken aufmerksam, wenn ich beispielsweise sehe, wie jemand mit Turnschuhen in ein Schneefeld laufen möchte», sagt Inauen-Kern.

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