«Man merkt doch nicht, ob jemand Schnupfen hat»
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Jetzt redet das Brautpaar:«Man merkt doch nicht, ob jemand Schnupfen hat»

Nach Corona-Hochzeit von Schwellbrunn AR – jetzt wehrt sich das Brautpaar
«Man merkt doch nicht, ob jemand Schnupfen hat»

Die Vorwürfe sind massiv. In Schwellbrunn AR soll ein Brautpaar eine regelrechte Corona-Hochzeit gefeiert haben. Jetzt melden sich die Frischvermählten exklusiv im BLICK zu Wort – und wehren sich gegen die Anschuldigungen des Kantons.
Publiziert: 27.10.2020 um 19:35 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2020 um 20:39 Uhr
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Nach einer Hochzeit mit über 200 Gästen in Schwellbrunn AR wurden mehrere Gäste und die Braut positiv auf Corona getestet.
Foto: Céline Trachsel
Céline Trachsel und Nicolas Lurati

Es sollte der schönste Tag in ihrem Leben werden – und brachte doch viel Ärger. In Schwellbrunn AR mutierte die Hochzeitsfeier eines einheimischen Brautpaars vor zweieinhalb Wochen zur Corona-Party, die für unzählige Fälle in Appenzell Ausserrhoden gesorgt haben soll. Der Kanton ging mit den Frischvermählten hart ins Gericht. So meldete die Gesundheitsdirektion, dass am Fest die «Hygiene- und Abstandsregeln» nicht eingehalten wurden. «An der Veranstaltung haben mehrere Gäste mit Symptomen teilgenommen», so Gesundheitsdirektor Yves Noël Balmer.

Zu Fehlverhalten sei es vor allem nach dem Fest gekommen: «Das Brautpaar hatte uns im Anschluss der Hochzeit nicht kontaktiert und uns die Liste der Hochzeitsgäste nicht proaktiv zukommen lassen.» Die Hochzeitsgäste gingen also ohne Quarantäne weiter ihrem Alltag nach: Arbeit, Freizeit, Vereine.

Brautpaar bezieht erstmals Stellung

Gegenüber BLICK nehmen die Frischvermählten nun exklusiv Stellung zu den Vorwürfen. So sagt der Bräutigam (24): «Wir erleben derzeit viele Anfeindungen – und es werden Gerüchte erzählt, die nicht stimmen.» So habe das Ehepaar weder vor noch während des Festes Kenntnis über positive Corona-Fälle unter seinen Gästen gehabt. Die Braut (27) dazu: «Konkret hatten zwei Personen am Dienstagabend nach unserer Hochzeit erste Corona-Symptome.» Sie selber habe dieselben Anzeichen am Mittwoch bei sich festgestellt. «Alle gingen zum Test. Das positive Resultat lag am Freitag vor – also fast eine Woche nach unserer Hochzeit.»

Dass erkältete Personen an ihrem Fest gewesen seien, davon habe man nichts mitbekommen: «Es war ein Fest mit 200 Gästen, da merkt man als Brautpaar doch nicht, ob jemand Schnupfen hat.»

Damals noch keine speziellen Auflagen

Für die Hochzeit habe man auch keine Auflagen erhalten: «Wir hatten vorgängig Kontakt mit den kantonalen Stellen, doch für Feste unter 300 Personen wurden zur damaligen Zeit keine speziellen Massnahmen verlangt», so die Braut. Selbstverständlich habe das Brautpaar dann aber alle Gäste-Angaben der Gesundheitsdirektion ausgehändigt.

Die Frischvermählte wurde einen Tag nach dem positiven Testresultat vom Contact-Tracing-Team angerufen. «Ich wurde nach meinen Kontakten in den letzten 48 Stunden vor dem Auftreten meiner ersten Symptome gefragt», so die Braut. «Deshalb habe ich wahrheitsgemäss angegeben, wo ich am Montag und Dienstag war.» Doch die verhängnisvolle Hochzeitsfeier erwähnte sie nicht. Denn: «Angaben zum Samstag wurden nicht verlangt.»

Von Corona-Geheimabsprachen will man nichts wissen

Auch kolportierte Geheimabsprachen unter den Gästen, sich nicht testen zu lassen, um eine Quarantäne zu umgehen, seien dem Paar nicht bekannt. Der Ehemann dazu: «Es ist einfach sehr dumm gelaufen. Aber uns als verantwortungslos hinzustellen, ist nicht fair.» Es sei sicher kein böser Wille gewesen. «Vor zwei Wochen war in unserer Gemeinde auch noch nie die Rede von Ansteckungen.» Seine Frau fügt an: «Wir hoffen, dass nicht alle Infektionen in Schwellbrunn auf unsere Hochzeit geschoben werden.»

Die Hochzeit werde man sicher in Erinnerung behalten: «Auch wenn wir im Nachhinein die Folgen sehr bedauern.»

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