Im Kanton St. Gallen sind zurzeit 30 von 40 Betten auf den Intensivstationen belegt, davon 22 mit Covid-Patienten. Im Kantonsspital St. Gallen sei die Lage besonders prekär, wie «FM1 Today» berichtet.
Alle Betten auf der Intensivstation sind belegt – und alle mit ungeimpften Personen, wie der Pfleger Gerald M.* dem Medium erzählt. «Wir haben im Moment keinen einzigen geimpften Patienten auf unserer Station. Insgesamt liegt der Anteil der ungeimpften Covid-Patienten während der letzten Wochen auf unserer Intensivstation bei über 90 Prozent.»
Pflegepersonal verliert Verständnis gegenüber Ungeimpften
Das Verständnis der Pflegenden gegenüber Ungeimpften nehme ab, erläutert M. weiter. «Am Anfang konnte ich besser damit umgehen, wenn es aber immer wieder dasselbe ist, geht einem irgendwann die Geduld aus. Natürlich betreue ich alle Leute gleich und auf demselben Level, aber es ist ganz viel Unverständnis vorhanden.» Er könne nicht nachvollziehen, weshalb man sich nicht impfen lasse – schliesslich gebe es keine besser überwachte Impfung.
Auch habe sich die Lage im vergangenen Jahr kaum geändert. Bis auf das fehlende Personal. «Unser Team ist so krass geschrumpft, dass wir der Arbeitsbelastung kaum standhalten können. Viele haben relativ frisch nach der Ausbildung die Station wieder verlassen und sich umorientiert», schildert M. die Situation. Eine Verschnaufpause wird dem Pflegepersonal nicht gegönnt: «Wenn wir Patienten verlegen, haben wir in kürzester Zeit schon den nächsten da. Das frisst Nerven.»
Belastend seien die langen Schichten, die hohe Konzentration und der psychische Stress. «Ich könnte mich auf Tonband aufnehmen, es wiederholt sich alles immer wieder, und die Erholung fehlt. Den Gedanken, sich etwas anderes zu suchen, ich glaube, den haben gerade viele.» Ans Aufhören denkt M. selbst aber nicht. «Unter dem Strich ist es immer noch ein sehr interessanter, vielseitiger Job.» (chs)
*Name bekannt