Der rechte Arm von Mirjam B.* (14) ist mit tiefen Fleischwunden überzogen. Eine dicke Bandage schützt die Verletzungen, wenn sie heute nach neun Tagen im Spital wieder nach Hause darf. Doch die Angst kann sie ihr nicht nehmen. Mirjam kann nachts nicht mehr schlafen. «Wenn ich auf die Toilette muss, habe ich Angst, dass der Hund irgendwo aus dem Schatten kommt und angreift», sagt sie zu BLICK.
Der blutige Angriff von Rottweiler-Rüde Eik (3) geschah am 6. Juni unweit des Campingplatzes Idyll in Altenrhein SG. Mirjams Mutter, Sandra B.*, erzählt: «Freunde der Familie fragten, ob wir sie besuchen kommen, da wir ihren Wohnwagen noch nie gesehen hatten.»
Die dritte Runde wird ihr zum Verhängnis
Mirjam liebt den Hund der Bekannten, will mit ihm spazieren gehen. Die ersten zwei Runden begleitet sie Hundebesitzer Oliver H.* (40). Mirjam will eine weitere mit Eik anhängen – alleine.
«Er war an der Leine und schnupperte hinter einem Bänkli. Dann kam er hervor, blickte mich an und hatte plötzlich diese schwarzen Pupillen und einen scharfen, bösen Blick. Ich wusste: Jetzt greift er mich an», schildert Mirjam. Der Rüde springt an ihr hoch, beisst ihr durch die Jacke in den Unterarm. «Ich schrie und liess die Leine fallen, doch er bellte und knurrte tief, biss immer wieder zu.» Der Hund lässt nicht von ihr ab, umkreist sie, beisst auch in Oberschenkel und Rücken und schnappt unentwegt nach dem Arm.
«Er zog mich in ein Feld – wie eine Beute. Ich dachte nur, dass ich nicht hinfallen darf.» Der Angriff dauert über 20 Minuten! «Ich hatte Todesangst», sagt Mirjam. «Ich dachte, ich würde meine Mutter nie mehr sehen.»
Augenzeugen griffen nicht ein
Passanten sehen tatenlos zu. «Eine Velofahrerin sah mich an. Doch obwohl ich um Hilfe rief, fuhr sie weiter», erinnert sich der Teenager. Erst nach rund zehn Minuten ruft jemand die Polizei. «Doch niemand nahm den Hund von mir weg. Alle hatten Angst.» Erst die Polizisten ergreifen das Tier. Doch Mirjams Arm ist zerfetzt.
Der Schock sitzt tief. Mutter Sandra: «Das Schlimmste ist, dass sich der Hundebesitzer nur knapp entschuldigte.» Sie ist überzeugt: «Der Hund ist nicht schuld, sondern der Besitzer. Er schlägt Eik, ich habe es mit eigenen Augen gesehen.» Vielleicht sei es ein Geräusch der Leine gewesen, welches das Tier zum Angriff bewog. «Und meine Tochter war ein leichtes Opfer, um sich endlich mal zu wehren.»
«So was hat er noch nie gemacht»
Gegenüber BLICK wehrt sich Hundebesitzer Oliver H.: «Ich würde meinen Hund nie schlagen. Er ist mein Ein und Alles. Eik ist total lieb und unproblematisch mit Kindern – so was hat er noch nie gemacht.»
Zudem gehorche er ihm aufs Wort: «Das Mädchen machte irgendeinen Fehler. Ich kann mir das nicht anders erklären.» Er habe seither ebenso schlaflose Nächte. «Ich befürchte, dass mein Hund eingeschläfert wird.»
* Namen geändert